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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 119
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Die Satiren des Persius Flaccus

Als einzige Klassikerausgabe der Antike edierte Friedrich Riedrer die Satiren des Aules Persius
Flaccus.93 Dieser steinreiche Sohn eines römischen Ritters (34-62 n. Chr.), ein Zeitgenosse
Senecas und Neros, verkehrte in literarischen Kreisen Roms und nahm gekonnt, unverblümt
und rücksichtslos die Schwächen der römischen Gesellschaft aufs Korn. So karikierte er z.B.
in seiner dritten Satire den Alltag eines Bohemiens, der nach den Sternen der Dichtung, der
Kunst und der Philosophie greift. In Wahrheit aber ist dieser den kulinarischen Genüssen zugetan
und schläft jämmerlich schnarchend seinen Rausch aus. Dabei machte Persius auch nicht
vor Nero halt, den er mit dem König Mithras verglich, der seine Eselsohren unter seiner phrygi-
schen Mütze verbarg. Die Wertschätzung des Persius als Gesellschaftskritiker zeigte sich auch
bei dem heiligen Augustinus, der ihn mehrfach in seinen Schriften zitiert. Jakob Locher wählte
Persius Flaccus zum Gegenstand seiner Vorlesungen und kommentierte auch die Ausgabe bei
Friedrich Riedrer.

Religiöse und philosophische Schriften bei Riedrer

Gleich am Anfang seiner Tätigkeit als Drucker erschien bei Friedrich Riedrer ein marianisches
Stundenbuch des Albert von Bonstetten.94 Albrecht von Bonstetten war bedeutender Humanist,
Hofkaplan von Kaiser Friedrich III. und später Dekan von Einsiedeln.95 Es enthält neben Epigrammen
von Jakob Locher, wohl dem ersten gedruckten Text Lochers, eine Einführung Bonstettens
und die sieben Tagzeiten des Stundengebets der Ordensleute: Psalm, Antiphon, Lesung
aus der Apokalypse, Te Deum laudamus (Großer Gott wir loben dich) und eine Statio, eine Besinnung
. Das Werk ist mit einem Holzschnitt „Maria mit Kind im Strahlenkranz" geschmückt,
vor der eine kleinere Gestalt im Talar kniet: der Autor mit seinem Hauswappen.96 Der Marienverehrung
ist auch die Schrift von Heinrich Arnoldi (1407-1487) „Über die sieben Feste der
ehrwürdigen Jungfrau Maria" gewidmet.97 Arnoldi war Notar auf dem Basler Konzil, später
Prior des Kartäuserklosters in Basel.98

Für den scholastischen Lehrbetrieb der Universität druckte Riedrer einen Aristoteleskommentar
des französischen Reformhumanisten und Exegeten Faber Stapulensis, eigentlich mit
Namen Jacques Levevre d'Etables (ca. 1450-1536), „Introductiones logicales. Introductiones
in diversos libros Aristotelis".99 Faber Stapulensis war Professor an der Sorbonne, bevor er Generalvikar
im Meaux wurde. In seinem Aristoteleskommentar versuchte er eine Synthese zwischen
der Philosophie des Plato und des Aristoteles.100

93 Aulls Persius Flacus: Satyrae. Kommentiert von Jakob Locher (Universitätsbibliothek München. Inc. lat. 999:
ISTC ipO035450O).

44 Albertus de Bonstetten: Septem horae canonicae virgineae matris Mariae. Mit Beigaben von Jacobus Locher.

Nach dem 18. Juli 1493 (Bayerische Staatsbibliothek München. Ink. B-746; ISTC ib01024200).
95Ludwig Sieber: Albert von Bonstettens Horae canonicae von 1493. In: Anzeiger für schweizerische Geschichte

NF 5 (1886/89), S. 324; Albert Büchi: Albrecht von Bonstetten. Frauenfeld 1889.
%Brandi (wie Anm. 69), Tafel 8, Nr. 181.

97Henricus Arnoli: De septem festivitatibus gloriosissimae virginis Mariae. Um 1494 (Sack [wie Anm. 11], Nr.
293; ISTC oo 1062000).

98Eugen Hildebrand: Arnoldi. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters, Verfasserlexikon. Bd. 1. Berlin 21978.
Sp. 488f.

w Jakobus Faber Stapulensis: Introductiones logicales. Hg. von Jodocus Clichtoveus u.a. Freiburg 12. Januar

1500 (Sack [wie Anm. 111, Nr. 1399; ISTC if0171000).
100 Christoph Kann: Faber Stapulensis. In: Lexikon für Theologie und Kirche. Bd. 3. Freiburg u.a. 1959, Sp. 1156.

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