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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0143
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auf Weisung getragen und der verbrecherische Charakter der SS sei im Jahre 1938 noch keineswegs
bekannt gewesen. Tatsächlich wurde ihm ein Gnadenerweis ausgesprochen und die
Bewährungsfrist zum 1. Juni 1950 als abgelaufen festgesetzt.92

Max Knecht verstarb am 31. März 1954 im Alter von knapp 80 Jahren und wurde auf dem
Freiburger Hauptfriedhof beigesetzt.93 Auf seinem Grabstein steht geschrieben: „Pflichttreu
tätig gütig immer Vorbild".

Fazit

Die Biografie von Max Knecht kreist um das (Selbst-)Bild des vaterländisch gesinnten, aber
seine Ämter scheinbar unpolitisch-pflichtbewusst erfüllenden Offiziers. Die immer wieder zu
lesende Charakterisierung als besonders tatkräftig und wach treffen offensichtlich zu, bedenkt
man seine zahllosen Mitgliedschaften und Ämter. Sein Engagement stellte er dabei vor allem
in den Dienst „der alten Soldaten", des Militarismus und Kolonialismus. Der damalige koloniale
Wunsch nach Unterdrückung ferner Länder, verbunden mit all den rassistischen Denkweisen
und deutschem Überlegenheitsgefühl, geriet nach dem Zweiten Weltkrieg zu Unrecht
aus dem Blickfeld. Aber auch kommunale Finanz- und Kulturpolitik wurden langjährige Tätigkeitsfelder
. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 tat seinem Engagement keinen
Abbruch. Im Gegenteil, seine größten Erfolge und höchsten Ämter erreichte er mit den Nationalsozialisten
: Sei es die Reichskolonialtagung 1935 oder sein Amt als Gauführer Baden des
Reichskriegerbundes. Er wechselte erfolgreich von der DVP zur DNVP, arbeitete im Stadtverordnetenvorstand
persönlich an der Umsetzung der Gleichschaltung mit und profitierte davon,
was die Zahl der Ausschüsse anging, in denen er saß. Besonders betont werden muss sein Rang
als SS-Standartenführer, „geschmückt" mit Heinrich Himmlers exklusivem Ehrendegen. In
allen vorliegenden Dokumenten aus der NS-Zeit finden sich keinerlei Hinweise auf eine
Distanz zur SS, wohl aber zahlreiche Treuebekundungen und auch Beweise, dass er diese
Stellung ausnutzte. Unmittelbar antisemitische Aussagen von Knecht wurden nicht gefunden,
aber sein dargestellter Einsatz für den „Führerstaat" und seine aktive Position in diversen antisemitisch
ausgerichteten Organisationen deuten darauf hin oder zeugen zumindest von ausgeprägtem
Opportunismus. Auf jeden Fall zeigt sich am Beispiel Knechts, wie der Nationalsozialismus
Menschen integrieren konnte, die zwar nicht von Anfang an überzeugte Nazis
waren, aber Möglichkeiten sahen, bestimmte Ideen und Interessen zu realisieren. Dabei war
Max Knecht nicht einfach ein „Kind seiner Zeit" - das sind natürlich alle Menschen -, sondern
vielmehr ein Protagonist seiner Zeit.

92 Gnadenerweis des Staatskommissars Dr. Nunier vom 5.7.1950, ebd.

93 Bei Dold (wie Anm. 89) ist fälschlicherweise 1953 als Todesjahr angegeben.

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