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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0095
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Vier-, fünf- und sechs strahlige Sternschanzen sind sowohl durch Geländebefunde als auch
ikonografische Quellen belegt und ferner in Lehrbüchern beschrieben. Sie wurden fast ausschließlich
als unabhängige Befestigungen errichtet. Vierstrahlige Redouten wurden jedoch
auch häufiger in Befestigungskomplexe einbezogen. Abmessung und Form wechselten je nach
Gelände und Zweck. Beispiele für Sternschanzen sind aus Breitnau und Neuenweg sowie von
der Stollhofener und den Eppinger Linien bekannt. Die Anlage auf dem Kniebis datiert in die
Zeit der Koalitionskriege. Gleiches dürfte für die Sternschanze von Hausach zutreffen, die
Ende des 18. Jahrhunderts instand gesetzt wurde. Bei Breitnau hat sich eine vierstrahlige Redoute
erhalten, die im Zusammenhang mit der Passsicherung stand.

Wo es die topografische Lage erlaubte, wurde versucht, die Form eines regelmäßigen Polygons
anzulegen. Die Schanze bei St. Märgen bildet ein Fünfeck mit einer lang ausgezogenen
Spitze. In den Ecken wurden breite Bankette für Geschütze angelegt. Im Innenraum der
Schanze befindet sich ein kreuzförmiger eingetiefter Befund, vermutlich ein Pulverlager. Fünfseitige
Redouten sind auch für die Ettlinger Linie 1733/34 belegt. Nach Lage und Funktion
handelte es sich um wichtige Anlagen.

In einigen Schanzen wurde ein Blockhaus errichtet, das in Kriegszeiten eine Besatzung von
20 bis 40 Mann aufnehmen konnte und - wenn nötig - auch der letzten Verteidigung diente.
Einzeln an den Linien als feste Stützpunkte errichtete Blockhäuser bzw. Chartaquen (türk.
£ardak, Laube) waren von einem Graben mit Palisaden auf der Sohle und möglicherweise
einem Verhau umgeben. Die Begriffe „Blockhaus" und „Chartaque" werden in einigen Quellen
synonym verwendet. Beobachtete kleine Erhebungen (z.B. Neuenweg, Breitnau, Hofstetten
und Rohrhardsberg) könnten eventuell von einer ebenerdigen Innenbebauung stammen. In der
Redoute auf dem Rohrhardsberg misst der Befund 8,5 x 8,5 m und in der auf dem Höchst wurden
Grundmauern und Dachziegel gefunden. Alle diese Befunde lassen auf ein steinernes
Sockelfundament schließen, auf das ein Schwellrahmen/-kranz aus dauerhaftem Holz aufgesetzt
wurde. Ausgehend von einer Anmerkung des Majors Rösch zu den Blockhäusern in der
Schanze auf dem Kniebis kann vermutet werden, dass das Aufgehende möglicherweise den
Speicherbauten der Höfe ähnelte, wie z.B. dem 1596 erbauten des abgegangenen Christhofes
in St. Georgen-Sommer au.12

Verbindungswälle

Die Linien folgten natürlichen Geländeformationen, die die lineare Verteidigung erleichtern,
z.B. Kanten von Steilabfällen, Geländerücken oder Pässen. Die Wall-Graben-Systeme der
Linien bestanden aus einem 3 m tiefen Graben mit 5 m oberer und 2 m unterer Breite sowie
einer steilen Böschung. Stellenweise dienten Faschinen und Rasensoden als Stabilisierung der
Grabenwände. Im Graben wurden Fußangeln angebracht und in die hintere Grabenwand Palisaden
gerammt. Der Bodenaushub wurde auf der dem Feind abgewandten Seite zu einem 3 bis
4 m hohen Wall aufgeschüttet. Zwischen Grabensohle und Wallkrone bestand ein Höhenunterschied
von 6 m und zum hinterem Verhaurand von 5 m. Unterbrechungen im Verlauf von
Wall und Graben dienten als Ausfalltore, die mit Gattern verschlossen werden konnten. In Abständen
wurden Redouten oder auch Posten im Wallverlauf angelegt. Hinter dem Wall verliefen
Wege, die eine schnelle Bewegung der Besatzung ermöglichten. Ferner zweigten Wege, auf
denen Entsatztruppen marschieren konnten, zu wichtigen Stationen hinter der Front ab.

Die einfachste Wallform ist eine kurze gerade Linie. Vor allem in längeren Wallverläufen
wurden Winkel und Redans/Fleschen gebaut. Lineare, offene Befestigungen bestehen häufig
aus einer Kombination dieser Elemente. So weist z.B. die Bergalinger Wallmauer Fleschen und

12 Stefan Blum: Die Kornspeicher des Schwarzwaldes, in: Alemannisches Jahrbuch 2005/2006 (2008), S. 23-46,
hier S. 35ff.

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