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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 259
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Doktorgrad (PhD). Im Jahr zuvor hatte er Margaret Leana Lamb geheiratet. Der Ehe entstammten
zwei Kinder, Tochter Angela und Sohn William. Nach seiner Pensionierung wirkte
er, gemeinsam mit seiner Frau, an Ausbildungskursen für angehende Lehrer an der St. Chris-
topher's School, einer Waldorf-Schule in Bristol, mit und konnte so seine früh gewonnenen an-
throposophischen Überzeugungen im Alter noch ins Praktische umsetzen. Hans Heitier starb
am 20. Dezember 1979.255

Walter Heitier ging nach der Entlassung aus der Internierung Anfang 1941 nach Irland. Erwin
Schrödinger, der 1938 aus Österreich emigriert und inzwischen nach Dublin berufen worden
war, holte ihn an das dortige Institute of Advanced Studies, das in jenen Kriegsjahren geradezu
eine Oase des Friedens war, wo die theoretischen Physiker ungestört arbeiten konnten.
Dort in Dublin heiratete er Kathleen Nicholson, die zuvor in Bristol als Biologin in der Forschung
tätig gewesen war. 1946 - in diesem Jahr wurde der Sohn Eric geboren - trat Walter
Heitier selbst an die Spitze des Dubliner Forschungsinstituts, das er drei Jahre lang leitete. 1949
siedelte er dann mit Frau und Sohn in die Schweiz über. Er hatte einen Ruf der Universität
Zürich an das Institut für theoretische Physik erhalten und nach einigem Zögern auch angenommen
. Neben dem hohen fachlichen Ansehen, das den Zürcher Lehrstuhl auszeichnete -
hatten ihn doch vordem unter anderem Albert Einstein, Max von Laue und, wie bereits bemerkt
, Erwin Schrödinger innegehabt - bestärkte ihn vor allem dies in seinem Entschluss: die
Freude, wieder in einem deutschsprechenden Land lehren und in den geliebten Bergen, dem
Schwarzwald, wandern zu können. In seinen letzten Schaffensjahren hat sich Walter Heitier,
der das Zürcher Institut bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1974 leitete, intensiv und technologiekritisch
mit philosophisch-weltanschaulichen Fragen auseinandergesetzt, die ihn schon
länger und insbesondere im Zusammenhang mit dem Bau der Atombombe beschäftigt hatten.
Seine Überzeugungen ließen ihn schließlich zum Christentum konvertieren. Am 15. November
1981 ist Walter Heitier, hochgeehrt und vielfach ausgezeichnet, gestorben.256

Mit nach Dublin waren 1941 Mutter und Schwester gegangen, wo sie im Vorort Clontarf eine
Unterkunft fanden. Annerose Heitier war zunächst weiterhin auf ihren Bruder angewiesen, der
für ihren Unterhalt sorgte. Denn mit dem Fremdsprachenunterricht, den sie privat, dann seit
Oktober 1944 auch an einer Dubliner Volksschule und schließlich seit September 1949 in fester
Anstellung am Alexandra College im Fach Deutsch257 gab, konnte sie ihren Lebensunterhalt
nicht bestreiten. Kam sie doch mit diesen Stunden bis Mitte 1950 gerade einmal auf einen Verdienst
von jährlich 25 Pfund258 - umgerechnet ergab das, wie die Wiedergutmachungsbehörde
später berechnete, 417,50 Reichsmark oder 247,50 Deutsche Mark. So konnte ihr auch behördlicherseits
- in klassischem Beamtendeutsch - bescheinigt werden: Durch anderweitige Verwertung
ihrer Arbeitskraft im freien Berufe hatte die Verfolgte kein Einkommen erzielt, das ihr
eine ausreichende Lebensgrundlage ... gesichert hätte.259

Einer , Wiedergutmachung' stand damit nichts mehr im Wege. Der Bescheid der „Kommission
für Wiedergutmachung an Angehörigen des öffentlichen Dienstes" vom 28.11.1955 stellte
fest, dass Annerose Heitier, wäre sie nicht aus dem Schuldienst entlassen worden, am 1.1.1934
als außerplanmäßige Handelsschulassessorin in das Beamtenverhältnis auf Widerruf und am

255 Ich danke Frau Angela Clark für ausführliche Auskünfte über ihren Vater Hans Heitier.

256 Vergleiche, insbesondere auch zu den hier nicht darzustellenden wissenschaftlichen Leistungen Walter Heitiers
und zu den ihm zugedachten zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen, vor allem Mott, S. 144ff.; Rasche,
Laudatio, S. 164ff.; O'Raifeartaigh/Rasche, S. 117ff.; Jost, S. 141 sowie die übrige in Anm. 189 angegebene
Literatur.

257 O'Raifeartaigh/Rasche (wie Anm. 189), S. 113.

258 Vgl. das Schreiben Annerose Heitiers vom 16.8.1954 und die Aufstellung meiner Einkünfte vom Oktober 1938
bis 31. März 1950. StAF, F 196/1 Fasz. EF 7949. Heft 1 und 2. '

259 Bescheid des Landesamts für Wiedergutmachung vom 23.9.1957. Wie Anm. 258, Heft 2.


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