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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 56
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oder aber Endres oder Hanemann anzulasten ist. Allerdings war es in der Tat bereits vor der
Abnahme von Luz' Arbeit zu Mißlichkeiten über deren Ausführung zwischen dem Maler und
seinem Kollegen Fritz Geiges gekommen.48

In den folgenden Jahren war an eine Erneuerung des Kunstwerks nicht zu denken, da
zunächst einmal die Kapelle baulich wiederhergestellt werden musste. Trotzdem stellte man
bereits Überlegungen an, welcher Künstler in welcher Weise dann schließlich die Ausführung
vornehmen sollte. Zunächst dachte man an den Maler Theodor Kammerer, der dem Planungsamt
Entwürfe für einen gänzlich neuen Totentanz vorlegte, welcher mit Sprüchen von Reinhold
Schneider oder Eberhard Meckel versehen werden sollte.49 In der Kunstkommission
wurde Kammerers Entwurf allerdings abgelehnt. Joseph Schlippe schlug in diesem Zusammenhang
vor, an der ebenfalls erneuerungsbedürftigen Giebelwand eine Allegorie des 27. November
1944 zu malen.50 Auch in der Öffentlichkeit wurde lebhaft an der Diskussion Anteil
genommen. Während Anton Müller in seiner Kolumne „Florentin, der Tagebüchler" sich entschieden
gegen eine Neufassung wandte,51 sah der Verfasser eines Leserbriefs hierin eine
Chance, ein Mahnmal für die Bombennacht zu setzen.52 Über den Stand der Auseinandersetzung
Ende 1955 berichtete Schlippe: Wir hatten erst gedacht, das alte Thema in neuer Auffassung
von einem modernen Künstler malen zu lassen, aber die eingereichten Arbeiten dieser Art
waren verheerend. Die Anhänger einer neuzeitlichen Fassung meinten daraufhin, man solle lieber
gar nichts malen. Aber die vox populi schreit nach dem uralten Thema mit den treuherzigen
Versen, wie der Tod alle Stände, alle Lebensalter und beide Geschlechter sich holt.53

An verantwortlicher Stelle war inzwischen, zum Ärger von Kammerer,54 eine Anfrage an den
Münchener Professor Anton Marxmüller ergangen. Marxmüller sollte die ursprüngliche Fassung
wiederherstellen und sandte ein Probestück nach Freiburg.55 Anscheinend konnte aber
auch dieser Entwurf nicht überzeugen, sodass die Angelegenheit mehrere Jahre ruhte. Erst im
Jahr 1960 wurde das Thema wieder aufgegriffen. Denkmalpfleger Keller äußerte als Mitglied
des Kunstausschusses seine Ansicht, dass für eine originalgetreue Wiederherstellung des Totentanzes
ein geeigneter Maler am ehesten in Österreich - und hier speziell in Tirol - zu finden
sei.56 Schlippe wandte sich daraufhin an die dortigen Denkmalpfleger und stieß dabei auf
den bereits sehr renommierten Innsbrucker Maler Wolfram Köberl (* 1927). Gleichzeitig bekräftigte
der Kunstausschuss sein Votum für die Rekonstruktion des Originals.57 Dem stellte
sich jedoch bald ein neues Problem entgegen: Durch das Einziehen einer Betondecke in die St.
Michaelskapelle waren die Flächen für die zu malenden Bilder um etwa 10 Zentimeter in der
Höhe beschnitten worden. Eine Rekonstruktion musste folglich den neuen Platzverhältnissen
Rechnung tragen.58 Es wurde nun der Freiburger Künstler Manfred Schmid ins Spiel gebracht,

wertet hatte, so daß sein Verlust nicht schwer wiegt" (zit. nach einem Zeitungsausschnitt, EAF, Nachlass Hermann
Ginter I, Nr. 231; laut Vermerk aus der Südwestdeutschen Volkszeitung [für christliche Politik und Kultur],
24.12.1947; dort nicht nachweisbar).

48 Vgl. Hochbauamt an Stadtrat, 16.11.1893, StadtAF. C3/16/3.

49 Planungsamt an Bürgermeisteramt, 17.3.1953 und 5.10.1953, StadtAF C5/2450.

50 Protokoll der Sitzung vom 21.10.1953, ebd.
si Badische Zeitung, 27728.11.1954, Nr. 275.

52 Hat unsere Generation nicht einen viel schaurigeren Totentanz erlebt, auch gerade hier in Freihurg? Würde eine
darauf bezügliche Darstellung unseren Kindern und Enkeln nicht ein eindrückliches Menetekel sein, mehr als die
mittelalterlichen Bilder?, Freiburger Wochenbericht, 10./11.3.1955, Nr. 11.

53 Schlippe an Wildermann, 22.12.1955, LDA, Akte „Freiburg - Friedhofskapelle" (wie Anm. 47).

54 Kammerer an OB Brandel, 30.9.1954, StadtAF. C5/2450.

55 Anonymus an Marxmüller, 26.12.1955, LDA, Akte „Freiburg - Friedhofskapelle" (wie Anm. 47). Es handelte
sich höchstwahrscheinlich um jenes Bild, welches sich heutzutage im Vorraum der Nonnengruft im „Schwarzen
Kloster" befindet.

56 Kunstausschuss-Sitzung vom 5.4.1960, StadtAF, C5/2450.

57 Kunstausschuss-Sitzung vom 22.2.1961, ebd.

58 Stadtbauamt an Bürgermeisteramt, 12.5.1961, ebd.

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