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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0194
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Innsbruck, bietet in diesem reich bebilderten Buch 64 Porträts von Personen aus dem „Gedächtniskalender
" der katholischen Kirche, deren Verehrung im Lauf der Geschichte eng mit Krankheit und Krankenpflege
verbunden war.

Die Heiligen und Seligen werden chronologisch entsprechend ihres zeitlichen Wirkens in einem Bogen
von Maria und Josef bis zur der im Jahr 1975 verstorbenen Gründerin der „Medical Missionaries of Mary"
Mary Martin widergegeben. Hierbei werden schon im Inhaltsverzeichnis bei den ersten 38 Heiligen und
Seligen stichwortartig zur besseren Orientierung die Krankheiten, für deren Heilung sie angerufen werden
, genannt, z.B. der Apostel Petrus für Klumpfuß, Lähmung, Besessenheit. Dem Leser wird jede einzelne
Person auf einer biografischen Seite in stets gleichem Layout vorgestellt. Im oberen Teil folgen auf
den Namen der behandelten Persönlichkeit das Sterbedatum, die Art des Patronates und der Festtag. Darunter
stehen meistens nebeneinander links die Biografie und rechts ein Bild des Heiligen mit kurzer Bildlegende
. Die meisten Bilder sind Fotos von Skulpturen, Gemälden, Reliquiaren u.ä. des 15. bis 18. Jahrhunderts
, die überwiegend aus Süddeutschland, Tirol, Böhmen und der Slowakei stammen. Literaturhinweise
vervollständigen die einzelne biografische Darstellung.

Wie das Vorwort betont, erhebt das Werk keinen Anspruch, die Beziehung zwischen Heiligkeit und
Medizin umfassend zu dokumentieren. Vielmehr möchte der Verfasser einem breiten Publikum, das nur
wenig oder gar keine Kenntnis von der engen Verbindung zwischen Schutzheiligen, Heilungswundern und
kunstgeschichtlicher Darstellungen hat, die bedeutendsten Lebensläufe aus fast 2.000 Jahren Kirchengeschichte
vorstellen. Die Auswahl der Bilder und der Verehrungsortschaften ist erklärtermaßen auf Tirol
und Bayern fokussiert, was allerdings zu Einseitigkeiten und blinden Flecken führt. Als Beispiel könnte
man den Artikel über die Heilige Agatha anführen (S. 38f.), der Schutzpatronin bei Brusterkrankungen.
Keines der Bilder stammt aus den reichen und vielfältigen Kunstbeständen des Domes der sizilianischen
Stadt Catania, des Hauptortes ihrer Verehrung, dessen Schutzpatronin die Heilige ist.

Dem im Geleitwort des Bischofs von St. Pölten, Klaus Küng, geäußerten Wunsch kann man sich nur
anschließen: „Möge das neue Buch vielen Freude bereiten und dazu beitragen, dass die Heiligen auch in
unserer Zeit lieb gewonnen werden." Marco Leonardi

Berthold Schaaf: Schwarzwalduhren, G. Braun Buchverlag, Karlsruhe 2008, 432 S., 444 Färb- und
S/W-Abb.

Ein Augenschmaus, ein Leckerbissen für Freunde der Technik und eine willkommene Bereicherung der
landesgeschichtlichen Literatur. Der Autor, vereidigter Sachverständiger für Schwarzwalduhren und Holzräderuhren
, legt sein 1983 erschienenes Werk nun in 4. Auflage vor. Es ist erweitert um eigenständige
Kapitel von Douglas K. Stevenson und S. W. Stevenson „Schwarzwalduhren und Amerika" (S. 151-185),
sowie von Egon Weißflog „Schwarzwalduhren aus dem Erzgebirge" (S. 186-215).

Die Studie umspannt die Zeit vom frühen 18. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Behutsam wertet der Autor schriftliche Quellen und vor allem den Befund alter Uhren aus. „Original
erhaltene und zweifelsfrei auf die Zeit vor 1700 datierbare Schwarz walduhren existieren nicht" (S. 9); die
„wohl älteste datierbare Schwarzwälder Holzräderuhr" dürfte „aus dem Jahre 1706" stammen (Legende
zu Abb. 8, S. 17).

Die kunstvollen Werke werden so beschrieben, dass auch der Nichtfachmann versteht, wie Handwerker
auf ständig neue Herausforderungen geantwortet haben. Der Leser sieht sich in eine ferne Welt eingeführt
, in der Könner funktionstüchtige Uhren aus (vor allem Buchen-)Holz hergestellt haben, zu denen
folgende Grundmerkmale gehörten: „Flache Rahmenbauweise; Spindelgang mit Balkenwaag; Holzräder,
Steigräder mit Stiften; einzeigrige Zeitanzeige; Gehwerk ohne Schlagwerk, möglicherweise Weckerwerk"
(S. 15). Erläutert werden der Schild und andere Einzelteile sowie die Entwicklung: Zweiter Zeiger (seit
dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts), Glocke, Schlagwerk, mehrtägige Funktion, Einsatz von Metall
(Achsen und Federn aus Stahl, Zahnräder aus Messing). Die zunehmende Arbeitsteilung und Spezialisierung
, die Nutzung der Wasserkraft und die Aufnahme von Fremdkapital förderten den Übergang von der
Einzel- zur Serienproduktion. Vor 1750 dürfte die Herstellung einer Uhr acht Tage und mehr erfordert
haben; um 1750 fertigte eine Werkstatt (je ein Meister, Geselle und Lehrjunge) schon fünf bis acht Uhren
pro Woche (dank Zahnstuhl und Spindelbohrer); in den 1840er-Jahren wurden schätzungsweise 750.000
Schwarz walduhren pro Jahr produziert. Neue Formen wurden gefunden, neue Materialien verwendet
(etwa Porzellan für den Schild), vom ,Markt' verlangte Spezialitäten und Spielereien produziert: Uhren
mit Kalender und Mondphasen, besondere Schlagwerke (etwa jede Viertelstunde), Augenwender, Figu-

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