Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 142
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007/0142
Impressum „Freiburg 1705" gehört zu den bekannten Fällen falscher Druckorte.20 Bei der auf
Jacob Paul von Gundling (1673-1731) bezogenen Schrift von David Fassmann Der Gelehrte
Narr, oder Gantz natürliche Abbildung solcher Gelehrten, die da vermeynen alle Gelehrsamkeit
und Wissenschaften verschlucket zu haben21 mit der Angabe Gedruckt zu Freyburg ... auf
deßAutoris eigene Kosten 1729 konnte mit Haude (Berlin) der wirkliche Verleger identifiziert
werden.22 Schon die wenigen Beispiele verbrannter Bücher zeigen, dass neben den zu unterscheidenden
namensgleichen Druckorten außerdem fingierte Druckorte erkannt und ausgeschieden
werden müssen.

III.

Das älteste in Weimar verbrannte Buch, das wirklich aus einer Freiburger Offizin stammt, ist
ein Werk des Augustiner-Eremiten Johann Hoffmeister (1509-1547): Dialogorum libri duo,
quibus aliquot ecclesiae cath. dogmata, Luthe ranorum [et] verbis [et] sententiis roborantur,
die 1538 bei Faber in Freiburg erschienen. Faber hat in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
mehr als siebzig Werke in Freiburg gedruckt und gilt als der bedeutendste Buchdrucker der
Stadt in dieser Epoche.23 Es handelt sich um einen sehr seltenen Druck, der in bedeutenden Katalogen
wie dem „Verzeichnis der Drucke des 16. Jahrhunderts" (VD 16) fehlt und in keiner
Bibliothek Baden-Württembergs (einschließlich der UB Freiburg)24 nachgewiesen ist; außer
dem zerstörten Weimarer Exemplar ist nur ein weiteres Stück in der Sammlung der Niedersächsischen
Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen vorhanden.25 Ein weiteres frühes Beispiel
für die verbrannten Freiburger Drucke war in Weimar unter der Signatur N 6 : 55 [n] auf
der zweiten Galerie des Rokokosaals aufgestellt. Es ist Jodocus Lorichs26 (1540-1612) Abhandlung
Aberglaub das ist, kurtzlicher bericht von verbottenen Segen, Artzneyen, Künsten,
vermeintem Gottsdienst und andern spöttlichen beredungen, das 1593 in einer von newen ubersehen
und gemehrt]en] Ausgabe mit dem Impressum Freyburg im Preißgaw bei Böckler erschienen
ist. Martin Böckler war aus Ingolstadt nach Freiburg gekommen und druckte hier von
1592 bis 1614 über vierzig, meist religiöse Werke, die ihm den Ruf eines „typischen Druckers
der katholischen Gegenreformation" einbrachten.27 Auch der Titel über den Aberglauben stellt
eine Seltenheit (Rarum) dar. In Deutschland sind außer dem Weimarer Verlust Nachweise nur
noch in der Freiburger Universitätsbibliothek (Signatur: F 1025, m) und der Staatsbibliothek
zu Berlin (Signatur: N 825) zu finden. Mit den von Johannes Soter (t um 1543) gesammelten
griechischen und lateinischen Epigrammen (Epigrammata Graeca Vetervm Elegantissima, Ea-

20 Weller (wie Anm. 12), Bd. I, S. 57.

21 Vollständiger Titel: Der Gelehrte Narr, oder Gantz natürliche Abbildung Solcher Gelehrten, Die da vermeynen
alle Gelehrsamkeit und Wissenschafften verschlucket zu haben, auch in dem Wahn stehen, daß ihres gleichen nicht
auf Erden zu finden, wannenhero sie alle andere Menschen gegen sich verachten, einen unerträglichen Stoltz und
Hochmuth von sich spüren lassen; in der That aber doch selber so, wie sie in ihrer Haut stecken, Ignoranten, Pedanten
, ja Ertz-Fantasten und tumme Gympel sind, die von der wahren Gelehrsamkeit, womit die Weisheit ver-
knüpffet seyn muß, weit entferne (Signatur des verbrannten Weimarer Exemplars: 40, 4 : 150 [a]; ein zweites Exemplar
hat sich erhalten unter der Signatur: 16, 5 : 48).

22 Weller (wie Anm. 12), Bd. I, S. 75.

23 Zu Faber siehe Klaiber (wie Anm. 6), S. 16f. Außerdem Josef Benzing: Buchdruckerlexikon des 16. Jahrhunderts
(deutsches Sprachgebiet). Frankfurt 1952, S. 63; Ders. (wie Anm. 8), S. 148; LGB (wie Anm. 6), Bd. 3,
hier S. 46.

24 Dort nur eine spätere Ingolstädter Ausgabe (Signatur: N 1734,bi).

25 Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (Signatur: 8 TH POLEM 88/5), das ehemalige
Berliner Exemplar gilt als Kriegsverlust.

26 Vgl. u.a. Karl-Heinz Braun: Artikel „Lorichius, Jodocus (Josse)". In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
. Band V. Hamm 1993, Sp. 234-237.

27 Klaiber (wie Anm. 6), S. 20f., Zitat S. 21; LGB (wie Anm. 6), S. 46.

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