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gionalen sowie sozialen Herkunft aufeinandertrafen. Regionale Eigenarten, die jeweilige Standeszugehörigkeit
und damit verbundene Privilegien trugen sie in die Universität hinein. Daraus
entstand ein stark differenziertes Gebilde von Studenten, das ein Spiegelbild der Gesellschaft
darstellte. Diese Gruppierungen formten die innere Struktur der Universität und damit
auch deren Außen Wirkung und Prestige.1

Die ersten europäischen Universitäten entstanden bereits im Hochmittelalter vornehmlich in
Italien und Frankreich. Bevor auch das Gebiet nördlich der Alpen ab der Mitte des 14. Jahrhunderts
von Universitätsgründungen erfasst wurde, mussten die deutschen Studenten lange
Reisen zu ihrem Studienort im europäischen Ausland antreten. Sie haben diese Option auch
rege genutzt. Das wird offensichtlich angesichts der Tatsache, dass sie die mobilste Studentenschaft
in Europa waren und an der Universität Bologna sogar die größte Nation gebildet haben
.2 Dabei fällt der bevölkerungsreiche deutsche Südwesten ins Auge: Vor der Gründung der
Universität Heidelberg (1386) waren 40 % der deutschen Studenten in Bologna aus westlichen
bzw. südwestlichen Regionen, von denen wiederum 40 % aus den Diözesen Konstanz, Straßburg
und Basel stammten. Hier zeigt sich das beachtliche Potenzial an Studierenden im südwestdeutschen
Raum.3 Mobilität und Universitätsbesuch bedingten sich gegenseitig; die
Universität war für ihre Existenz ebenso auf Mobilität angewiesen wie deren Besucher für ihren
Bildungserwerb. Auch nach Verdichtung des Universitätsnetzes nördlich der Alpen waren die
Hochschulen in Frankreich und Italien von deutschen Studenten noch stark frequentiert, allerdings
mit abnehmender Tendenz. Bis zum Spätmittelalter war eine viertel Million deutscher
Studenten in Europa unterwegs.4

Mit der zweiten Gründungs welle ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts löste die Re-
gionalisierung die internationale Universitätsvernetzung ab. Von nun an ist zwischen externer,
also länderüberschreitender Migration und interner Migration im Heimatland zu unterscheiden
,5 wobei diese Trennung für das deutsche Gebiet aufgrund dessen starker Zersplitterung
schwierig anzuwenden ist. Im Durchschnitt war ein längeres Verweilen am Studienort von zwei
Jahren der Regelfall. Zu 80 bis 90 % blieben die Studenten während ihres gesamten Studiums
an einer Universität. Unter den übrigen wechselten nur etwa 5 % mehr als einmal den Studienort
.6 Die Studentenmigration hatte folglich im Spätmittelalter nur noch eine geringe Bedeutung
und stellte keine fließenden Wanderungsbewegungen mehr dar. Unter räumlicher Mobilität
sind demnach lediglich die Reisen zwischen dem Heimatort und dem Universitätsort zu
verstehen. Daraus ableitend entsprechen sich die Frequenz des Universitätsbesuchs und die der
studentischen Wanderungen.7

1 Rainer Christoph Schwinges: Europäische Studenten des späten Mittelalters, in: Die Universität in Alteuropa,
hg. von Alexander Patschovsky und Horst Rabe (Konstanzer Bibliothek 22), Konstanz 1994, S. 129-146, hier
S. 143.

2 Hilde von Ridder-Symoens: Mobilität, in: Geschichte der Universität in Europa, Bd. 1, hg. von Walter Rüegg,
München 1993, S. 255-275, hier S. 263.

3 Werner Maleczek: Deutsche Studenten an Universitäten in Italien, in: Kommunikation und Mobilität im Mittelalter
. Begegnungen zwischen dem Süden und der Mitte Europas (11.-14. Jahrhundert), hg. von Siegfried de
Rachewiltz und Josef Riedmann, Sigmaringen 1995, S. 77-96, hier S. 83.

4 Rainer Christoph Schwinges: Migration und Austausch. Studentenwanderungen im Deutschen Reich des Späten
Mittelalters, in: Migration in der Feudalgesellschaft, hg. von Gerhard Jaritz und Albert Müller (Studien
zur Historischen Sozialwissenschaft 8), Frankfurt/New York 1988, S. 141-155, hier S. 142.

5 Ein Differenzierungsaspekt findet sich vor allem in sozialer Hinsicht: Während die große Wanderschaft nun eher
der Oberschicht vorbehalten blieb, haben sich die bedürftigen Studenten auf die interne Migration zu Universitäten
mit günstigen Studienbedingungen beschränkt. Die negative Einstellung gegenüber bedürftigen Studenten
hat deren Mobilität allerdings gehemmt. Vgl. Ridder-Symoens (wie Anm. 2), S. 260.

6 Schwinges (wie Anm. 4), S. 143.

7 Ebd.

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