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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 137
(PDF, 57 MB)
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betroffenen Stellen und den untergebenen Bürgern. Die Verbindung mit den rund 350 Reichsständen
und die Ausfertigung von individuellen Schreiben war ein personelles, zeitliches und
organisatorisches Problem der Kanzleien. Der Buchdruck bot ihnen mit der seriellen Vervielfältigung
die Möglichkeit zur Rationalisierung ihrer Arbeit. Die Kanzleien griffen auf örtliche
Druckereien zurück, so im Falle des Freiburger Reichstags auf Friedrich Riedrer. Auftraggeber
der Druckereien konnten aber auch die betroffenen Empfänger eines Dokuments selbst sein, in
deren Interesse die Verbreitung eines Dokuments lag, wie z.B. der Druck eines Ablassbriefes.
Diese Auftraggeber bezahlten dann auch die Druckkosten.

Wie die Beispiele zeigen, waren die amtlichen Schriftstücke von unterschiedlicher juristischer
und kommunikativer Qualität und Bedeutung: angefangen von einer Gesetzesverkündigung
wie dem Weinmandat oder der Münzverordnung, Steuermahnungen für den Gemeinen
Pfennig oder Propagandaschriften, bis hin zu Einladungen von Schützenfesten oder Bundesversammlungen
. Der amtliche Charakter der Drucke, als solche nur unbeglaubigte Kopien,
musste durch einen Auskultationsvermerk mit Siegel und mit Unterschrift eines Notars bestätigt
werden. Da die Stände großen Wert auf ihren Rang und ihre damit verbundene Titulatur
legten, wurden die einzelnen Gruppen gesondert angesprochen. Die Anreden wurden im Druck
ausgespart und dann handschriftlich oder seriell typographisch eingefügt, wie die Variationen
der amtlichen Drucksachen belegen. So wurde z.B. die Stadt Frankfurt mit ersame(r) liebe(r)
getrewe(n) tituliert, während Colmar und Mühlen nur mit liebe(n) getrewe(n) angesprochen
wurden.167 Der Abt von Weingarten war ein ersamer, lieber Ande einiger. Die Auflagen der Einblattdrucke
richteten sich nach der Anzahl der zu unterrichtenden Reichsstände. Darüber hinaus
wurden auch noch weitere wichtige Persönlichkeiten persönlich angesprochen. Die Einladung
zur Verlängerung des Schwäbischen Bundes wurde in 1.200 Exemplaren vervielfältigt.168

Die Verteilung an die amtlichen Empfänger erfolgte durch Kuriere. Die einzelnen Stellen
selbst mussten für die Weiterverbreitung eines Gesetzes bei den betroffenen Bürgern sorgen,
wie dies beispielweise im Weinmandat ausdrücklich unter Androhung einer Buße gefordert
wurde. Dies geschah durch Aushang am Rathaus, am Marktplatz oder an der Kirche. Auch das
bis ins 20. Jahrhundert in Dorfgemeinden nachweisbare Ausrufen und Ausläuten durch den Gemeindediener
war üblich. Damit wurden auch die nicht des Lesens kundigen Bürger angesprochen
. Unter Umständen verlas auch der Pfarrer von der Kanzel den Aufruf, wie z.B. die
Aufforderung zum Einsammeln des Gemeinen Pfennigs.169

Die Freiburger Einblattdrucke Kilian Fischers und Friedrich Riedrers zeigen, wie der Buchdruck
im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts zu einem wichtigen, wenn nicht unerlässlichen
Herrschaftsinstrument der politischen Institutionen wurde. König Maximilian setzte den Buchdruck
gezielt für die Durchsetzung seiner politischen Ziele ein. Auch für die Kirche wurde der
Einblattdruck neben der Predigt zu einem neuen Kommunikationsmittel der Kirchenpolitik und
zu einem Instrument zur Verbreitung des Glaubens.

Der Freiburger Buchdruck als ein Spiegel von Scholastik und Humanismus

In den Werken des Freiburger Buchdrucks spiegelt sich der Wandel der Geistes- und Kulturgeschichte
vom Mittelalter zur Neuzeit. Die Buchproduktion Kilian Fischers dokumentiert die
Übernahme des mittelalterlichen Bildungssystems der Scholastik mit ihren Strukturen der sieben
freien Künste im Trivium und Quadrivium. Bildungsziel war die Erkenntnis der Wahrheit
durch die Methode der Logik. Fundament der Unterweisung waren aristotelische Philosophie
und mittelalterliche Theologie anhand der Kommentare des Petrus Hispanus und des Petrus

167 Schmid (wie Anm. 166), Sp. 352.

168 Eisermann (wie Anm. 143). S. 208.
«s Ebd., S. 210.

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