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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0156
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Weitere Informationen über ihn existieren dort nicht mehr. Er überlebte den Krieg und die
Zeit im KZ. Wie die Akten belegen, wohnte er 1949 wieder in seiner Heimatgemeinde.12

Karl Hermann G.

Karl Hermann G. wurde 1881 in Offenburg geboren. Er war zunächst im KZ Natzweiler
inhaftiert und kam dann am 4. September 1944 in das KZ Dachau, wo er unter der Bezeichnung
„homosexuell" mit der Haftnummer „99605" geführt und am 9. Februar 1945
ermordet wurde.13

Pfarrer Gerhard H.

Gerhard H. wurde 1909 in Mannheim geboren. Er besuchte das Gymnasium und studierte
in Bethel und Heidelberg evangelische Theologie. 1930 wurde er Mitglied im Nationalsozialistischen
Studentenbund und 1933 Mitglied der SA. Er besaß einen Führerausweis
der Hitler-Jugend und war bis 1935 Mitglied der „Deutschen Christen"14. Sein Antrag auf
Mitgliedschaft in der NSDAP wurde aber abgelehnt. Nach der Ordinierung zum Pfarrer
in Heidelberg 1935 versah er eine Gemeinde in Nordbaden. Ein Verfahren wegen Vergehens
nach § 175 StGB, das 1937 gegen ihn eröffnet wurde, musste mangels hinreichender
Beweise eingestellt werden. Danach war er Vikar in einer Gemeinde am Bodensee.
Vom Landgericht Konstanz wurde er am 15. Mai 1941 wegen fortgesetzten Verbrechens
nach § 175 StGB zu einer Strafe von 1 Jahr und 6 Monaten Zuchthaus sowie 3 Jahren Ehrverlust
verurteilt. Schon vor dem Prozess enthob ihn der Oberkirchenrat Karlsruhe seiner
Aufgaben. Die Strafe saß Gerhard H. im Zuchthaus Zweibrücken ab. Nach seiner Entlassung
1942 arbeitete er im kaufmännischen Bereich. Er versuchte umgehend - zunächst
jedoch vergeblich -, die Wiedererlangung der Wehrwürdigkeit zu erreichen. Erst 1944
bekam er sie dann zum Zwecke des Fronteinsatzes doch wieder zuerkannt und diente als
Soldat. Nach dem Krieg war er in kirchlichem Auftrag in Schlesien tätig. 1946 heiratete
er und war von 1947 an Pfarrer in Württemberg. Er starb 1973.15

12 StAF, Bestand A 40/4, Nr. 39, Prozessakte; ebd., Bestand F 176/19, Nr. 9500, Register für Hauptverfahren 1935-
1948, Abt. 2; Archiv der Gedenkstätte Dachau; Archiv der Gedenkstätte Mauthausen; StAF, Bestand E 259/1,
Nachlassakte für den Geburtsort von G. aus dem Jahr 1949. Er beerbte seine verstorbene Ehefrau.

13 Archiv der Gedenkstätte Dachau.

14 Unter den evangelischen Christen gab es Befürworter und Gegner des Nationalsozialismus. Die Befürworter
nannten sich „Deutsche Christen". Ihre Wurzeln hatten sie in der Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik
in Gruppen, die sich mit völkischen, national-konservativen und rassistischen Gedanken beschäftigten. Die
Deutschen Christen wurden als innerkirchliche „Partei" 1932 gegründet. Bei der Machtübernahme Hitlers im
Januar 1933 gab es in vielen Kirchen Dankgottesdienste. Nazifahnen schmückten die Kirchen und die Pfarrer
leisteten im Talar den Hitlergruß. Am 14. Juli 1933 setzte Hitler eine neue von den Landeskirchenführern vorgeschlagene
Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche in Kraft. Am 23. Juli 1933 gab es Kirchenwahlen.
Im ganzen Reich gewannen die „Deutschen Christen" ca. 2/3 der Stimmen. Sie übernahmen in einigen Landeskirchen
die Leitung. Ihre Ziele waren die Gleichschaltung der Kirche und die Übernahme des Arierparagrafen in
die Kirchenverfassung. Sie wollten den Ausschluss von Christen jüdischer Abstammung, die Abkehr vom Alten
Testament und die Reinigung des Neuen Testamentes von jüdischen Einflüssen durchsetzen. Jesus wurde zum
Arier erklärt. Der Höhepunkt dieser Bewegung wurde 1933 erreicht, als sie eine Million Mitglieder hatte. Bald
aber merkten viele Menschen, was die „Deutschen Christen" erreichen wollten und ihre Einheit zerbrach. Als
Flügelkämpfe ausbrachen und Gruppen sich abspalteten, schwand allmählich der Einfluss dieser Gruppe. Nach
1945 hatten die „Deutschen Christen" keine Bedeutung mehr.

15 StAF, Bestand D 81/1, Nr. 636, Prozessakte; Archiv der Evangelischen Landeskirche Württemberg.

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