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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0054
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36. Totentanz von Bleibach im Breisgau (1723)72

In der Beinhauskapelle neben der Kirche St. Georg von Bleibach im Breisgau entstand
1723 ein Totentanz mit Todesmusikanten und 33 Tanzpaaren. Drei Jahre zuvor hatte der
aus Waldkirch stammende Pfarrvikar Johann Martin Schill die Kapelle errichten lassen.
Weil ihm von 1715 bis 1728 die Seelsorge in der Gemeinde Bleibach übertragen war,
kann in ihm auch der Auftraggeber für den Totentanz vermutet werden.

Dieser Totentanz wurde in Ölfarben rundum an die Wände und in die Ansätze des Tonnengewölbes
der Kapelle ausgeführt, und zwar in Kenntnis sowohl der Vorbilder in Basel
und Kientzheim als auch des Totentanzes von Hans Holbein. Als Künstler kommt
eigentlich nur der Waldkircher Maler Johann Jakob Winter (1663-1746) in Betracht, der
in demselben Jahr das Fresko mit einer Sterbeszene an der Wand der Beinhauskapelle geschaffen
hat. Der als Skelett dargestellte Tod tanzt mit seinen Opfern in allen Altersstufen
, ohne auch nur einen zu verschonen. Tanzpartner des Todes sind hier: Kind, Papst,
Kardinal, Bischof, Abt, Priester, Kaiser, König, Herzog, Edelmann, Amtmann, Jurist,
Doktor, Reicher Mann, Kaufmann, Bürger, Jüngling, Soldat, Krämer, Koch, Bauer,
Tagelöhner, Spielmann, Blinder, alter Mann, Jungfrau, Kaiserin, Äbtissin, Edelfrau,
Stadtfrau, Bäuerin, Pilgerin, altes Weib.

Der Hintergrund ist neutral gehalten; die Personen sind nicht in mittelalterlicher Tracht,
sondern nach der aktuellen Mode der Bewohner des Elztales gekleidet. Es fällt auf, dass
die Paare sich nicht alle in die gleiche Richtung bewegen.

Über dem eigentlichen Totentanz ist auf der Südwand ein „Beinhauskonzert" mit makaber
anmutenden Instrumenten dargestellt (Abb. 8).

Zu jeder Szene der Wandbilder gehört die Anrede, die der Tod an sein Opfer richtet. Über
den Autor der Verse können nur Vermutungen angestellt werden; in Betracht kommt
neben dem damaligen Pfarrvikar Johann Martin Schill insbesondere der österreichische
Edle von Scherer, der nach seiner Konversion von der eigenen Familie verstoßen wurde,
nach Freiburg kam und anschließend als Lehrer in Bleibach tätig war. Die Texte sind
offensichtlich in Anlehnung an die Verse des Großbasier Totentanzes verfasst. Unter dem
Prolog, in dem die Menschen ermahnt werden, das rechte Sterben zu erlernen, steht die
Jahreszahl 1723.

37. Todesbilder in der Friedhofskapelle St. Sebastian zu Füssen (1746)73

In Füssen wurde im 16. Jahrhundert der Friedhof von St. Mang nach St. Sebastian am
Stadtrand verlegt. Dadurch wandelte sich die um 1500 errichtete und um 1745 barocki-
sierte Sebastianskapelle zu einer Friedhofskapelle. In den Gewölbeansätzen und an der
Emporenbrüstung dieser Kapelle malte der Allgäuer Maler Bartholomäus Stapf im Jahr
1746 neun Todesbilder.

72 Hermann Trenkle: Bleibach: St. Georg, Regensburg 32004; Hermann Trenkle: Der Totentanz in der Beinhauskapelle
zu Bleibach, Sonderdruck aus: „s Eige zeige". Jahrbuch des Landkreises Emmendingen für Kultur
und Geschichte 4 (1990); Wunderlich (wie Anm. 1), S. 86ff.; Sörries (wie Anm. 6), S. 38 und 229ff.; Utzin-
ger/Utzinger (wie Anm. 6), S. 193ff.; Heinrich Buhl: Der Totentanz von Bleibach und seine Stellung in der
europäischen Totentanztradition, Magisterarbeit, masch., Freiburg 1991; Hammerstein (wie Anm. 6), S. 109,146
und 224f.; Wilhelm Fladt: Der Bleibacher Totentanz, in: Badische Blätter für Volkskunde, ländliche Wohlfahrtspflege
, Denkmal-, Heimat- und Naturschutz 1932, S. 269ff.; Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler der
Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Euenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Die Kunstdenkmäler
des Grossherzogthums Baden), Tübingen 1904, S. 490ff.

73 Böhm (wie Anm. 56), S. 40ff.; Sörries (wie Anm. 6), S. 231ff. mit Abbildungen; Julius Vogel: Die schwäbischen
Totentänze, unveröffentlichtes Manuskript, o.O. 1934.

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