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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 52
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Ebenso wie das genaue Datum der Entstehung, so liegt auch der Name des Schöpfers des
Totentanzes im Dunkeln. Wurde anfangs Johann Christian Wentzinger (1710-1797) als dessen
Maler vermutet,25 so schrieb man später Simon Göser (1735-1816)26 das Werk zu.27 Ingeborg
Krummer-Schroth wies die Gemälde Joseph[!] Pfunner (ca. 1713/16-1788) zu,28 welcher 1760
auch die Deckengemälde in der Kapelle geschaffen hat.29 Da die Bilder im Laufe der Zeit mehrfach
übermalt bzw. mehr oder weniger gekonnt restauriert wurden und auch diese Fassungen
heutzutage nur noch in Form von Schwarz-Weiß-Fotografien überliefert sind, wird man trotz
stilistischer Untersuchungen, wie sie etwa der Kunsthistoriker Hermann Ginter unternommen
hat,30 hinsichtlich des Künstlers weiterhin auf Vermutungen angewiesen sein. Merkwürdigerweise
finden sich auch keinerlei schriftliche Quellen, welche diese Fragen erhellen könnten.
So lässt sich lediglich anhand der Kleidung der dargestellten Personen und der Form der Kartuschen
zwischen den Bildern auf eine Entstehung bis spätestens etwa 1810 schließen, wodurch
der oft genannte Simon Göser als Urheber zumindest in Betracht gezogen werden könnte.31

Die ursprüngliche Fassung des Totentanzes hatte bis zum Sommer des Jahres 1856 Bestand,
als die vermutlich erste grundlegende Erneuerung mittels Übermalung durch den Kunstmaler
Dominik Weber (1819-1887)32 erfolgte, welcher bei dieser Gelegenheit das Werk in dem Sinne
renovierte, dass er wesentliche Veränderungen an dem Original vornahm (Abb. 2).33 So vertauschte
er z. B. bei dem fechtenden Jüngling den Dreispitz mit einer zeitgenössischen Kopfbedeckung
.34 Die kirchlichen Auftraggeber waren deshalb mit Webers Arbeit nicht recht zufrieden
: Als im Jahr 1861 eine Renovierung der Gemälde im Innern der Kapelle in Erwägung
gezogen wurde, bekam Webers Angebot daher nicht den Zuschlag.35

25 Vgl. Adolf Poinsignon: Der Todtentanz in der Michaelskapelle des alten Friedhofs zu Freiburg i. B., in: Schau-
ins-Land 16 (1890), S. 1-4, hier S. 2.

26 Zu Göser siehe Hermann Brommer: Georg Saum und Simon Göser in Straßburg, in: Schau-ins-Land 90 (1972),
S. 81-100.

27 Vgl. Hermann Ginter: Südwestdeutsche Kirchenmalerei des Barock. Die Konstanzer und Freiburger Meister
des 18. Jahrhunderts, Augsburg 1930, S. 122-125.

28 Vgl. Ingeborg Krummer-Schroth: Johann Christian Wentzinger. Bildhauer, Maler, Architekt (1710-1797), Freiburg
1987, S. 46. Gemeint ist Johann Pfunner. Zur Biographie Johann Pfunners siehe Hermann Brommer: Benedikt
Gambs und Johann Pfunner. Zwei bedeutende Freiburger Barockmaler im Schloss Ebnet, in: Barock-
schloss Ebnet bei Freiburg i. Br. (Oberrheinische Quellen und Forschungen 2), München/Zürich 1989, S. 104-
110.

29 Vgl. Dotter (wie Anm. 1), S. 9.

30 Vgl. Ginter (wie Anm. 27), S. 122-125.

31 Falls das im ersten Bild sichtbare Greiffenegg-Schlösschen bereits in der Originalfassung vorhanden war, könnte
der Totentanz erst nach dessen Erbauung im Jahr 1805 entstanden sein. Vielleicht handelt es sich aber auch um
eine Hinzufügung von Dominik Weber, die bei späteren Restaurierungen beibehalten wurde.

32 Zu Dominik Weber vgl. Klaus Weber: Der Freiburger Kunstmaler Dominik Weber und seine Familie, in: Schau-
ins-Land 101 (1982), S. 263-274.

33 Abbildungen (Kohlepausen) bei Adolf Poinsignon: Der Todtentanz in der St. Michaelskapelle auf dem alten
Friedhof zu Freiburg im Breisgau, hg. vom Breisgau-Verein „Schau-ins-Land", Freiburg 1891.

34 Obwohl man sich bei den Vorlagen für die Abbildungen bei Poinsignon, ebd., für die Anfertigung von Kohlepausen
an Ort und Stelle entschieden hatte, damit die Bilder nicht vom Abzeichner individualisirt würden, Breisgau
-Verein Schau-ins-Land an Stadtrat, 21.7.1889, StadtAF, C3/16/3, wurden die Bildunterschriften aber wohl
erst nachträglich und teilweise fehlerhaft hinzugefügt. Besonders offensichtlich ist dies beim Bild des sich zum
Requiem ankleidenden Priesters. Während es auf Webers Bild Die schwarze Mess Iis ich vor dich, / Die hielft
gar bald hoff ich ßr mich hieß, vgl. Christliche Kunstblätter 179 (1880), S. 422, ist auf der Reproduktion im
Buch Die schwarze Weltf.'J Iis ich vor dich/Die Hielf gar halt hofhof[!J ih[f] vor mich zu lesen, was Poinsignon,
auf Basis der Abbildung, zu einer entsprechend merkwürdigen Deutung veranlasste, vgl. Poinsignon (wie Anm.
25), S. 3f.

35 Vgl. Gottesackerfonds an Stiftungsvorstand, 10.5.1861, EAF, B81/3817. Hier ist Furtwängler zu korrigieren, welcher
eine Renovation dieser Gemälde durch Weber annahm, vgl. Furtwängler (wie Anm. 16), S. 18. Die Übermalung
, von welcher Furtwängler schreibt, stammt vermutlich von Luz. welcher um 1895 das Innere der Kapelle
restaurierte.

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