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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 66
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Bierkrug, Schnapsflasche und im gegenüberliegenden Bildteil der kleine Weinkrug - dieser
allerdings als Gegenbild - stehen.

Den Gegensatz zu Fett und Eiern als Fastnachtsschmaus bilden Fische und Schnecken23 als
typische Fastenspeisen.24 Einen Freiburger Beleg liefern die Rechnungsbücher des Heiliggeistspitals
, in denen jeweils während der Fastenzeit zwischen Februar und April sinkende Einkäufe
von Fleisch, dagegen steigende Ausgaben für frischen („grünen") und getrockneten Fisch
sowie für Schnecken und Froschschenkel verzeichnet sind.25 Das Einnahmen- und Ausgabenbuch
von 1605/1606 nennt in der Zeit zwischen dem 11. Februar und Karfreitag, dem 24. März
1606, nur Ausgaben für Karpfen, Rochen, Bücklinge und Heringe. Erst auf Ostersonntag, dem
26. März, wurden ein Kalb gekauft und drei Schweine geschlachtet.26

Das „Brod-, Wein- und Kuchelregister" von 1776 verzeichnet für den Monat April (Ostersonntag
war am 7. April) den Einkauf von 1.600 Stück Schnecken, für den Mai noch 400 und
für die vorweihnachtliche Fastenzeit im Dezember 1.700. In den restlichen Monaten des Jahres
finden sich keine Ausgaben für Schnecken. Das Register hält auch das System der damals
bestehenden fünf Verpflegungsklassen fest. Unterschiede bestanden in Menge, Vielseitigkeit
und Art der Lebensmittel. Die Herrenpfründner erhielten beispielsweise mittags durchweg ein
viergängiges Menu, bestehend aus Suppe, einem (meist gekochten) Fleischgericht, Gemüse
oder Hülsenfrüchte mit Fleischeinlage und einem weiteren Fleischgang. An Fastentagen gab es
mittags Fisch verschiedenster Art, Schnecken oder Froschschenkel, abgeschmälzte Nudeln
oder Klöße, Küchlein, Salat und Obst.27

Mit dem Essen eines sauren Herings endet im Fastnachtsbrauchtum noch heute vielerorts der
Kehraus am Abend des Fastnachtsdienstag. Fisch- und Schneckenessen leiten am Aschermittwoch
die Fastenzeit ein.28 Für Überlingen ist ein „Schneckenball" als Aschermittwochsbrauch
überliefert.29 Mehrere Narrengestalten der alemannischen Fasnet zeigen Schneckenhäuschen
als Teil der Verkleidung. So sind dem Dreispitz der „Elzacher Schuddig" Schneckenhäuschen
aufgenäht, und beim „Schneckehüüsli-Narro" in Zell am Harmersbach ist das ganze Häs mit
Schneckenhäuschen besetzt. Inwieweit hier eine Verbindung dieses Narrenschmucks zur
Fastenspeise besteht oder ob die leeren Schneckenhäusle lediglich als kostengünstiger Schellenersatz
dienten, kann diskutiert werden.30 Nicht außer acht lassen darf man beim Narren-

23 Alfons Wiesinger: Narrenschmaus und Fastenspeise im schwäbisch-alemannischen Raum, Konstanz 1980, S.
42ff.

24 Zu Fastenspeisen siehe auch Konrad Köstlin/Martin Scharfe: Heischebräuche, in: Dörfliche Fasnacht zwischen
Neckar und Bodensee. Beiträge des Tübinger Arbeitskreises für Fasnachtsforschung (Volksleben 12), Tübingen
1966, S. 156-195, hier S. 166f. mit Anm. 311.

25 Zum Beispiel im Rechnungsbuch des Heiliggeistspitals von 1704, Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), El B IIc 1:
Außgaab Geht umb Grienen Fisch und Außgaab Geht umb Höring, Schnecken Stockfisch und Fröschen
Schänckelin.

26 StadtAF, El B IIc 1, abgedruckt bei Sebastian Bock: Die Geschichte des Heiliggeistspitals und der Heiliggeistspitalstiftung
Freiburg im Breisgau, Freiburg 2005, S. 321-334, hier S. 329f.

27 StadtAF, El B IIc 1, abgedruckt bei Bock (wie Anm. 26), S. 338-345.

28 Bernhard Losch: Anfangs- und Abschlussbräuche, in: Dörfliche Fasnacht (wie Anm. 24), S. 82-155, hier S. 141;
Wiesinger (wie Anm. 23), S. 42.

29 Dieter H. Stolz: Die Fasnacht in Überlingen, in: Masken zwischen Spiel und Ernst. Beiträge des Tübinger Arbeitskreises
für Fasnachtsforschung (Volksleben 18), Tübingen 1967, S. 65-105, hier S. 80 und 103.

30 Zur Gestalt des Schuddig siehe Peter Müller: „Sie stammen von den alten Germanen ab Zu Wandel und
Deutung der Schuddiggestalt, in: s'Eige zeige'. Jahrbuch des Landkreises Emmendingen für Kultur und Geschichte
2 (1988), S. 35-57.

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