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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 124
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Wappenschild, der von zwei Löwen gehalten wird, das Wappenschild der Stadt Freiburg. Einige
Werke wie „Es tu Scolaris" und „Regimen contra pestilentiam", die auch von anderen
Werkstätten gedruckt wurden, haben kein eigenes Druckerzeichen.

Die in seinen Werken verwendeten Holzschnitte sind nicht signiert: „Von den vielen Formschneidern
, welche am Ende des 15. Jahrhunderts, besonders zu Ulm, Augsburg, Frankfurt und
Nürnberg lebten, sind gleichfalls wenige Namen bekannt."118

Die abgedruckten Holzschnitte sind verschiedenen Formschneidern zuzuschreiben. Stilistisch
bezeichnen diese Xylographien des späten 15. Jahrhunderts den Übergang von den primitiven
Holzschnitten der Frühzeit mit einfach gezeichneten Schwarz-Weiß-Linien zu einer
vollendeten künstlerischen Gestaltung mit getönten Flächen mit Hell-Dunkel-Effekt. Die Figuren
wurden plastisch herausgearbeitet wie im Drucksignet, die Raumproportionen wurden
in richtiger Perspektive gezeichnet wie im Rhetorik-Holzschnitt. Die Holzschnitt-Technik fand
später im oberrheinischen Raum durch Martin Schongauer und Hans Baidung ihre höchste
künstlerische Perfektion. Nur der oben aufgeführte Rhetorik-Holzschnitt im „Spiegel der wahren
Rhetorik" zeigt eine Signatur von Mathes dem Maler, der 1512 eine Illustration des Endechrist
schuf. Die weiter unten behandelten religiösen Einblattdrucke schreibt Vera Sack dem
Baccalaureus Martin Obermüller zu,119 der zugleich ein ausgezeichneter Mann und geistreicher
Maler war.120

Über die Auflagenhöhe seiner Werke gilt das gleiche wie für die Drucke Kilian Fischers. Hier
ist die Anzahl der noch vorhandenen Bestände in modernen Bibliotheken noch weniger aussagekräftig
, da von den stark gebrauchten Titeln oder von den in kleinerer Auflage erschienenen
Titeln nur noch Einzelstücke vorhanden sind.121

Die Bedeutung Friedrich Riedrers als Drucker

Riedrers „Spiegel der wahren Rhetorik" war schon zu seiner Zeit weit verbreitet, wie die heute
noch nachweisbaren 54 Inkunabeln bestätigen. Der Spiegel der Rhetorik wurde zu Beginn
des 16. Jahrhunderts mehrfach in Straßburg nachgedruckt, zuletzt 1535 in Augsburg.122 Im 18.
Jahrhundert rühmte 1738 Johann Christoph Gottsched das Werk in seiner „Ausführlichen Redekunst
": Die erste deutsche Rhetoric aber hat meines Erachtens Meister Friedrich Riedrer,
unter dem Titel: Spiegel der waren rhetoric ... drucken lassen.123 Die moderne Buchforschung
verdrängte das Werk gemeinhin in den Winkel der zeitgenössischen Briefsteller124 oder in die
verbreitete Gattung der Formelbücher, wie es schon Locher versucht hatte.125 Erst die Untersuchungen
von Erich Kleinschmidt126 und vor allem die Analyse von Joachim Knape zeigen
seinen „besonderen Rang als erstes umfassendes Kompendium der Rhetorik in deutscher Spra-

118 Josef Heller: Geschichte der Holzschneidekunst von den ältesten bis auf die neusten Zeiten. Bamberg 1823,
S. 77.

'19 Sack (wie Anm. 11), Nr. 2613.

120 Gregor Reisch an Konrad Pellikan 1501, zitiert nach Kunstchronik 13 (1878), S. 678.

121 Arnoldi (1), Bonstetten (6), Es tu Scolaris (1), Faber Stapulensis (3), Friedrich III., Begängnis (2), Jacobi (4),
Locher, Epithoma (20), Locher, Oratio (22), Locher, Carmen (10), Locher, Historia de rege (3), Mennel (4), Niger
(8), Perius (2), Riedrer, Spiegel der wahren Rhetorik (54).

122 Johann Prüss, Straßburg 1505 und 1507; Johann Knoblauch und Paul Götze, 1517; Heinrich Steiner, Augsburg
1535.

123 Johann Christoph Gottsched: Ausgewählte Werke. Hg. von Joachim Birke. Bd. 7.1: Ausführliche Redekunst.
Berlin 1975, S. 77.

>2* Klaiber (wie Anm. 20), S. 13.

125 Bockwitz bezeichnet den „Spiegel der wahren Rhetorik" als „Formulari, eine Art Briefsteller und Formularbuch
, wie sie damals für geschäftliche und juristische Zwecke als Stütze der Schreiber im Gebrauch waren",
Bockwitz (wie Anm. 20), Sp. 1296; vgl. Pfaff (wie Anm. 20), S. 14.

126 Kleinschmidt (wie Anm. 53).

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