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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 188
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stecke, was auf eine respektable Gastronomie in dem damaligen Bauerngasthaus schließen
lässt. An Vieh wurden auf der Auktion angeboten: 6 Stiere, 4 Kühe, 1 Kalbin, 3 Kälber, 1 Grasgeiß
, 3 Schweine und 1 Schimmelstute mit Fohlen. Der Gesamtwert der Liegenschaften einschließlich
Vieh und Fahrnisse wurde mit 3.662 fl. angesetzt. Meistbietender war Andreas Winterhaider
, fünftes, am 20. November 1780 geborenes Kind des Schollacher Bauern Mathias
Winterhaider (10.1.1750-6.4.1837).* Bis 1820 hatte Andreas Winterhaider, der seit 1813 mit
Helena Kleiser aus Schwärzenbach verheiratet war, den Lebensunterhalt für sich und seine Familie
als Pächter der Kapiiissäge in Schollach verdient.10 Sein Schnittholz transportierte er mit
Pferdefuhrwerken bis Breisach, um es dort zu verkaufen. Auf dem Rückweg brachte er Wein
aus dem Unterland für seinen elterlichen Hof mit, auf dem sein Vater seit 1775 einen offiziell
privilegierten Weinhandel betrieb.11

Schon lange bevor Andreas Winterhaider Schneckenwirt wurde, besaß das Hofgut die Tafer-
nengerechtigkeit zum „Schnecken". Welchen Ursprung diese etwas eigenartige Wirtshausbezeichnung
hat bzw. woraus sie abzuleiten ist, konnte bisher nicht geklärt werden.12 Nach der
Bannkarte aus dem Jahre 1804 hatte das geschlossene Hof gut eine Größe von 121 Juchert, 1981
waren es 36,59 ha. Bis heute - nach weiteren vier Generationen der Familie Winterhaider - hat
sich der Umfang des Grundbesitzes nicht nennenswert verändert.13

Am 7. Juni 1844 starb Andreas Winterhaider. Seine Witwe Helena führte den Betrieb noch
14 Jahre weiter und übergab am 7. Juli 1858 ihrem Sohn Nikolaus (25.10.1823-31.7.1908) -
sechstes von insgesamt elf Kindern - ... ein zweistöckiges aus Holz erbautes Bauernhaus mit
der Tafernengerechtigkeit zum „Schnecken ", ein zweistöckiges von Holz und Stein erbautes Nebenhaus
, Bachkuche und Bauernmühle ... für 7.000 fl. Zum Zeitpunkt der Übertragung war auf
dem Hofgut noch ein Leibgedingrecht (=Wohnrecht der Altbauern) für die Witwe des früheren
Eigentümers Johanna Willmann, geborene Zähringer, eingetragen, die jedoch bereits wenige
Jahre später am 23. Februar 1861 verschied.14 Nikolaus Winterhaider heiratete am 9. Juni 1859
Maria Magdalena Dold aus Urach und bewirtschaftete das Hofgut in ähnlicher Weise wie sein
Vater. Auch er verschaffte sich Nebeneinkünfte durch den Betrieb der Säge am Schwörerhof
im Schollacher Untertal, den Holztransport mit Pferdefuhrwerken und Weinhandel.15

Im Jahre 1866 fiel der vollständig aus Holz errichtete Schneckenhof einem Brand zum Opfer
, was einen Neubau erforderlich machte.16 Die Abb. 1 zeigt das 1868 fertiggestellte recht
stattliche, äußerlich aber eher schlichte neue Bauerngasthaus, wie es noch um 1900 aussah. Erst
durch spätere umfangreiche Umbaumaßnahmen zum Kurhaus erfuhr es einige wesentliche,
primär innere, aber auch äußere Veränderungen. Um ein Weinlager anlegen zu können, hatte
man den Keller des Neubaus wesentlich größer geplant als den des ursprünglichen Holzhauses
. Nikolaus Winterhaider war dafür bekannt, dass er größere Mengen frisch gekelterter Weine
einkaufte und sie im eigenen Keller zur Endreife ausbaute.17 Neben dem Wein- und Holzhandel
betrieb er natürlich auch den Bauern- und Gasthof, in dem sich - wie noch vorhandene Gä-

9 Ortsarchiv Schollach.

10 Krupp/Kleiser/Kleiser (wie Anm. 3), S. 257 und 322.

11 Privatarchiv Winterhaider, Schneckenhof (PAWS), unveröffentlichtes maschinenschriftliches Manuskript zur Geschichte
der Familie Winterhaider auf dem Schneckenhof in Schollach von Klaus Winterhaider, Schneckenwirt,
1983, S. 1-8, hier S. 1; Krupp/Kleiser/Kleiser (wie Anm. 3), S. 323.

12 Krupp/Kleiser/Kleiser (wie Anm. 3), S. 253 und 257.

13 Ebd., S. 253; mündliche Information des heutigen Hofbesitzers Klaus Winterhaider.

14 Krupp/Kleiser/Kleiser (wie Anm. 3), S. 257; PAWS, Geschichte der Familie Winterhaider (wie Anm. 11), S. 1.

15 PAWS, Geschichte der Familie Winterhaider (wie Anm. 11), S. 1.

16 Krupp/Kleiser/Kleiser (wie Anm. 3), S. 254; PAWS, Geschichte der Familie Winterhaider (wie Anm. 11), S. 1.

17 PAWS, Geschichte der Familie Winterhaider (wie Anm. 11), S. 2.

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