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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 22
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0022
und dem heutigen Bau, der zwischen 1517 und 1545 in Süd-Nord-Richtung erfolgt sein soll
(Kirche III) (Abb. 5).79

Für die Antoniterzeit in Nimburg sind auf dem publizierten Grabungsplan aufgrund ihres
Alters vor allem die Kirchen II und III von Interesse. Kirche II besaß eine Grundfläche von ca.
105 m2 und war in Ost-West-Richtung orientiert, während Kirche III eine Grundfläche von
annähernd 244 m2 aufwies und von Süden nach Norden ausgerichtet war. Es handelt sich folglich
bei Kirche III nicht einfach um die Sanierung oder den Umbau des bereits bestehenden
Gotteshauses, sondern um einen kompletten Neubau, der im Verhältnis zur Vorgängerkirche II
mehr als doppelt so groß ausfiel! Der Grund für die geänderte Ausrichtung lag den Erkenntnissen
der Archäologen zufolge in statischen Problemen, die sich bei Kirche II zu einem bislang
unbekannten Zeitpunkt ergeben hatten.

Mit dem im Zuge der archäologischen Untersuchungen entdeckten Grab eines Antoniters mit
Namen „Philip", der am 14. Februar 1517 verstarb, ist nun erstmals ein Terminus post quem
bekannt, zu dem mit dem Bau von Kirche III frühestens begonnen worden sein kann. Das Grab
befindet sich in der heutigen Sakristei, die Teil des Chors der Vorgängerkirche II gewesen war.80
Probleme bereitet allerdings die Bestimmung des Terminus ante quem, der bislang etwas unkritisch
aufgrund einer weiteren Steinplatte eines Laienpriesters bestimmt wurde, die aus dem
Jahr 1545 stammt. Sie wurde schon bei den Arbeiten zum Einbau einer Heizung in den Jahren
1951 bis 1954 gefunden. Dabei sind zwei Dinge bislang völlig ungeklärt: erstens, ob sich unter
der Platte tatsächlich ein Grab befunden hat, und zweitens, an welcher Stelle sie genau gefunden
wurde.81 Solange diese Fragen nicht beantwortet sind, kann Kirche III durchaus sehr viel
später erbaut worden sein als bisher angenommen.82 Diese Befunde und offenen Fragen sollen
im Folgenden auf Grundlage der historischen Überlieferung über die Antoniter diskutiert
werden.

Von der Geschichtsforschung wurde bislang nicht beachtet, dass es sich aus Sicht des Anto-
niterordens bei der Nimburger Niederlassung nur um eine „Not"-Gründung gehandelt haben
kann: Das belegen die erhaltenen Investiturprotokolle des Bistums Konstanz, in denen bereits
zum Jahr 1437 insgesamt 12 Antoniterhäuser im Bistum genannt sind.83 Aber weder durch die
Nimburger Gründung noch durch jene kurze Zeit später erfolgte Errichtung einer weiteren
Niederlassung in Kleinbasel (1462) erhöhte sich diese Gesamtzahl. Aufgrund dessen müssen
diese beiden Niederlassungen als Ersatz für zwei in Verlust geratene Standorte neu gegründet
worden sein. Dies war dringend geboten und wird verständlich, wenn man sich die innere
Struktur des Antoniterordens vergegenwärtigt: Die Antoniter finanzierten sich im Bistum
Konstanz vor allem durch die bereits erwähnte, jährlich flächendeckend durchgeführte Sammlung
und verschiedene päpstliche Privilegien wie den Antoniusschweinen oder auch durch

79 Vgl. zum Folgenden Hans Ulrich Nuber/Gabriele Seitz: Baubegleitende Untersuchungen in der Bergkirche
von Nimburg, Kreis Emmendingen, in: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2001 (2002),
S. 177-180, hier S. 178.

80 Es spricht nichts dagegen in ihm den Antoniter Philip de Balme oder de Baume zu sehen, der in Isenheim zwischen
1497 und 1514 mehrfach durch Stiftungen nachgewiesen ist und der 1514 als Religiöser nach Nimburg
ging. Vgl. dazu Elisabeth Clementz: Les Antonins d'Issenheim, essor et derive d'une vocation hospitaliere ä la
lumiere du temporel, Straßburg 1999, S. 187.

81 Freundliche Mitteilung von Dr. Gabriele Seitz, Universität Freiburg, Abt. für Provinzialrömische Archäologie,
die mir die archäologischen Befunde ausführlich dargestellt und erläutert hat, wofür ich mich an dieser Stelle
ausdrücklich bedanken möchte. Diese Platte ist aufgrund dieser Unsicherheiten auf dem Grabungsplan von 2001
gestrichelt eingezeichnet worden.

82 Leider ist es trotz intensiver Bemühungen in den letzten beiden Jahren nicht gelungen, in der Ev. Pfarrgemeinde
in Nimburg Einsicht in mögliche Aufzeichnungen über die Arbeiten Anfang der 1950er-Jahre zu erhalten, die
hätten helfen können, den Fundort dieser Platte zu lokalisieren. Deshalb muss diese Frage auch jetzt noch offen
bleiben.

83 Krebs (wie Anm. 6), S. 922f. Es sind dies später Freiburg, Uznach (Kanton St. Gallen), Reutlingen, Konstanz,
Villingen, Burgdorf (Kanton Bern), Esslingen, Ravensburg, Nimburg, Kleinbasel, Ulm und Rottenburg.

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