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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0044
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bei Kleidung und typischen Attributen sowie bei der Ausgestaltung von Bildraum und
Hintergrund feststellen. In einigen Fällen scheint der Künstler eine porträthafte Ähnlichkeit
mit bekannten Zeitgenossen angestrebt zu haben.

Über die Urheberschaft und kunsthistorische Einordnung der gut erhaltenen, künstlerisch
bedeutenden Todesbilder von Chur bestehen seit langem erhebliche Meinungsunterschiede
, die noch nicht abschließend geklärt werden konnten.

15. Totentanz von Heinrich Vogtherr d. Ä. nach dem Vorbild von Hans Holbein (1544)51

Im Jahr 1542 fertigte der aus Dillingen an der Donau stammende Heinrich Vogtherr d. Ä.
in Augsburg noch einmal Kopien der „Bilder des Todes" von Hans Holbein d. J., die 1544
durch Jobst de Necker in Augsburg und 1548 durch Augustin Frieß in Zürich publiziert
wurden. Vogtherr kopierte in vergrößertem Maßstab 40 Szenen mit äußerster Sorgfalt, allerdings
seitenverkehrt, und fügte zwei eigene Szenen hinzu („Der Eebrecher" und „Das
Crucifix"). Auf dem Bild der Herzogin lässt er das nicht mehr zutreffende Monogramm
HL von Hanns Lützelburger ersatzlos fort, fügt aber unterhalb der leeren Wappenkartusche
die Jahreszahl 1542 hinzu. Die Begleittexte in der Ausgabe von 1544 stammen von
Hans Gysslinger.

1546 wurden wesentliche Teile dieses Totentanzes bei Augustin Frieß in Zürich zusätzlich
als Bilderbogen gedruckt. Dieses Leporello enthält 24 kolorierte Holzschnitte in
der Größe von 5,5 x 6 cm mit den Dialogen zwischen dem Tod und seinen Opfern nach
der Textfassung von Hans Gysslinger. Von diesem „Zürcher Totentanz-Bilderbogen" ist
nur noch ein Exemplar bekannt, das in der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel verwahrt
wird.

16. Totentanzfiguren am Zeitglockenturm in Solothurn / Kanton Solothurn (1545)52

Auf dem Zeitglockenturm, dem ältesten Bauwerk der Stadt Solothurn mit Wächterstube
und astronomischer Uhr, stehen bei der überdachten Schlaguhr drei farbig gefasste Figuren
mit Totentanzcharakter, die sich mit dem Schlagwerk der Uhr automatisch bewegen.

Es sind Ritter, König und Tod, die 1545 zusammen mit der Uhr geschaffen und 1883
restauriert wurden. Der Ritter in Lebensgröße trägt eine Rüstung der Zeit mit Schwert und
Streitaxt; zu jeder vollen Stunde schlägt er sich mit der linken Hand auf die Brust und
dreht dabei seinen Kopf zur Gestalt des Todes hin. Der Tod wird als Gerippe mit Leintuch
dargestellt, der in seiner linken Hand den Todespfeil und in der Rechten die Sanduhr
hält; zu jeder vollen Stunde dreht er die Sanduhr um und wendet seinen Kopf dem
Ritter zu, sodass sich beide anschauen. Zwischen Ritter und Tod sitzt ein kleiner König
mit Krone und Szepter auf einem Thron. Bei jedem Schlag der Stundenglocke hebt er das
Szepter und bewegt seinen Unterkiefer, als ob er die Stunden mitzählen würde. Ritter und
König sind in den Wappenfarben von Solothurn gekleidet; sogar die Befiederung des Todespfeils
ist in Rot und Silber gehalten. Darunter ist zwischen den Jahreszahlen der Entstehung
und der Renovierung der Reichsadler mit dem Wappen von Solothurn zu sehen.

51 Frank Muller: Heinrich Vogtherr l'Ancien - Un artiste entre Renaissance et Reforme, Wiesbaden 1997,
S. 317f.; Uli Wunderlich: Zürcher Totentänze, Düsseldorf 2001, S. 9f.; Christoph Mörgeli/Uli Wunderlich:
Berner Totentänze - Makabres aus Bern vom Mittelalter bis in die Gegenwart, Bern/Düsseldorf 2006, S. 19.

52 An dem Zeitglockenturm befindet sich auch das berühmte Distichon In Celtis nihil est Saloduro antiquius, unis I
Exceptis Treveris, quarum ego dicta Soror {In Gallien gibt es außer Trier keine ältere Stadt als Solothurn, weshalb
man beide als Schwestern bezeichnet), das von dem Humanisten Heinrich Glareanus stammt, Stefan
Blank/Markus Hochstrasser: Die Kunstdenkmäler des Kantons Solothurn II (Die Kunstdenkmäler der
Schweiz 113), Basel 2008, S. 59ff.

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