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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 134
(PDF, 57 MB)
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Als wohl letzte Arbeit seiner Werkstatt druckte Friedrich Riedrer die Jubiläumsbulle Papst
Alexanders VI. „Domini et Salvatoris" vom 5. Oktober 1500.159 In seiner deutschen Übersetzung
: „Die Summa der Gewalt und Macht der Bulle der gnadenreichen Jubelzeit und Kreuzfahrt
des hochwürdigsten Legaten Raimund Peraudi."160 Kardinal Peraudi stammte aus Surgere
in der Diözese Saintes und hatte schon 1476 als Domherr und Ablasskommissar im Auftrag
des Papstes die Verkündigung des Ablasses zugunsten der Kathedrale seiner Diözese
geleitet. Dieser Ablass fand durch den Buchdruck über die Diözese hinaus weite Verbreitung.
Zu Beginn der 1490er-Jahre wurde Peraudi von den Päpsten als Legat beauftragt, bei Kaiser
Friedrich III., bei König Maximilian I. und bei den Reichsfürsten für einen Kreuzzug gegen die
Türken als den Feinden der Christenheit zu werben. Die Finanzierung dieses Türkenzuges
sollte durch Ablassgelder erfolgen. Die von Raimund Peraudi verfasste deutsche Erklärung, die
auch bei Froschauer in Augsburg gedruckt wurde, enthielt die üblichen Bedingungen, also
Beichte, Kirchenbesuch und Spende in Höhe eines Wochenlohns, die Bedürftigen und Armen
auch erlassen werden konnten.

Nach der Intention des Papstes sollten zwei Drittel der Finanzierung des Türkenzuges dienen
; ein Drittel überließ er dem päpstlichen Legaten. Der Legat bestand rigide auf der Zweckgebundenheit
der Mittel für den Kreuzzug. Maximilian wollte sie angesichts seiner stets prekären
Kassenlage sofort und ungebunden für den Unterhalt seiner Truppen einsetzen. Der Türkenzug
kam nie zustande. Nach dem Tod Peraudis brachte Maximilian die Gelder in seinen
Besitz. Der Papst hatte Mühe, den Anteil Peraudis zurückzuerhalten.161

Der Ablassbrief Riedrers ist nicht nur ein Dokument spätmittelalterlicher Frömmigkeit der
Gläubigen auf ihrem Weg zum ewigen Seelenheil. Er ist ebenso wie die Einblattdrucke Maximilians
ein politisches Kommunikations- und Propagandamittel des Papstes zur Durchsetzung
seines kirchenpolitischen Ziels, eines Kreuzzugs gegen die Türken als die Feinde des Christentums
.

Zwei Andachtsbilder des Spätmittelalters

Aus der Werkstatt Friedrich Riedrers stammen zwei Einblattdrucke geistlichen Inhalts. Ein
Holzschnitt zeigt Maria mit dem Kind in einem Strahlenkranz, daneben ein kniender Mönch
mit einem leeren Spruchband. Allen, die das darunter abgedruckte Gebet Sixtus IV. Gegrüßet
seist du Maria, Mutter Gottes, Königin des Himmels vor diesem Bild andächtig verrichten, wird
ein Ablass von elftausend Jahre verheißen (Abb. 10).162 Ein zweiter Holzschnitt mit einer Darstellung
Christi am Kreuz, davor Johannes, Maria und Magdalena, dahinter die Soldaten mit
Lanze und Essigschwamm, verspricht dem andächtigen Betrachter, ohne Fegefeuer ins Himmelreich
einzutreten (Abb. II).163 Beide Drucke wurden vom Freiburger Kartäuserkloster in
Auftrag gegeben. Die Vorlagen der Holzschnitte gehen wahrscheinlich auf Martin Obermüller
zurück. Die Kartäuser planten einen weiteren Einblattdruck wie das kleine Bild, das zur Andacht
der heiligen Jungfrau Maria angefertig wurde, fanden aber in Freiburg keinen Drucker
mehr.164

159 „Von Riedrer selbst oder mit seinen Typen gedruckt. Das Ende seiner Tätigkeit als Drucker ist nicht genau festzustellen
, der letzte firmierte Druck erschien 1499." (Sack [wie Anm. 11], Nr. 3305a).

160 Alexander VI.: Summa der Gewalt und Macht der Bulle der gnadenreichen Jubelzeit und Kreuzfahrt des hochwürdigsten
Herrn Legaten. Nach 1500 (Sack [wie Anm. 11], Nr. 3305a; VE 15, A-139; ISTC is008859800).

'6i Ebd., S. 680f.

162 Sixtus IV: Gebet „Ave sanctissima Maria" mit Ablassversprechen. Lat. Freiburg, um 1493-1494 (Öffentliche
Bibliothek der Universität Basel, HS A VII 68; VE 15, S-159).

163 Gebet zum gekreuzigten Christus. Orario devota ad Christum cruzifixum. Freiburg, um 1499 (Sack [wie Anm.
11], Nr. 2613; VE 15, G-13; ISTC if00308950).

164 Hartmann (wie Anm. 17), Nr. 120.

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