Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 108
(PDF, 36 MB)
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Anders sieht es für die Druckwerke aus Grieshabers Bibliothek aus. Alle Drucke wurden
nämlich noch im 19. Jahrhundert allein nach fachlich-thematischen Gesichtspunkten in den
Buchbestand der Universitätsbibliothek Freiburg eingeordnet und aus ihrem vorherigen Zusammenhang
gerissen. Sie als Gruppe noch ganz unmittelbar zu erkennen, ist daher heute nicht
mehr so einfach möglich. Nur das einzelne Buch selbst kann aufgrund eines handschriftlichen
oder gestempelten Besitzvermerks oder eines Vermächtnis-Exlibris Grieshaber zugeordnet
werden. Da seit den letzten Jahren aber diese alten Besitzkennzeichnungen in den Büchern von
Fall zu Fall als Hinweis in die aktuellen Bibliothekskataloge aufgenommen wurden, lässt sich
auf Katalogebene - zumindest theoretisch - ein Eindruck von der Bibliothek Grieshabers innerhalb
des historischen Buchbestands der Universitätsbibliothek Freiburg gewinnen. Neben
den Handschriften und alten Drucken gehören heute in der Universitätsbibliothek zum Erbe
Grieshabers auch noch die Dokumente des eigentlichen Nachlasses: Manuskripte, Notizen,
Briefe und verschiedene Objektbestände wie beispielsweise seine Sammlung an Wachs- und
Papiersiegeln.13

Franz Karl Grieshaber (1798-1866)14 studierte Theologie und klassische und deutsche Philologie
in Freiburg; zu seinen akademischen Lehrern zählte Johann Leonhard Hug. Aus dem
Lehrer-Schüler-Verhältnis entwickelte sich eine Freundschaft, die bis zu Hugs Tod 1846 bestand
. Nach Priesterweihe 1821 und kurzer Lehrtätigkeit in Freiburg 1825 ging Grieshaber von
1826 bis 1857 als Gymnasialprofessor an das Lyzeum in Rastatt. Sein pädagogisches Wirken
dort ist in etlichen Publikationen bis heute greifbar. Darüber hinaus ließen seine schriftstellerischen
Aktivitäten und seine wissenschaftlichen Interessen ihn mit zahlreichen Persönlichkeiten
seiner Zeit in Verbindung treten, neben Ernst Moritz Arndt, Jacob Grimm, Ludwig Uhland,
Wilhelm Wackernagel vor allem auch mit Joseph von Laßberg und Franz Pfeiffer (1815-1868).

Gerade der Austausch mit dem Schweizer Germanisten Franz Pfeiffer kam entscheidend
Grieshabers eigener Beschäftigung mit mittelalterlichen deutschsprachigen Texten und Handschriften
entgegen. Pfeiffer widmete sich der Erforschung der mittelhochdeutschen Literatur -
wobei er wiederum auf die Unterstützung durch Laßberg setzen konnte -, edierte zahlreiche
deutsche Schriftdenkmäler und gründete 1856 die Zeitschrift „Germania. Vierteljahrsschrift für
deutsche Alterthumskunde". Grieshaber konnte über Pfeiffer nicht nur Handschriften erwerben
, er erhielt sie im Einzelfall auch als Freundschaftsgeschenk, so eine Handschrift aus der
Mitte des 15. Jahrhunderts mit der deutschen Übersetzung des Psalmenkommentars des Nikolaus
von Lyra durch Heinrich von Mügeln, wie der Eintrag Meinem lieben Freunde F. K. Grieshaber
- Prof. am Lyceum in Rastatt - zum Christfeste 1844. Stuttgart - Fr. Pfeiffer zeigt.15
Pfeiffer war es auch, der Grieshaber veranlasste, bei einem Antiquar in Augsburg ein Fragment
der Handschrift Q des Nibelungenlieds zu erwerben, um es dann 1856 in der Zeitschrift „Germania
" zu edieren.16

Das Bewahren deutscher Sprachdenkmäler stand durchaus im Einklang mit Grieshabers
Sammelmotivation. Sein besonderes Interesse fanden hierbei die mittelalterlichen deutschsprachigen
Zeugnisse aus Liturgie und Frömmigkeitspraxis. „Ältere noch ungedruckte deut-

13 Vgl. ebd. - Für Dokumente aus dem persönlichen Nachlass von Franz Karl Grieshaber (Korrespondenz, wissenschaftliche
Manuskripte) siehe UBF, NL 4.

14 Vgl. Wilhelm Scherer: Franz Karl Grieshaber, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 9, Leipzig 1879, S.
663f., und Hagenmaier (wie Anm. 12).

15 UBF, Hs. 469; Beschreibung in Winfried Hagenmaier: Die deutschen mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek
und die mittelalterlichen Handschriften anderer öffentlicher Sammlungen (Kataloge der Universitätsbibliothek
Freiburg i. Br. 1,4), Wiesbaden 1988, S. 112f.

16 UBF, Hs. 511; Beschreibung in Hagenmaier (wie Anm. 15), S. 138f. Vgl. auch Angela Karasch: Nibelungenfieber
, in: Expressum. Informationen aus dem Freiburger Bibliothekssystem 1 (2004), S. 7-11 (Online-Ausgabe
unter http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/75/).

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