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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 105
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sehen Stadt Novara gebürtige Theologe und Lehrer an der Domschule zu Paris (gestorben
1160) hatte in Sentenzen, d.h. aus Zitaten der Heiligen Schrift und der Kirchenväter, vor allem
aus den Werken des heiligen Augustinus, eine systematische Theologie in dialektischer Methode
mit These und Gegenthese zusammengestellt. Sie enthielt in vier Büchern eine Glaubenslehre
: I. Trinitätslehre, II. Schöpfung, III. Menschwerdung, IV. Sakramentenlehre und Es-
chatologie. Diese Sammlung war das wichtigste theologische Handbuch der Scholastik im
Spätmittelalter und wurde von theologischen Lehrern kommentiert und ausgelegt.

Fischer edierte 1492 zunächst eine Ausgabe mit den Erläuterungen des Heinrich von Gori-
chen und den Thesen des Thomas von Aquin.31 Zu einem Erfolg wurde jedoch die Ausgabe der
Sentenzen des Lombarden mit dem Kommentar von Bonaventura. Bonaventura (1221-1274) -
eigentlich Johannes Fidanza - war einer der führenden Theologen des Mittelalters, lehrte in Paris
, wurde später General, Erneuerer des Franziskanerordens sowie Bischof von Albano.32 Kilian
Fischer konnte mit dem Basler Buchführer Wolfgang Lachner einen Vertrag über die Lieferung
von 200 Bücher Bonam Venturam abschließen.33 Diese Ausgabe war zwei Jahre zuvor
bereits bei Anton Koberger in Nürnberg erschienen.

1494 folgten die beiden Hauptwerke des abendländischen Kirchenlehrers Augustinus (354-
430): „De civitate Dei" (Über den Gottesstaat) und „De trinitate Dei" (Von der Dreifaltigkeit
Gottes).34 Diese Schriften des Augustinus waren für die Theologie und Philosophie des Mittelalters
maßgebend.

Auch bei den im Jahre 1494 folgenden Werken Kilian Fischers handelte es sich um Bearbeitungen
und Interpretation klassischer Werke des Mittelalters: Von Petrus Tartaretus, einen
Magister der Pariser Universität, edierte er einen Kommentar der Summula des Petrus Hispa-
nus. Hier handelt es sich um ein Handbuch der Dialektik des portugiesischen Gelehrten, Bischofs
von Porto und späteren Papstes Johannes XXI. (1210-1277), das im Mittelalter weite
Verbreitung fand.35 Vom gleichen Autor stammen auch Interpretationen von Texten des Aristoteles
.36 Diese Werke waren im Mittelalter Grundlage der Unterweisungen in der Artistenfakultät
. Das Studium in der Artistenfakultät gliederte sich in das Trivium von Grammatik, Rhetorik
, Dialektik, also den philologischen und philosophischen Fächern und dem Quadrivium
von Arithmetrik, Geometrie, Musik und Astronomie, also den mathematisch-naturwissenschaftlichen
Fächern. Die Abschlüsse in der Artistenfakultät als der philosophischen Fakultät
war die Voraussetzung für die Zulassung zu den drei übrigen Fakultäten: Theologie, Jura und
Medizin.

Herausgeber der beiden Ausgaben bei Kilian Fischer war Martin Molenfeld, der aus Livland
stammte, in Freiburg 1498 zum Doktor der Theologie promovierte und später Rektor der Universität
wurde. Hier wird zum ersten Mal eine Zusammenarbeit des Druckers Fischers mit dem
Lehrkörper der Freiburger Universität sichtbar.

31 Petrus Lombardus: Sententiarum libri IV. Cum conclusionibus Henrici de Gorichem et problematibus S. Tho-
mae. Freiburg um 1492 (Sack [wie Anm. 11 ], Nr. 2800; ISTC ip00494000).

32 Petrus Lombardus: Sententiarum libri IV. Kommentiert von Bonaventura. Hg. von Johannes Beckenlaub.
Freiburg, nach dem 2. Mai 1493 (Sack [wie Anm. 11], Nr. 2802; ISTC ip00487000).

33 Stehlin (wie Anm. 19), Nr. 866; Grimm (wie Anm. 16), S. 1366.

34 Aurelius Augustinus: De civitate Dei. Kommentiert von Thomas Waley und Nicolaus Trivet. Freiburg 1494
(Sack [wie Anm. 11], Nr. 357; ISTC iaOl 246000); Aurelius Augustinus: De trinitate. Kommentiert von Thomas
Waley und Nicolaus Trivet. Freiburg 1494 (Sack [wie Anm. 11], Nr. 392; ISTC iaO 1346000).

35 Petrus Tartaretus: Expositio in summulas Petri Hispani. Hg. von Martin Molenfeld. Freiburg 1494 (Sack
[wie Anm. 11], Nr. 3339; ISTC U003300).

36 Petrus Tartaretus: Expositio super textu logices Aristotelis. Hg. von Martin Molenfeld. Freiburg 1494 (Sack
[wie Anm. 11 ], Nr. 3336; ISTC it()038000).

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