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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 131
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0131
Fünf Jahre später wurde anlässlich der Immatrikulationsfeier für das Wintersemester
1941/42 neben dem Schlageterbildnis eine weitere Marmortafel angebracht, die einem anderen
nationalsozialistischen „Märtyrer" gewidmet war. Karl Roos hatte sich in seiner Funktion
als Vorsitzender der autonomistischen Partei in Elsass-Lothringen vehement für den Nationalsozialismus
eingesetzt, war 1939 wegen angeblicher Spionage für Deutschland zum Tode verurteilt
und im Februar 1940 erschossen worden. Analog zu Schlageter bauten ihn die Nationalsozialisten
zur Heidenfigur auf: Hitler persönlich ernannte ihn zum Blutzeugen der Bewegung
, und Gauleiter Wagner sah in ihm den Mann, der neben Albert Leo Schlageter durch sein
Heldentum und Heldensterben die düsterste und schmachvollste Zeit des Elsaß und Deutschlands
überstrahlen wird.51 Die Freiburger Universität konnte mit einer weiteren Parallele aufwarten
, denn auch Roos hatte hier studiert. Sein vormaliger „Kampfgefährte", der Straßburger
Kreisleiter Hermann Blickler, weihte die von Otto Schließler geschaffene Plakette ein und betonte
dabei die Gemeinsamkeiten der beiden „Helden", wie „Der Alemanne" am folgenden Tag
berichtete: Beide seien von echtem alemannischem Schlag, beide hätten sich 1918 nicht als besiegt
erklärt und ihren Kampf fortgesetzt und beide seien schließlich von demselben Feind getötet
worden.5* Zeitgleich mit der Roos-Tafel stiftete das Kultusministerium für die Albert-Lud-
wigs-Universität ein weiteres Bildnis. Wiederum bei Schließler gab es eine Büste aus blaugrauem
Kalkstein in Auftrag, die das Porträt des am 14. Februar 1940 verstorbenen
Kultusministers Otto Wacker wiedergeben sollte, der ebenfalls in Freiburg studiert hatte. Die
Büste wurde in der Prometheushalle aufgestellt und am 4. März 1942 eingeweiht.59

Die erwähnte Marmorbüste in der Aula war anscheinend lange das einzige einigermaßen „repräsentative
" Hitlerbildnis, das die Universität besaß (Abb. 19 und 20). Spätestens 1936 wurde
moniert, dass sie dort nur an Festtagen zur Geltung komme.60 Außerdem wirke sie, so der Vorstand
des für die Universitätsgebäude zuständigen Bezirksbauamts Adolf Lorenz, vor der sich
leicht spiegelnden Marmorwand der Aula minderwertig. Er schlug eine Verschiebung in die
Eingangshalle nahe dem Treppenhaus vor, denn dann geht jeder an der Büste vorbei auf dem
Weg zum Rektorat, der Aula, der Gedächtnishalle, den Lese- und Hörsälen, der Kasse usw. Dies
bringe eine bedeutende Verbesserung im nationalsozialistischen Sinne mit sich. Rektor Otto
Mangold stimmte nicht nur der Versetzung der Hitler-Büste zu, sondern auch den Umgestaltungsplänen
für die Aula. An Stelle des „Führers" sollte hier ein bronzener oder zumindest
bronzefarbener „Hoheitsadler" Platz finden, den man bei Ulrich Kottenrodt in Auftrag geben
wollte. Mangolds Vorstellungen von der geänderten Auladekoration gleichen der Beschreibung
eines wirkungsvollen Bühnenbilds: Die beiden vorhandenen Flaggen würden dadurch [durch
das „Hoheitszeichen", d. A.] zu einer bildlichen Einheit zusammengefügt und der Blick der
Festversammlung entsprechend gefesselt und beeindruckt. Ausgerechnet der Erbauer des Kollegiengebäudes
Hermann Billing vereitelte indes die Umgestaltung. Er selbst hatte die Aula
1936 eingerichtet und konnte nicht einsehen, warum seine gut zwei Jahre vorher hochgelobte
Dekoration plötzlich nicht mehr zeitgemäß sein sollte. Es scheint, als habe der Rektor auf Billings
Einspruch hin seine Pläne aufgegeben, und auch im Kultusministerium sah man offensichtlich
keine Veranlassung, die Umgestaltungsabsichten weiterzuverfolgen.61

57 Beide Zitate nach: Lothar Kettenacker: Nationalsozialistische Volkstumspolitik im Elsaß, Stuttgart 1973, S. 128.

58 Der Alemanne, 18.12.1941.

39 Vgl. UAF, B1/163. Zur Biografie und zum politischen Werdegang des fanatischen Nationalsozialisten und Kirchenfeindes
Otto Wacker vgl. Katja Schrecke: Otto Wacker. Badischer Minister des Kultus, des Unterrichts und
der Justiz, in: Die Führer der Provinz. NS-Biographien aus Baden-Württemberg, hg. von Michael Kibener und
Joachim Scholtyseck (Karlsruher Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus 2), Konstanz 1997, S. 705-
732; Hans-Georg Merz: Otto Wacker, in: Badische Biographien, N.F. Bd. 4, hg. von Bernd Ottnad, Stuttgart
1996, S.300-305.

60 Rektor an das Ministerium für Kultus und Unterricht, 17.10.1936 und 29.7.1937, in: UAF, Bl/365.

61 Kottenrodt an Lorenz, 19.12.1938; Lorenz an Mangold, 29.12.1938; Mangold an Kultusministerium, 31.12.1938;
Billing an Bezirksbauamt, 14.2.1939 und 22.4.1939, in: Ebd.

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