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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0050
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Graphischen Sammlung des Kunsthauses Zürich gehören. Das Gesamtwerk begann mit
vier Bildern aus der Menschheitsgeschichte und dem Sieg des Todes; danach folgten der
eigentliche Totentanz und sechs weitere Bilder. Weil Rudolf Meyer die Bilder und Texte
des Totentanzes auch mit der Musik verbinden wollte, wurden außerdem noch acht
„Sterbegesänge" aufgenommen.

27. Totentanz von Wenzel Hollar nach dem Vorbild von Hans Holbein d. J. (1651)63

Wenzel Hollar (1607-1677), der seine Ausbildung bei Matthäus Merian in Frankfurt erhalten
hatte, schuf seinen Totentanz von 1651 nach dem Vorbild des Basler Totentanzes
von Hans Holbein d. J. Die 30 Radierungen entstanden während seiner Jahre in Antwerpen
(1645-1652) und wurden 1651 in London gedruckt. Die dekorativen Einfassungen
stammen von Abraham van Diepenbeeck (1596-1675). Unter jeder Darstellung stehen
jeweils Textstellen aus der Bibel.

28. Lindauer Totentafeln im Stadtmuseum (1650/90)64

Das Stadtmuseum Lindau im „Haus zum Cavazzen" birgt u.a. zwei besonders gut erhaltene
Totentafeln aus dem 17. Jahrhundert, die früher im historischen Aeschacher Friedhof
aufgestellt waren. Es handelt sich um Totentafeln in Gestalt von Flügelaltären der Familie
Bertsch (ca. 1650) und der Familie Krenckel (um 1690), die eine Auseinandersetzung
mit dem Thema Sünde und Tod im reformatorischen Verständnis darstellen,
verbunden mit Szenen der Begegnung von Mensch und Tod, wie sie von den Totentanzfolgen
im strengen Sinn bekannt waren.

Die Gemälde auf dem Epitaph der Familie Bertsch enthalten in den oberen Hälften der
drei Tafeln jeweils typologische Gegenüberstellungen von Szenen aus dem Alten und
Neuen Testament.

Auf den drei Bildern der unteren Tafelhälften wird das Verhältnis einzelner Menschen
zum Tod geschildert: In der Gerichtsszene (links) tritt der „leibhaftige" Tod zweimal auf:
Zunächst vor den Gerichts schranken im Vordergrund, von wo aus er seine Anklage gegen
den Vorsitzenden Richter verliest, und außerdem hinter dem Stuhl des Vorsitzenden Richters
, über dessen Kopf er den Stab bricht. Im Gemälde selbst ist das Motto angegeben:
Non est sine ludice Iudex. Das Mittelbild präsentiert den Stifter und seine Familienmitglieder
, die der Tod bereits zu sich geholt hat. Das rechte Bild zeigt eine sehr menschliche
Reaktion im Angesicht des Todes: Ein alter Mann beklagt sich beim Tod über die
Mühsal des Alters und wünscht zu sterben. Der Tod, mit Sense und Strohhut, will ihm
diesen Wunsch erfüllen; doch der Alte macht einen Rückzieher und bittet den Tod jetzt
nur noch darum, ihm sein bürdel Holtz nach Hause zu tragen.

Zu jeder Szene gibt es außer der Bildüberschrift ein Gebet und eine ausführliche Beschreibung
mit Sinnspruch.

Die etwas jüngere Totentafel der Familie Krenckel zeigt auf dem Mittelteil die Vision
Ezechiels von der Auferweckung der Toten (Ezechiel 37,1-14) und im Vordergrund den
gekreuzigten Erlöser mit dem vorgenannten Prophet. Darunter knien die Mitglieder der
Familie Krenckel. Auf dem linken Flügel tritt der Tod mit Sanduhr einem vornehm ge-

63 Memento mori - Der Tod als Thema der Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Ausstellungskatalog Hessisches
Landesmuseum Darmstadt, hg. von Klaus Wolbert, Darmstadt 1984, S. 38-41.

64 Sörries (wie Anm. 6), S. 32 und 156f. mit Bild; Museumsführer Stadtmuseum Lindau, Haus zum Cavazzen,
S. 25f.; Hans Jordan/Karl Gröber: Das Lindauer Heimatmuseum, Augsburg 1932, S. 28f.; Christ. Frank:
Totentanz, in: Deutsche Gaue 14 (1913), S. 201 ff.

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