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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 10
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0010
Um das Jahr 1290 strukturierte sich der Antoniterorden im Südwesten des Alten Reiches neu
und schuf für seine größte Diözese Konstanz eine eigene „Generalpräzeptorei" mit Sitz in
Freiburg.4 Das Gebiet war zuvor vermutlich von den beiden älteren Generalpräzeptoreien in
Straßburg und Memmingen mitbetreut worden.5 Die Antoniter hatten sich seit ihrer verstärkten
Ausbreitung das von den Ritterorden bereits angewandte Prinzip zu eigen gemacht, zentrale
„Balleien" zu errichten, die dann die Zentren für eine Anzahl „Kommenden" bildeten. Im
Sprachgebrauch der Antoniter umfasste eine Generalpräzeptorei also mehrere Präzeptoreien
und wurde von einem Generalpräzeptor geleitet. Ihre Grenzen deckten sich überwiegend mit
jenen der Diözesen. Für das alte Bistum Konstanz sind heute neben der Zentrale in Freiburg
noch elf weitere Antoniterniederlassungen bekannt. Aber erst seit dem 15. Jahrhundert lässt
sich diese Anzahl auch wirklich fassen (vgl. Abb. I).6

Nach Freiburg kamen die Antoniter mit großer Wahrscheinlichkeit auf Vermittlung der
Augustiner-Eremiten, die sich seit 1278 zwischen der südlichen Altstadtmauer und der Salzstraße
niedergelassen hatten (Abb. 2).7 So wäre es am ehesten erklärbar, dass sie sich um 1290
nur unweit des Augustinerklosters in Oberlinden niederließen. Für diese Deutung spricht neben
der gemeinsamen Ordensregel auch, dass ihre Ankunft in Freiburg einzig in einer Abschrift der
Augustiner aus dem 18. Jahrhundert dokumentiert ist.8 Die Niederlassung umfasste ursprünglich
die Häuser Herrenstraße Nr. 60 und Nr. 62 sowie Salzstraße Nr. 51. Das Haus Herrenstraße
Nr. 60 war dabei die ehemalige Präzeptorei, die Nr. 62 das Spital gewesen. Bis ins 19. Jahrhundert
hinein war dieses Grundstück mit der Salzstraße Nr. 51 verbunden und erhielt erst 1892
eine eigene Hausnummer.9 Das Spitalgebäude ist nicht unterkellert, was vielleicht ein schwacher
Hinweis darauf sein könnte, dass es von den Antonitern selbst errichtet worden ist. Das
Haus Salzstraße Nr. 51 steht quer zu Salz- und Herrenstraße. Es war schon zu dieser Zeit mehrgeschossig
und unterkellert. Dieser bauliche Umstand mag darauf hindeuten, dass es von den
Antonitern erst nach 1297 erworben und zu einer Kapelle umgebaut wurde. Damals hatte Papst
Bonifatius VIII. (1294-1303) den Antonitern im Zusammenhang mit der Umwandlung des
Ordens in einen direkt dem Papst unterstellten Chorherrenorden erlaubt, an allen ihren
Ordensniederlassungen Kapellen und Friedhöfe zu errichten.10 Vor allem die Mehrgeschossigkeit
dieses Gebäudes wurde bislang bei der Identifizierung der zur ursprünglichen Niederlassung
gehörenden Gebäude nicht berücksichtigt. Das führte in der Vergangenheit dazu, dass eine
Beschreibung einzelner Räume der Niederlassung auf das falsche Haus bezogen wurde: In
einem Inventar von 1623 wird unter anderem auch eine große Stube gegenüber St. Augustinern
Haus genannt.11 Damit ist das Kloster der Augustiner-Eremiten auf der anderen Straßenseite

4 Ebd., S. 55.

5 Auch wenn es dafür keinen eindeutigen Beleg gibt, so spricht doch vieles dafür, dass auch noch in späterer Zeit
immer wieder die Generalpräzeptoren von Memmingen und/oder Isenheim in Angelegenheiten der Freiburger
Niederlassung mitsiegelten. Der umgekehrte Fall hingegen ist nicht überliefert.

6 Vgl. Manfred Krebs: Die Investiturprotokolle der Diözese Konstanz aus dem 15. Jahrhundert, in: Anhang zu
FDA 66-68 und 70-74 (1938-1954), S. 922f.

7 Freiburger Urkundenbuch, I. Bd., Texte, bearb. von Friedrich Hefele, Freiburg 1940, S. 285, Nr. 317 v. 1278
Dezember 16.

8 Hans Schadek/Jürgen Treffeisen: Klöster im spätmiitelalterlichen Freiburg. Frühgeschichte, Sozialstruktur,
Bürgerpflichten, in: Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau, Bd. 1: Von den Anfängen bis zum „Neuen Stadtrecht
" von 1520, hg. von Heiko Haumann und Hans Schadek, Stuttgart 1996, S. 668, Anm. 168: Circa haec
tempora hic habitasse clericos reguläres hospitalarios S. Antonii abbatis ad S. Antonium turris lapidea cum in-
signibus Antonianis indicat.

9 Vgl. das Freiburger Adressbuch von 1892.

10 Mischlewski, Helvetia Sacra IV/4 (wie Anm. 1), S. 39.

11 Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), DS.St. Nr. 5.

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