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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 112
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tall und schwarz. Steckborn, ein Schloss am Untersee auf der thurgauischen Seite, war ebenfalls
im Besitz derer von Friedingen.69 Riedrer bezieht sich damit auf seine Herkunft aus dem
Besitz derer von Friedingen. Ein dritter Titelholzschnitt zeigt eine gut gekleidete Dame, die einen
schräg geteilten Schild mit drei Sternen hält.70 Dieser Holzschnitt erscheint auch auf der
unten erwähnten „Rhetorica minor" des Jakob Mennel und wird deshalb als Druckerzeichen
Riedrers gedeutet. Auf der Rückseite erscheint in einem rankenumgebenen Saal Frau Rhetorica
, in der Hand eine strahlende Sonne; rechts neben ihr sitzt ein Herrscher mit Krone und
Szepter auf einem Thron mit Baldachin und steht ein schwerttragender Krieger. Auf der linken
Seite stehen zwei Männer in Talar und mit Kette, Vertreter der Bürgerschaft und der Wissenschaft
. Das Monogramm, ein Reichsapfel mit den Initialen M. M. weist diesen Holzschnitt als
Arbeit des Mathes Maler aus (Abb. 2).71 Ein in den Text eingefügter Holzschnitt zeigt Daedalus
und seinen Sohn Ikarus. Dieser war gegen den Rat seines Vaters zu hoch gegen die Sonne geflogen
. Das Wachs, mit dem die Flügel zusammengehalten wurden, schmilzt, er stürzt ins Meer.
Riedrer verknüpfte damit seinen Rat an den Briefschreiber, in der Formulierung nicht zu hoch
zu greifen und auf den Rat eines Erfahrenen zu hören, um nicht „abzustürzen" (Abb. 3).

Ein Jahr später veröffentlichte Riedrer in seiner Druckerei das Erstlingswerk des Humanisten
Jakob Mennel, die „Rhetorica minor".72 Jakob Mennel aus Bregenz hatte in Tübingen studiert
war Lateinschullehrer in Rottenburg, Magister in Freiburg und Basel, von 1496-1500
Stadtschreiber in Freiburg. Durch seine Bekanntschaft mit Kaiser Maximilian stieg er zum Historiographien
am Hof des Kaisers auf.73 Dieses „unpretentiöse Schulbuch"74 enthält in acht Kapiteln
Regeln für die Abfassung von Briefen, also eine „Ars Scribendi", mit einem Anhang über
den Römischen Kalender, nach dem die sachgerechte Datierung eines Schriftstücks zu erfolgen
hat.

1496 erschien in lateinischer Sprache aus der Feder seines Hausautors Jakob Locher mit dem
Titel „Epitoma Rhetorices" ein „humanistisches Theoriewerk" mit der Definition der Officia
Oratoris, den Obliegenheiten des Redners.75 Er behandelt die fünf Produktionsstadien einer
Rede, wie sie auch Riedrer im theoretischen Teil seines Spiegels der Rhetorik beschrieben
hatte. Locher erwähnte in seinem Nachwort ausdrücklich seinen Drucker Riedrer: Jedermann
weiß, welche Verdienste dir durch deine Rhetorik zukommen: die du mit dem mit dem Setzholz
zum Nutzen der Anwälte, der Behörden, Richter und Rechtskundigen schriebst. Ich steuere
diese reine [also theoretische] und lateinische Rhetorik bei.

Im vorletzten Jahr seiner Tätigkeit als Drucker gab Riedrer eine lateinische „Ars Epistu-
landi", also einen Briefsteller, aus der Feder des Venezianers Franziskus Niger heraus.76 Er beschreibt
in 18 Kapiteln die verschiedenen Formen eines Briefes, angefangen von Empfehlungsschreiben
bis zu Scherzbriefen.

M Die Chronik des Gallus Öhem. Hg. von Karl Brandi (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Abtei Reichenau
2). Heidelberg 1893, Tafel 8, Nr. 193 und 199.

70 Pfaff (wie Anm. 20), S. 20.

71 Georg K. Nagler: Die Monogrammisten. Bd. 4. München 1871, S. 632, Nr. 1999.

72 Jacob Mennel: Rhetorica minor. 1494 (Bayerische Staatsbibliothek München. Ink. M-327; ISTC im00490).

73 Karl Heinz Burmeister: Jakob Mennel. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters, Verfasserlexikon. Bd. 6. Berlin
21987, Sp. 389f.

74 Kleinschmidt (wie Anm. 53), S. 311.

75 Jakob Locher: Epitoma rhetorices. Freiburg, nach dem 24. Februar 1496 (Sack ([wie Anm. 11], Nr. 2260; ISTC
Ü00261000).

76 Franciscus Niger: Ars Epistulandi. Freiburg 1498 (Bayerische Staatsbibliothek München, Ink. N-198; ISTC
in00251000).

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