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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 216
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Abb. 2a Das kaum veränderte
Haus ..Sonnenhalde" heute.
Vorderseite (Schadek).

nen, die mit dem gleichen Tenor aber augenscheinlich auch in anderen Gruppen geführt wurden
. Es fällt jedenfalls auf, dass sich nach anfänglicher Zurückhaltung nun erstmals offen antisemitische
Tendenzen zeigten: So führte der Gesangverein am 26. Dezember 1936 im Rahmen
seiner Weihnachtsfeier ein Theaterstück auf, in dem ein Bauer durch einen Juden von
Haus und Hof getrieben wurde - ein Fall, der zwar, wie sich herausstellte, in Bollschweil noch
nicht vorgekommen war; doch konnte einer der anwesenden Dorfbewohner wenigstens berichten
, der schönste Tag des Lebens seiner Familie sei gewesen, als sein Vater einem Juden
die Schuld abgezahlt habe.62 Angesichts derartiger öffentlicher Erörterungen, mit denen man
virulente antisemitische Ressentiments bediente, konnte es nicht ausbleiben, dass nun auch das
jüdische Kinderheim ins Visier genommen wurde.

Noch blieb dem Heim allerdings eine Schonfrist. Da das geltende Recht für die jüdischen
Staatsbürger noch nicht gänzlich außer Kraft gesetzt war, bot der offenbar auf vier Jahre abgeschlossene
Mietvertrag noch einen gewissen Schutz; er konnte nicht einfach gekündigt werden
- ein Mittel übrigens, das, sofern möglich, gern eingesetzt wurde, um jüdische Einrichtungen
zu beseitigen.

Der Vermieter Franz Rombach selbst konnte keinerlei Interesse an einer Kündigung haben.
Musste er doch befürchten, dass sich für das Haus danach nur schwer ein Mietinteressent finden
würde.63 Das wusste man in Bollschweil und setzte, nachdem Rombach sich offenbar gegen
die Vorstellungen der örtlichen Parteigenossen taub gezeigt hatte, in dessen Wohnort Freiburg
den Hebel an: man informierte die NSDAP-Kreisleitung, um Druck zu machen. Diese
setzte im Mai 1938 Bürgermeister Schneider davon in Kenntnis, dass Rombach zugesagt hatte,
den Jüdinnen beim nächst möglichen Termin zu kündigen, und ersuchte ihn um Mitteilung, was

62 Kaschnitz (wie Anm. 1),S. 110. Vgl. ebd., S. 130, den Eintrag zum 10.3.1937: Frau Tritschler erzählt von ihrem
Schwiegervater in Ostpreußen... Die Witwe wurde von einem jüdischen Händler um ihren Hof gebracht.

63 Nach der Auflösung des Heims fand sich in der Tat kein Pächter für das Anwesen. 1943 zog der Vater des 1941
gefallenen Eigentümers in das Haus ein. StAF, F 200/7 Nr. 766 (Kinderheim Bollschweil, 1946-1951).

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