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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 235
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Abb. 7 Jüdisches Krankenhaus und Altersheim in Hannover (Stadtarchiv Hannover).

ger gegeben; Paul Goldschmidt war nach dem Novemberpogrom ins KZ Buchenwald verschleppt
worden. Das Ehepaar verließ am 15. Juni 1939 Hannover und ging über Holland nach
England. Da sie für die Insel nur ein Durchgangsvisum ohne Arbeitserlaubnis besaßen, lebten
sie in den nächsten 11 Monaten von Darlehen, die Paul Goldschmidt von Verwandten in den
USA erhielt. Da diese auch bereit waren, für sie Bürgschaft zu leisten, wurde ihnen schließlich
im Mai 1940 die Genehmigung zur Einwanderung erteilt. Sie ließen sich in New York nieder.
Erst 1943 fand Paul Goldschmidt dort eine Festanstellung als office manager der Firma einer
befreundeten jüdischen Familie.138

Zum Jahresanfang 1940 schrieb Therese Magnus, eine Verwandte Elisabeth Müllers, ihrem
nach Schweden emigrierten Neffen: Dass Lieschen Oberin am Krankenhaus und Altersheim
ist, wisst Ihr wohl. Sie ist sehr beliebt und sehr tüchtig.139 Elisabeth Müller übernahm damit in
der Endphase der Verfolgung, wie viele andere der noch in Deutschland verbliebenen jüdischen
Frauen, die Außerordentliches leisteten,140 eine schwere Aufgabe: die Leitung der bei-

l3x Dr. jur. Paul Goldschmidt. Rechtsanwalt und Notar, hatte am Ersten Weltkrieg teilgenommen; er durfte deshalb
seine Kanzlei - eine mittelgroße mit entsprechendem Personal und Einkommen - nach 1933 zunächst weiterführen
. 1935 wurde er aus dem Amt des Notars entlassen. Die Einkünfte waren inzwischen auf ein Drittel gesunken
. 1938 verlor er die Zulassung als Anwalt. Nach Zahlung der ..Judenvermögensabgabe" von 9.855 RM
und des „Sonderbeitrags zur Förderung der Auswanderung" von 1.500 RM an die Synagogen-Gemeinde Hannover
erhielt er die „Unbedenklichkeitsbescheinigung" des Finanzamts zur Auswanderung. Von 11.600 RM, die
Goldschmidt an die Deutsche Golddiskontbank zahlte, wurden 6 % als Devisen nach England transferiert. Das
umfangreiche, für den Versand nach Übersee vorbereitete Mobiliar wurde konfisziert. Vgl. die Wiedergutmachungsakte
Dr. Paul Goldschmidt (wie Anm. 92).

139 Therese Magnus an Klaus Müller in Schweden. 1.1.1940. Familienarchiv Eilon. - Therese Magnus wurde am
14.2.1867 in Bovenden. Kreis Göttingen, geboren. Eltern: Mauschel Magnus, geb. am 21.9.1805, Pauline geb.
Meyenberg, geb. am 26.9.1825, beide jüdischer Konfession. Therese Magnus, mit der Elisabeth Müller über die
Familie Meyenberg verwandt war, wohnte seit 1891 in Hannover, war unverheiratet und wurde mit dem Transport
vom 23.7.1941 nach Theresienstadt abgeschoben, wo sie am 20.4.1944 starb. StadtAH, Meldekarte Therese
Magnus. Vgl. Anm. 171.

14(1 Die jüdischen Frauen, denen bis dahin im Leben der jüdischen Gemeinden nur eine marginale Rolle zugebilligt
worden war, übernahmen in der nach dem Novemberpogrom einsetzenden chaotischen, immer schwerer zu bewältigenden
Lage entscheidende Funktionen. Vgl. Rita R. Thalmann: Jüdische Frauen nach dem Pogrom 1938.
In: Die Juden im nationalsozialistischen Deutschland (wie Anm. 19), S. 295-302.

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