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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 125
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che".127 Darüber hinaus ist das Werk ein bedeutendes Zeugnis der neuhoch-deutschen Schriftsprache
.128 Riedrer erweist sich als kompetender und gelehrter Kenner des gesamten Rechtsund
Urkundenwesen, das er kritisch wertend vorstellt. Er gibt damit in seinem Vertragsteil Beispiele
der Adaption des Römischen Rechts in der Alltagspraxis. Kleinschmidt stellt fest: „Die
emanzipatorische Dimension eines volkssprachlich verpflichteten Humanismus, der im 15. und
16. Jahrhundert seine wichtige kulturelle Vermittlungsarbeit leistete, wird durch den Spiegel
Riedrers um ein relevantes, bisher verkanntes Dokument bereichert."129

Die Schriften Jakob Lochers bei Riedrer sind literargeschichtlich bedeutende Dokumente,
auch wenn Riedrer selbst den großen Wurf Lochers, die lateinische Version des Narrenschiffs,
nicht veröffentlichen konnte. Die Epigramme Lochers sind Beispiele einer humanistischen,
neulateinischen Poesie, die zu Unrecht vergessen wurde. Mit seiner „Historia de rege Franciae"
brachte er zum ersten Mal ein Drama mit einem zeitgenössischen Thema auf die Bühne: „Er
leistete einen wichtigen Beitrag zur Rezeption der antiken Autoren in weitem Umfang und zur
Vermittlung von Wert- und Normvorstellungen der antiken Kultur. Er hatte damit Anteil an der
Durchsetzung des Humanismus in Deutschland."130

Zusammenfassend ist festzustellen, dass Riedrer als Autor, Herausgeber und Verleger ein
profiliertes humanistisches Programm von beachtlichem Niveau auflegte, im Gegensatz zu Kilian
Fischer, der sich als reiner Drucker klassischer Autoren der Scholastik erwies.

Das vorläufige Ende des Freiburger Buchdrucks

In einem Brief vom 14. Dezember 1500 aus Freiburg an den Basler Drucker Johannes Amer-
bach beklagte der Kartäuserbruder Ulrich, dass wir keinen Drucker mehr in Freiburg haben und
wir deshalb keine Lettern mehr bekommen können.131 Damit ist das vorläufige Ende des Freiburger
Buchdrucks in der Inkunabelzeit besiegelt. Schon 1495 hatte Kilian Fischer seine
Druckerei aufgegeben und sich nach Basel zurückgezogen. Im Jahre 1500 hatte Friedrich Riedrer
mit der deutschen Übersetzung der Ablassbulle Alexanders VI. aus der Feder Raimund Peraudis
vermutlich seinen letzten Druck abgeliefert.

Was waren die Gründe für dieses vorläufige Ende des Freiburger Buchdrucks? Der regionale
Markt Freiburgs war für den Buchhandel nicht ergiebig, wie auch die vielen, noch ungeöffneten
Bücherfässer im Lager Herlins beweisen. Die Mitglieder der handwerklich orientierten
Zünfte kamen als Leser für die akademische Buchproduktion Fischers und die humanistischen
Titel Riedrers nicht in Frage. Die Universität mit ihren Professoren und den
finanzschwachen Studenten bot nur eine schmale Basis für den regionalen Buchabsatzes. Es
fehlte eine breite Schicht kapitalkräftiger, bildungswilliger Patrizier und gut dotierter Domherrn
wie in den benachbarten Städten Basel und Straßburg.

Wie die Verlagsprogramme der beiden Drucker beweisen, handelt es sich nicht um ein mangelndes
Profil der Produktionen. Es sind sicher wirtschaftliche Gründe, die die beiden Drucker
zur Aufgabe zwangen: Kilian Fischer hatte von jeher mit finanziellen Problemen zu tun, wie
seine Prozesse in Basel beweisen. Auch Friedrich Riedrer war, von seiner Herkunft als Leibeigener
her gesehen, nicht mit Reichtum gesegnet. Er finanzierte seine Produktion aus den Einkünften
als Gerichtsschreiber. Die Petition seines Lehnsherrn um seine Weiterbeschäftigung als
Kontraktschreiber zu seiner finanziellen Absicherung belegt seine wirtschaftliche Situation.

127 Knape (wie Anm. 68), S. 206.

128 Oskar Haffner: Die Anfänge der neuhochdeutschen Schriftsprache zu Freiburg im Breisgau. In: Zeitschrift der
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den
angrenzenden Landschaften 20 (1904), S. 241-291.

129 Kleinschmidt (wie Anm. 53), S. 306.

130 Heidloff (wie Anm. 77), S. 5.

131 Hartmann (wie Anm. 17), Nr. 120.

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