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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0198
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schweigt nicht die persönlich erlebten Verletzungen. Ganz aus der Sicht des verantwortlichen Stadtoberhauptes
beschreibt er schließlich im fünften Kapitel die großen Leistungen in der Stadtentwicklung bis
zur Jahrtausendwende mit der Neugestaltung des Bahnhofareals, dem Bau des Konzerthauses, der Theaterrenovierung
und vor allem der Erschließung der neuen Stadtteile im Rieselfeld und Vaubangelände.
Hier häufen sich - nicht zu Unrecht - die Vokabeln „Erfolg" und „erfolgreich" in der Bilanzierung. Das
gilt auch für die sachlich wie im Stil ziemlich nüchternen Ausführungen über die Haushaltsgestaltung.

Mit dem Buch hat Alt-Oberbürgermeister Böhme eine erste Fassung seiner politischen Memoiren vorgelegt
. Es weist ihn aus als einen liberalen Badener, als Meister der Integration (ob als SPD-Mann im Verhältnis
zu den anderen Parteien, ob als ökumenischer Protestant in den Beziehungen zur katholischen Kirche
), vor allem aber als einen Treuhänder der Geschichte der Stadt, deren Wohl er in seiner zwanzigjährigen
Amtszeit zielstrebig verwaltet und gestaltet hat. Wolf gang Hug

Ebringen unterm Hakenkreuz - Zeitzeugenberichte, gesammelt und eingeleitet von Benno Kuhn unter
Mitarbeit von Hildegund Schröder, Margaretha und Josef Schüler, hg. von der Arbeitsgemeinschaft
Ebringer Dorfgeschichte (Ebringer Dorfgeschichten 2), Selbstverlag, Ebringen 2008, 77 S., zahlreiche
Abb.

„Ebringen unterm Hakenkreuz" ist ein schmales, aber gewichtiges Heft der Arbeitsgemeinschaft Ebringer
Dorfgeschichte. Es enthält Erzähltexte, Briefe und Dokumente - zum Teil aus Nachlässen - sowie Fotos
von Bewohnern Ebringens bei Freiburg aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 und der unmittelbaren
Nachkriegszeit. Manches Material entstammt auch Briefen und Dokumenten, die bis in die Gegenwart reichen
.

Beeindruckend ist die Fülle an Themen, die von der Machtergreifung der Nationalsozialisten über die
Judenverfolgung bis zum Kriegsgeschehen, aber ebenso zum Leben im Dorf, zur Ernährungslage und
Kindheitserinnerungen reichen.

Alle Texte sind mit Verfasser- bzw. Berichterstatternamen und Datum, oft auch mit Anschrift versehen.
Erstaunlich ist der offene Ton vieler Äußerungen, insbesondere, wenn die eigene Familie zu den „Tätern"
gehört. Manche Zeugnisse lassen geradezu die Erleichterung erahnen, die vom Eingeständnis von Fehlverhalten
herrührt. Diese Haltung der Interviewten durch seine behutsame Art der Gesprächsführung
ermöglicht zu haben, ist das große Verdienst von Benno Kuhn. Er hat es offenbar verstanden, zu versöhnen
statt zu spalten.

So ist ein Lesebuch des Ebringer Gemeindelebens in einer bestimmten Epoche entstanden, das dazu
anregt, auch dem heutigen Alltag Beachtung zu schenken, indem man Ereignisse des Gemeindelebens
festhält, ein Alltagsarchiv aufbaut und im Gespräch miteinander bleibt. Siegfried Pfadt

Ulrich P. Ecker/Christiane Pfanz-Sponagel: Die Geschichte des Freiburger Gemeinderats unter dem
Nationalsozialismus (Stadt und Geschichte. Neue Reihe des Stadtarchivs Freiburg im Breisgau 21), Schillinger
Verlag, Freiburg 2008, 57 S., 20 S/W-Abb.

Sowohl der Freiburger Oberbürgermeister als auch der Herausgeber dieser Reihe sehen den Zweck dieser
Publikation darin, die Ereignisse der NS-Zeit im Gedächtnis der nachfolgenden Generationen wach zu
halten. Dabei müssten nicht nur die Opfer gewürdigt, sondern auch die Täter genannt werden.

Bis 1933, so geht aus dem einführenden Kapitel hervor, verwalteten sich die Städte und Gemeinden unter
der Aufsicht des Staates weitgehend selbst. Bürgermeister, Stadträte und ein Bürgerausschuss entschieden
über Anträge und Vorschläge. Nach der sogenannten „Machtergreifung" durch die Nationalsozialisten
wurden diese Regelungen jedoch Schritt für Schritt außer Kraft gesetzt. Nach der „Deutschen
Gemeindeordnung" vom 30. Juni 1935 fungierten die „Ratsherren" , wie sie nun hießen, als Vollzugsorgane
von Partei und gleichgeschalteten NS-Staatsorganen ohne eigenes Entscheidungs- oder Mitgestaltungsrecht
. Das „Führerprinzip" wurde damit bis in die untersten Verwaltungsebenen durchgesetzt.

Die NSDAP hatte bereits 1923 eine Ortsgruppe in Freiburg gebildet. Bei Wahlen allerdings blieben die
Nationalsozialisten bis zu den letzten freien Reichstags wählen von 1932 relativ bedeutungslos. 1928
erhielten sie nur 1,3 %, im September 1930 lediglich 13,8 %, 1932 immerhin 29,6 bzw. 22,4 %. Dieser
relative Anstieg erklärt sich zum einen aus der Wirtschaftskrise und zum anderen aus der Tatsache, dass
die NSDAP rechtsradikale kleinere Parteien in ihre Reihen aufnehmen konnte.

Schon kurz nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler wurden Kommunisten und Sozialdemo-

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