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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 83
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0083
Weiter ging der Weg über Schopfheim und durch das Wiesental, dessen Schilderung in scharfem
Kontrast zu der des Schwarzwaldes steht:

Wenn jemals eine Gegend von einem Dichter besungen zu werden verdiente, so ist es dieses eben erwähnte
Thal, welches bei 3 Stunden lang ist und sich zwischen Bergen hinziehet. Der helle Wiesenfluß, welcher
es seiner beträchtlichen Länge nach durchschlängelt, trägt zu seiner Fruchtbarkeit ungemein viel bei. Auf
beiden Seiten des Thals sind einzelne Häuser, und das Schloß Rötteln, welches auf einem fruchtbaren Rebberge
liegt, und dessen beträchtliche Ruinen von seinem vormaligen Umfange und Ansehen zeugen, beschließet
es. Je näher man gegen Lörrach kömmt, desto mehr öffnet sich das Ganze; die Berge scheinen
zu verschwinden, und endlich hat man nichts, als ein beinahe unübersehbares flaches Land vor sich. Doch
alle diese Worte sind vergebens; das reizende, malerisch Schöne dieser Gegend läßt sich eher fühlen als
beschreiben. Jedermann, der sie gesehen hat, spricht mit einer Art von Enthousiasme davon?9

Schließlich erreichte Galler Lörrach. Es ist der Hauptort in der Herrschaft Rötteln und der
Sitz der fürstlichen Beamte des Oberamts; es ist größtenteils von Stein gebaut und enthält
1600-1700 Seelen.40 Von einem knapp zweitägigen Besuch in Basel vermerkt Galler den
„Markgräflerhof", den „Totentanz" beim Predigerkloster, die Stadtbibliothek, das Münster, das
Arsenal (mit Kanonen, Musketen, Hellebarden, Säbeln und dergleichen Mordgerätschaften,
wovon aber heutzutage wohl der geringste Teil zu brauchen sein dürfte), die Seidenbandfabrik
der Gebrüder Sarasin sowie die Gemälde- und Kupferstichsammlung des Christian von Me-
chel.41

In Badenweiler, wohin Galler am 27. September von Lörrach aus aufgebrochen war, waren
es - neben der romanhaft schönen Gegend - alte römische Bäder, denen sein Interesse galt. Nur
ein Jahr zuvor, 1784, waren die Ruinen zufällig entdeckt worden,

aus Veranlassung eines neu aufzuführenden herrschaftlichen Gebäudes, zu welchem man die, auf einer an
den Flecken anstoßenden großen Matte unter dem Schutte hervorragende Steine benutzen wollte ... Ein
hiesiger Ingenieur hat sie mit möglichster Sorgfalt geometrisch aufgenommen, und ein Schüler des Herrn
von Mechel, Herr Gmelin, ... hat sie erst in abgewichenen Spätjahr ziemlich getreu auf Kupfer gestochen
.42

Von Müllheim, dem Hauptort der Herrschaft Badenweiler und Sitz der Oberamtsverwaltung,
weiß Galler nur zu berichten, dass von den dortigen Häusern nur wenige ein äußerliches Ansehen
haben; Sulzburg sei ein armselige[s] Landstädtchen, welches an der badischen Grenze
in einer rauhen Gegend liegt... Einige tausend Schritte außer dem Orte sind mehrere Erzgru-

39 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 50.
4" Ebd.

41 Ebd., S. 61-64. - Der „Markgräflerhof gehöret dem Herrn Markgrafen von Baden. E[r] diente diesen Fürsten,
welche das Bürgerrecht allda haben, in diesen Kriegszeiten öfters zu einem Asyle; der beträchtlichste Teil des
Archives wurde dort aufbewahret, und es ist erst wenige Jahre, daß selber nach Rastatt transportiert wurde. Der
„Markgräflerhof in der Neuen Vorstadt wurde nach dem Brand von 1698 als großes Palais neu errichtet. Der
„Basler Totentanz" befand sich an der Innenseite der Friedhofsmauer des Predigerklosters. In der Nacht des 5.
August 1805 wurde die Mauer von Basler Bürgern niedergerissen; 23 Bruchstücke des Gemäldes konnten aus
den Trümmern gerettet werden; neunzehn befinden sich heute in der Barfüßerkirche/Basler Stadtmuseum, vier
gelten als verschollen. Lukas (1730-1802) und Jakob Sarasin (1742-1802), Erbauer des „Blauen" und „Weißen
Hauses", betrieben in Basel eine bedeutende Seidenbandfabrik. Vgl. Niklaus Röthlin: Artikel „Sarasin", in:
Neue Deutsche Biographie, Bd. 22, Berlin 2005, S. 436-437. Der Kupferstecher und Verleger Christian von Mechel
(1732-1817) richtete in seinem Haus in der Basler St.-Johann-Vorstadt eine Kupferstichakademie und ein
Kunsthandelsgeschäft ein, das internationalen Ruf genoss; Goethe und Kaiser Joseph II. waren zu Gast. Bedeutung
erlangte von Mechel u. a. dadurch, dass er das Werk von Hans Holbein d. J. in großem Umfange zugänglich
machte. Siehe Lucas Wüthrich: Artikel „Mechel", in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 16, Berlin 1990, S.
579f.

42 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 69. Auch von Gayling besuchte auf seiner Reise in die südlichen Teile
der badischen Markgrafschaft 1785 die neu entdeckte römische Bäderanlage, wo er allerdings die regendurchlässige
Abdeckung der Mauerreste monierte, Schäfer (wie Anm. 33), S. 186.

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