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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 157
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0157
Im Gesicht des Feindes den Menschen sehen

Der Absturz einer Lancaster über Freiburg und das Schicksal ihrer Besatzung

Von

Elmar Wiedeking

Die Lancaster NG200 AS-V und der Absturzort

Am 27. November 1944 starben bei einem Luftangriff auf die Stadt Freiburg etwa 2.800 Menschen
. Zu den Todesopfern zählte auch die Besatzung eines Bombers der Alliierten: sechs junge
Soldaten im Dienst der britischen Royal Air Force (RAF) und einer der Royal Australian Air
Force (RAAF). Bei dieser Maschine, deren Wrackteile in Freiburg gefunden wurden, handelte
es sich um eine Lancaster I, Serien-Nr. NG200, Kennung AS-V, die zur 166 Squadron der
RAF gehörte. Die Maschine war mit einem H2S-Bodenradar mit gekoppeltem Air Position
Indicator1 ausgestattet. Mithilfe dieser Gerätekombination waren präzise Bombenabwürfe
ohne Bodensicht möglich. Ein Warngerät, der sogenannte Fishpond, sicherte die Maschine vor
Jägerangriffen. Im Bombenraum befanden sich eine HC-Bombe zu 4.000 lbs2 und fünf SAP-
Bomben amerikanischer Bauform zu je 1.000 lbs sowie fünf GP-Bomben und zwei MC-Bomben
zu je 500 lbs. Somit betrug die gesamte Bombenfracht 12.500 lbs, etwa 6,25 Tonnen. Hinzu
kamen noch größere Vorräte an Munition (Kaliber 7,7 mm) im Innenraum des Flugzeugs für
die insgesamt zehn Maschinengewehre des Heck-, Mitteoben- und Frontstandes. Das Flugzeug
war im Oktober 1944 in Dienst gestellt worden und hatte erst 29 Flugstunden geleistet. Aufgrund
dessen kann man davon ausgehen, dass der Bomber in technisch gutem Zustand war, als
er am 27. November 1944 in Kirmington, Mittelengland, um 16.00 Uhr Ortszeit zum Angriff
auf Freiburg startete und gegen 20.05 Uhr über der Stadt abstürzte.

Große Rumpfstücke der Maschine wurden nach Zeugenaussagen3 auf einer Wiesenfläche
zwischen Lehener- und Breisacherstraße beim Anwesen Kunz-Riehle, Breisacherstr. 109 und
Querweg, vorgefunden (Abb. I).4 Hierzu zählten das Leitwerk, eine oder zwei Tragflächen,
Motoren, der Vorderteil des Rumpfes und ein Rad des Fahrgestells. Weitere Wrackteile wurden
in der Blücherstraße5, in der Yorkstraße6 und an der Ecke Breisacherstraße-Hartmannstraße
bei einem Feuerlöschteich - hier ein Motor und eventuell eine Tragfläche - entdeckt.

Die Lage und der Zustand dieser Teile - einige davon wurden von den Zeugen im Innenraum
begangen - lassen darauf schließen, dass der Pilot der NG200 noch eine Notlandung versucht
haben könnte und dass die Maschine erst kurz vor dem Aufschlag auf dem Boden in mehrere
Teile zerbrach. Die Absturzfläche liegt teilweise im Bereich einer kleinen Flakstellung, die mit

1 Mechanische Rechenanlage, die die jeweilige Position des Flugzeugs (Ort und Höhe) anzeigte.

2 Britische Pfund.

3 Die Namen der Augenzeugen sind dem Autor bekannt und wurden auf deren Wunsch anonymisiert
(Augenzeuge A-e).

4 Aussagen der Augenzeugen A und D.

5 Niederschrift des Augenzeugen B vom 19.9.1993, Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), Bl/328 Schachtel 5 Nr. 14.

6 Schreiben vom 31.10.2005, Air Historical Branch 2, RAF, Ministry of Defence, Bentley Priory, S. 1, Abs. 4.

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