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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 280
(PDF, 57 MB)
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Martin Gerbert (1764-1793), sowie seine Geistigkeit und Frömmigkeit. Das Interesse des Prälaten war die
Schaffung eines Gottesdienstraumes zur Verehrung vieler Heiliger, deren Reliquien er systematisch zusammentrug
. Dem im Inneren verehrten Reliquienschatz sollte das Äußere entsprechen, das bewusst dem
römischen Pantheon nachgebildet wurde. Gleichzeitig gelang es Gerbert mit der Übertragung von Gebeinen
der frühen Habsburger aus Basel und Königsfelden nach St. Blasien für seine neue Klosterkirche auch
„Politreliquien" zu erhalten, um das Prestige seiner Abtei innerhalb der vorderösterreichischen Prälaten
und gegenüber dem Herrscherhaus zu erhöhen. Schließlich sollten die ehemaligen Wohltäter des Klosters
auch Gott gegenüber als Schutzmacht („Schirm-Götter") und Fürsprecher angesichts der aktuellen,
klosterfeindlichen Politik Habsburgs dienen.

Angesichts des inhaltsreichen und stringenten Beitrags von Stephan Kessler fällt ein Mangel in der vorangehenden
Ausführungen zur Kirche auf: Neben der reinen Baubeschreibung und Hinweisen zur Ikono-
grafie von Skulpturen, Gemälden und Altären erfährt der Besucher wenig zu den in der Barockzeit in St.
Blasien tätigen Künstlern, insbesondere vermisst man biografische Angaben zum Architekten Pierre Michel
d'Ixnard, aber auch zu den anderen maßgeblich beteiligten Künstlern wie dem Bildhauer Joseph
Hörr, dem Stukkateur Lodovico Bossi oder dem Maler Christian Went/.inger. Auch würde ein Grundriss
die ansonsten hervorragenden Abbildungen in folgenden Auflagen gut ergänzen. Die Literaturliste könnte
durchaus ausführlicher sein, so fehlen wichtige Arbeiten wie Hans Jakob Wörners grundlegendes Werk
zur „Architektur des Frühklassizismus" (München 1979).

Der klassisch aufgebaute Kunstführer wendet sich an den Besucher der Kirche, der auf einem Rundgang
das bedeutendste kirchliche Bauwerk des Spätbarock im Schwarzwald kennen lernen will und erfüllt
somit sicherlich seinen Zweck. Vom Informationsgehalt bleibt der erwähnte kleine Kunstführer von
Hermann Brammer aus dem Jahr 1983 allerdings unübertroffen. Peter Kalchthaler

Ingrid Kühbacher: Sie lebten in Freiburg. Erinnerungen beim Gang über den Alten Friedhof. Schillinger
-Verlag, 4. erweiterte und aktualisierte Auflage Freiburg 2007. 124 S., zahlreiche Abb.

Die Stadt Freiburg birgt in ihren Mauern ein Kleinod der Sepulkralkunst von besonderer Art, den sogenannten
Alten Friedhof. Im Jahre 1515 als Nikolaifriedhof außerhalb der städtischen Umwallung in der
Vorstadt Neuburg in der Nachfolge des einstigen Münsterbegräbnisses angelegt, 1683 auf Grund der Vau-
banschen Festungsanlagen in nördlicher Richtung verlegt und bis zur Weihe eines neuen, weitaus größeren
Areals im Freiburger Westen am Allerheiligentage 1872 geöffnet, diente er zwei Jahrhunderte der
Breisgaumetropole als Hauptbegräbnisort und blieb auch nach seiner Schließung weithin unverändert erhalten
, von Kriegsfolgeschäden einmal abgesehen. Die schon zum Bau des Freiburger Münsters verwendete
Gesteinsart des nahe der Stadt gebrochenen Sandsteines wurde auch zur Errichtung der Grabzeichen
verwandt, die heutzutage wegen der geringen Härte dieses Materiales ständigen Anlass zur Sorge hinsichtlich
ihrer Erhaltung geben. Ein Förderverein versucht neuerdings in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege
dem weiteren Verfall und dem Inschriftenverlust Einhalt zu bieten. Zugleich eröffnete der weiche
Sandstein aber auch den bearbeitenden Handwerkern und Künstlern vielfältige Möglichkeiten individueller
Grabmalgestaltung. So bietet dieser Friedhof reiche Einblicke in den Wandel von Sepulkralkunst
und Totenkult, beginnend am Übergang von Rokoko zur Klassik Ende des 18. Saeculums bis hin zum Historismus
des ausklingenden 19. Jahrhunderts. Eine vornehmlich gediegene bürgerliche und akademische
Aura des biedermeierlichen Freiburg entfaltet sich hier vor dem Auge des Betrachters. Daneben hat sich
auch der breisgauische und badische Adel in die steinernen Annalen dieses Gottesackers eingeschrieben:
Namen wie die der Familien von Berstett, Drais, Gleichenstein, Kageneck, Roggenbach, Schnewlin und
Stürzel lassen regionale Geschichte wieder lebendig werden.

Die erstmals vor zwanzig Jahren erschienene, nun in vierter Auflage vorliegende, reich bebilderte
Schrift über den Alten Friedhof will diese Geschichte beim Gang über den Friedhof wieder erlebbar machen
. Wenn auch an dem für diesen Zweck weniger handlichen Format nichts geändert wurde, eignet sich
dieser Führer durchaus für einen vertiefenden Einblick über die hier Versammelten, die nach sozialer Stellung
und Berufsgruppen geordnet sind. Die im wesentlichen unverändert gebliebene Bildbeigabe - so
hängt das Vogelschaubild Freiburgs von Joseph Wilhelm Lerch schon lange nicht mehr im Lesesaal des
Stadtarchivs - und der um einige zusätzliche Grabstätten erweiterte Textteil ist durch einen Anhang ausgewählter
Grabinschriften bereichert worden, deren Quelle im Stadtarchiv leider verschwiegen wird. Als
völlig unbefriedigend muss der beigegebene Lageplan bezeichnet werden, dessen Nummern keine Ent-

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