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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 192
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Schnee sehr beschwerlich war. Deshalb demontierte er das Mahlwerk aus der Hausmühle und
montierte es auf die Bühne bzw. im Dachgeschoss seines Bauernhauses, unmittelbar neben
dem dort lagernden Getreide. Zum Antrieb des Mahlwerks nutzte er nach wie vor das Wasserkraftwerk
im Talgrund, dessen mechanische Energie mittels eines endlosen Drahtseils ins Bauernhaus
übertragen wurde.29 Durch diese Maßnahme konnte das Getreide unmittelbar am Lagerort
gemahlen werden; die ehemals langen und beschwerlichen Wege entfielen. Schon 1901
baute er die „neue" Anlage auf der Bühne des Bauernhauses weiter aus; über eine Transmission
wurden nun auch die Schrotmühle und eine Häckselmaschine angeschlossen, später kam
noch die Kreissäge fürs Brennholz hinzu. Bei allen diesen Vorhaben war ihm der jüngste Bruder
seiner Frau, ein gelernter Mechaniker und wie sein Schwager leidenschaftlicher Tüftler, ein
wertvoller Helfer. In Schollach und Umgebung nannte man ihn „Seekarli", da er vom Seehof
in Saig stammte.30

Über Robert Winterhaiders außergewöhnliches Engagement hinsichtlich des Schollacher
Fremdenverkehrs informiert ein Visitationsbericht aus dem Neustadter Bezirksamt vom 17.
Oktober 1910:

Im letzten Tagebuch ist schon angeführt, dass Schollach in folge der Rührigkeit des Besitzers der Gastwirtschaft
zur Schnecke, Roh. Winterhaider, in die Reihe der Luftkurorte des Amtsbezirkes eingetreten ist.
Schneckenwirt Winterhaider ist inzwischen bemüht gewesen, sein Gasthaus den modernen Ansprüchen
entsprechend immer mehr zu ven'ollkommnen. So hat er sein Haus mit Gasolinlicht versehen, Wasserspülung
in den Klosets, sowie Zentralheizung eingerichtet, lauter Annehmlichkeiten, ohne welche ein der
Konkurrenz die Spitze bietendes Unternehmen im Schwarzwald kaum mehr wettbewerbsfähig bleiben
kann. Auch für die Ausübung des Wintersportes in Schollach ist der Schneckenwirt eifrig durch Entfaltung
einer entsprechenden Propaganda tätig; er ist seit 2 Jahren namentlich dadurch in weiteren Kreisen bekannt
geworden, dass er eine ihm gehörige seinem Anwesen gerade gegenüber gelegene Wasserkraft dadurch
den Zwecken des Rodel- und Schneeschuhsportes dienstbar gemacht hat, dass er durch dieselbe einen
Personenaufzug in Betrieb setzte, der die zu Tal gefahrenen Sportler wieder ohne körperliche Anstrengung
auf dem Schneeschuh oder Rodel etwa 150 m auf die Höhe des abgefahrenen Abhanges
befördert. Leider wird aber die Abgelegenheit Schollachs und die große Entfernung von der Bahn einer
rentierenden Ausnützung dieses Aufzugs, wie überhaupt der Entwicklung Schollachs zu einem Wintersportplatz
hindernd im Wege stehen.31

Obwohl der in diesem Visitationsbericht erwähnte, aus der Hausmühle des Schneckenhofs mit
Wasserkraft angetriebene Personenaufzug für Rodel- und Schneeschuhsportler schon seit vielen
Jahrzehnten nicht mehr existiert, geriet er niemals ganz in Vergessenheit. Immer wieder einmal
berichteten die Printmedien und selbst das Fernsehen über diesen sensationellen „ersten
Skilift der Welt", der einst vom Erfinder als epochenmachende Neuerung auf dem Gebiet des
Skisports angepriesen wurde.32

29 Ebd., S. 2; Krupp/Kleiser/Kleiser (wie Anm. 3), S. 93.

30 PAWS, Geschichte der Familie Winterhaider (wie Anm. 11), S. 2.

31 Staatsarchiv Freiburg, Bestand LRA Neustadt, P. Nr. 366, Bezirksamt Neustadt, Verwaltungssachen. Ort
Schollach, VI Gemeindeverwaltung, Gemeindeorganisation (allgem.) Ortsbereisungen vom 17. Oktober 1910.

32 Als Beispiele für Publikationen, in denen der mit Wasserkraft angetriebene Schollacher Skilift als „erster Skilift
der Welt" beschrieben wird, seien angeführt: Burkhard Krupp: Eisenbach - Schollach. In: Die Chronik des
Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald und des Stadtkreises Freiburg. Hg. von Herbert Tschischak. Konstanz
1982, S. 114; Krupp/Kleiser/Kleiser (wie Anm. 3), S. 93; Bernhard Oeschger/Edmund Weeger: Schwarzwaldleben
anno dazumal. Stuttgart 1989, S. 112 und 130; Klaus Spathelf: 100 Jahre Freiburger Skigeschichte.
Hg. vom Ski-Club Freiburg e. V. Freiburg 1995. Auf S. 97 dieses Buchs ist der Schollacher Lift abgebildet und
wohl versehentlich beschrieben mit: „Der erste Skilift der Welt 1903 in Schonach. Erbaut von Robert Winter-
halder (Schneckenhof). Angetrieben durch seine wassergetriebene Mühle." In keinem der zuvor aufgeführten
Bücher gibt es einen Beleg dafür, dass besagter Lift tatsächlich der „erste Skilift der Welt" war. Diverse Zeitschriften
- und Zeitungsartikel, die dies ebenfalls behaupten, bewahrt Klaus Winterhaider, Schneckenhof, in seinem
Privatarchiv auf.

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