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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 110
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Zahlung, di noch nit volendt ist annemen müssen.56 Er taucht dann 1486 urkundlich beim Freiburger
Gerichtsschreiber Urban Vogler auf.57 In den Jahren 1492 bis 1496 führte er das Herrschaftsrechtsbuch
der Stadt Freiburg in der Nachfolge Voglers.58 Damit hatte er die Funktion
eines stellvertretenden Gerichtsschreibers. Er bestritt sein Einkommen aus den Gebühren für
die Urkunden.59

Die Tätigkeit als städtischer Schreiber und der Umgang mit Urkunden und ihren häufig wiederkehrenden
gleichlautenden Texten, das daraus resultierende Projekt eines praktischen Kanzleihandbuches
mit Musterverträgen, veranlassten ihn, eine Druckerwerkstatt einzurichten.
Diese betrieb er wohl durch angestellte Drucker, genau wie auch sein Konkurrent Kilian Fischer
Jakoben, den Drucker beschäftigt hatte.60 Mit dem „Spiegel der wahren Rhetorik" begann
am 11. Dezember 1493 seine Arbeit als gelehrter Buchdrucker in Freiburg (Abb. 1 und 2). Sein
Werkverzeichnis mit heute neun bekannten Inkunabeln und 17 Einblattdrucken bis 1500 bezeugt
„eine nicht unbeachtliche, ja rege Drucktätigkeit, deren intellektuelles Profil seine Einbindung
in den deutschen Frühhumanismus eindrücklich aufweist".61 So betreute er Werke von
Jakob Mennel und vor allem von Jakob Locher, der in dieser Zeit einen Lehrstuhl für Rhetorik
und Poesie an der Freiburger Artistenfakultät innehatte. Kontakte als Gerichtsschreiber zur
Stadt Freiburg und damit auch zur Kanzlei Maximilians während des Freiburger Reichstags im
Jahre 1498 verschafften ihm die Aufträge zu den zahlreichen Einblattdrucken seiner Offizin.

Riedrer war zünftig, d.h. er gehörte einer Freiburger Handwerkerzunft an.62 Entsprechende
Einträge in die Zunftregister sind aber verloren. Ebenso wenig ist ein Nachweis als Bürger Frei-
burgs, der an die Zunftzugehörigkeit gebunden ist, zu erbringen. Die Leibeigenschaft zu Martin
von Friedingen, die noch 1508 erwähnt wird,63 scheint nach dem Fallbeispiel in seiner Rhetorik
bereits 1493 aufgehoben zu sein.64 Riedrer kam zu einem gewissen Wohlstand: Er wird
Ende des 15. Jahrhunderts als Besitzer des Hauses „Zur geilen Nonne" in der Salzstraße 3 genannt
.65 Die Heirat mit einer Melverin verschaffte Riedrer Zutritt zur bürgerlicher Gesellschaft
Freiburgs.

Mit dem Jahr 1500 endete seine Tätigkeit als Drucker. Das Freiburger Kartäuserkloster
suchte am 14. Dezember 1500 für einen Gebetstext mit Bild, wie ihn Riedrer vorher gedruckt
hatte, von dem Basler Drucker Amerbach Typen zu erwerben, weil wir keinen Drucker mehr
in Freiburg haben.66 Offenbar blieb Riedrer noch weiter als freier Gerichtsschreiber tätig.
Kleinschmidt vermutet, dass ihn Alters- und Krankheit zur Aufgabe seiner Druckerei gezwungen
haben, wie dies aus der Urkunde Martins von Friedingen hervorgeht: Dort werden
Riedrer und seine hausfrawen von alter und Schwachheit gezeichnet erwähnt.61 Beide starben
wohl um 1510.

S(1 Riedrer (wie Anm. 54). Blatt CIIv.

57 Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), Bl Nr. 2, fol. 88; Folkmar Thiele: Die Freiburger Stadtschreiber im Mittelalter
(Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg i.Br. 13). Freiburg 1973, S. 28 mit Anm. 7.

58 StadtAF, AI IVd Nr. 2.

59 Thiele (wie Anm. 57), S. 96.

54 Kleinschmidt (wie Anm. 53), S. 300.

60 Stehlin (wie Anm. 19), Nr. 1068.

61 Kleinschmidt (wie Anm. 53), S. 299.
« Ebd., S. 300.

63 StadtAF. Cl Diener und Dienste 19 Nr. 5, 1508 August 29. Schreiben Martin von Friedingen. Dieser verwendet
sich für Friedrich Riedrer, der in Freiburg als Hintersäss und zünfftiger wohnt. Dieser habe aus Freiburg berichtet
dass vergangener tage bei euch ein verpot heschehen sey, dass kein Schreiber in euerer statt, ausgenommen
ewere amptsschreiber sollen contract schreiben, dadurch [dem Riedrer] merklich apruch geschehen sei.

64 Riedrer (wie Anm. 54), Bl. CIIlv und CHIIr.

65 Hermann Flamm: Geschichtliche Ortsbeschreibung der Stadt Freiburg. Bd. 2. Freiburg 1903, S. 224.

66 Hartmann (wie Anm. 17), S. 115: Quia non habemus impressorem in Friburgo.
« StadtAF, B1 Nr. 2, fol. 88.

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