Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0035
I

2. Ulmer Totentanz im Wengenkloster (ca. 1440)36

Um 1440 entstand auf Anordnung des Abtes Ulrich Strobl im Kreuzgang des Augustinerklosters
St. Michael in Ulm ein Reigentanz mit 24 Tanzpaaren. Das etwa 22 m lange
Fresko mit bis zu 90 cm hohen Figuren wurde 1944 durch Bomben stark beschädigt und
zerfiel in der Folgezeit gänzlich. Erhalten blieb lediglich eine 1951 abgezeichnete
Tanzszene. Anhand der rekonstruierten Dialogverse wird heute folgende Anordnung der
im Reigen verbundenen Tänzer vermutet: Papst, Kaiser, Kaiserin, König, Kardinal, Patriarch
, Erzbischof, Herzog, Bischof, Graf, Abt, Ritter, Jurist, Chorherr, Arzt, Edelmann,
Edelfrau, Kaufmann, Nonne, Bettler, Koch, Bauer, Kind, Mutter sowie je ein Prediger am
Anfang und am Ende des Reigens.

3. Oberdeutscher vierzeiliger Totentanz (1443/47)37

In diesem lateinisch-deutschen Text eines Totentanzes (noch ohne Bilder) folgen auf die
lateinischen Zweizeiler jeweils vierzeilige deutsche Übersetzungen. Während die deutschen
Verse als die ältesten erhaltenen deutschsprachigen Totentanztexte gelten, stammen
die lateinischen Textteile vermutlich sogar aus dem 14. Jahrhundert und haben nach Ansicht
der Experten bereits als Vorlage für den Basler Totentanz von 1440 gedient. In diesen
monologartigen Versen sprechen nur die Standesvertreter und noch nicht der Tote oder
der Tod. Die später übliche Aufforderung zum Tanz durch den Knochenmann fehlt ebenfalls
noch; sie findet sich erst ein Jahrzehnt später im weiter unten beschriebenen Totentanz
des Heidelberger Blockbuchs.

Die Handschrift umfasst dreieinhalb Seiten (ohne Bilder) und ist wahrscheinlich zwischen
1443 und 1477 in Augsburg entstanden. Sie befindet sich heute als Teil einer Sammelhandschrift
(Codex Palatinatus Germanicus) in der Universitätsbibliothek Heidelberg.
„Sigismund Gossembrot, ein bibliophiler Jurist aus Augsburg, schrieb die lateinisch-deutschen
Monologe zwischen 1443 und 1447 angeblich für Margarethe von Savoyen nieder
und gab als Vorlage einen <weißen Kodex> an. In dieser Dichtung klagen 24 sterbende
Ständevertreter von Papst und Kaiser bis hin zu Bettler, Mutter und Kind in hierarchischer
Folge über ihr Los."

4. In Basel entstandener Totentanz des Heidelberger Blockbuchs (1455/58)38

Um 1455 entstand in Basel der sogenannte Oberdeutsche achtzeilige Totentanz, überliefert
als Teil des Heidelberger Blockbuchs. Er besteht aus insgesamt 27 Holzschnitten.
Nach dem Text einer Bußpredigt und dem Bild des Predigers folgen 25 Tanzpaare der
Ständehierarchie, jeweils mit vierzeiligen Dialogversen über und unter den Tanzpartnern,
und zwar: Papst, Kaiser, Kaiserin, König, Patriarch, Erzbischof, Kardinal, Bischof, Her-

36 Sörries (wie Anm. 6), S. 97f.; Utzinger/Utzinger (wie Anm. 6), S. 224; Hammerstein (wie Anm. 6), S. 160;
Rudolf Weser: Der Ulmer Totentanz im Wengenkloster, in: Ulmische Blätter für heimatliche Geschichte, Kunst
und Denkmalpflege 1 (1924/25), S. 81 ff.

37 Zitat bei Wunderlich (wie Anm. 1), S. 25. Vgl. auch Kaiser (wie Anm. 1), S. 276ff., und Hammerstein (wie
Anm. 6), S. 149. Cosacchi (wie Anm. 6), S. 669ff.; Universitätsbibliothek Heidelberg, Codex Palatinatus Germanicus
(cpg) 314, S. 79r-80v.

38 Matthias Schönlein/Uli Wunderlich: Todendantz - Totentanz-Literatur und -Illustrationen der Staatsbibliothek
Bamberg, der Universitätsbibliothek Bamberg, der Bibliothek des Metropolitankapitels Bamberg und der
Bibliothek des Priesterseminars Bamberg, Düsseldorf 2003, S. 5; Wunderlich (wie Anm. 1), S. 25ff.; Kaiser
(wie Anm. 1), S. 276ff. mit Abbildungen und Texten; Utzinger/Utzinger (wie Anm. 6), S. 126; Hammerstein
(wie Anm. 6), S. 189ff.; Cosacchi (wie Anm. 6), S. 750ff.; Universitätsbibliothek Heidelberg, Codex Palatinatus
Germanicus (cpg) 438, S. 129r-142v.

35

i


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0035