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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 218
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^ ^^^^^^^^^^^^^H Abb. 2c Haus „Sonnenhalde".
•wM - * -"^■■■■^■■B Rückseite (Schadek).

Verwandten.66 Aus der Formulierung könnte man schließen, dass Elisabeth Müller die künftige
Entwicklung noch relativ günstig beurteilte, obwohl auch Rücksichtnahme gegenüber den Eltern
, die nicht beunruhigt werden sollten, ihre Mitteilung geprägt haben mag. Jedenfalls waren
wenige Wochen später alle etwaigen Illusionen zerstoben.

Für die Woche des 9./10. November 1938 notierte Marie Luise Kaschnitz in ihr Tagebuch:
In Bollschweil. Tage der tiefsten Niedergeschlagenheit, Scham und Trauer.67 Im nahen Freiburg
wie überall in Deutschland waren Synagogen in Flammen aufgegangen, waren jüdische
Bürger drangsaliert, gedemütigt, in Konzentrationslager verschleppt worden. Für das Kindererholungsheim
„Sonnenhalde" bedeutete das Novemberpogrom, auch wenn es dabei nicht
durch Nazis zerstört worden war, dennoch, wie für andere jüdische Kinderheime auch, das
Ende.68 Elisabeth Müllers Cousine Ilse Eisenstein schrieb in diesen Tagen einer Verwandten:
Vorgestern war Lieschen hier [in Frankfurt], die für 6 Wochen geschlossen hat. Sie klagte sehr,
und weiß sie nicht, wie lange sie die Sache noch halten kann. Sie hat es nicht leicht. Sie möchte
gerne nach Amerika, hat aber keine Beziehungen.69

Elisabeth Müller kehrte gegen Ende des Jahres noch einmal nach Bollschweil zurück. An
eine Wiedereröffnung des Heimes war nicht mehr zu denken. Was zu tun übrig blieb war, mit

66 Angelika Müller an Therese Magnus. Mitgeteilt von Ilse Eisenstein aus Frankfurt an Grete Eichenberg in Palästina
, 16.9.1938. Familienarchiv Eilon.

67 Kaschnitz (wie Anm. 1), S. 228.

68 Elisabeth Müllers Schwester Marga Goldschmidt gab im Wiedergutmachungsverfahren an, das jüdische Kinderheim
in Bollschweil im Schwarzwald sei am 9. November 1938 zerstört worden (wie Anm. 49). Auch wenn dies
nicht zutreffend ist, so hat doch das Pogrom unmittelbar die Schließung verursacht. - Für andere Kinderheime,
die ebenfalls schließen mussten, vgl. oben im Text die Angaben zum Friedrich-Luisen-Kinderheim in Bad Dürrheim
und Düwell (wie Anm. 16), S. 162.

69 Ilse Eisenstein aus Frankfurt an Grete Eichenberg in Palästina, [?].! 1.1938. Familienarchiv Eilon.

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