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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0199
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kraten im Stadtrat verhaftet und in nahe gelegene Konzentrationslager verschleppt. Dort kam es nicht nur
zu Misshandlungen, sondern auch zu Morden an den gewählten Gemeindevertretern. Gegen die Zustimmung
des noch frei gewählten Oberbürgermeisters Bender hisste eine SA-Abordnung am 5. März 1933
die Hakenkreuzfahne auf dem Freiburger Rathaus. Schon seit Januar 1933 attackierte NS-Kreisleiter Kerber
durch eine Verleumdungskampagne OB Bender aufs Heftigste. Bender gab deshalb bereits am 9. April
sein Amt auf, worauf Kerber durch Reichskommissar und Gauleiter Wagner ins Amt des Freiburger Oberbürgermeisters
eingesetzt wurde. Kerber führte getreulich die Rassegesetze gegen Juden aus und ergriff
Maßnahmen gegen Zwangsarbeiter, er setzte sich aber auch für die Belebung des Fremdenverkehrs ein,
unterstützte Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und förderte den Wohnungsbau für Einkommens schwache.
Dies alles natürlich nur unter der Ägide vorgesetzter Partei- und Staatorgane. Nach dem Krieg kam Kerber
in ein Internierungslager und wurde wahrscheinlich im September 1945 von französischen Soldaten
erschossen.

In einem weiteren Kapitel werden die Schicksale verschiedener Stadträte dargestellt. Der Schuhmacher
Franz Geiler sei als Beispiel erwähnt. Er war Mitglied der SPD und bereits im Kaiserreich in der Gewerkschaftsbewegung
aktiv. 1919 gehörte er der badischen Nationalversammlung an und kam 1922 in den
Freiburger Stadtrat. Aus einer Sitzung heraus wurde er 1933 verhaftet und ins KZ Ankenbuck verbracht.
Dort kam er zwar nach 10-monatiger Haft frei, wurde aber nach dem 20. Juli 1944 erneut verhaftet und
ins KZ Natzweiler verschleppt. 1945 kehrte Geiler in die Kommunalpolitik zurück, wurde Bürgermeister
und blieb bis zu seinem Tod 1948 Stadtrat.

Die Arbeit schließt mit einer Auflistung der Stadtverordneten von 1930-1933 und einer Tabelle aller
NS-„Ratsherren" von 1935 bis 1945. Der Verdienst von Ulrich P. Ecker und Christiane Pfanz-Sponagel
liegt besonders darin, dass, wie eingangs schon erwähnt, nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter im
Rahmen der Freiburger Stadtratsgeschichte genannt werden. Detlef Vogel

Identität im Wandel. Die Neugestaltung des Altarraums im Münster Unserer Lieben Frau zu Freiburg, hg.
vom Domkapitel der Erzdiözese Freiburg und der Dompfarrei Unserer Lieben Frau Freiburg, Kunstverlag
Josef Fink, Lindenberg 2007, 64 S., 33 Farb-Abb.

Wohl kaum ein Thema im Zusammenhang mit dem Freiburger Münster hat Bürger und Presse so beschäftigt
, wie die Neugestaltung des Chorraums und der Vierung nach fast zwei Jahrzehnte währendem
Provisorium im Jahr 2006. Eine Fülle von Zeitungsartikeln und Leserbriefen zog schon im Vorfeld mit
Pro und Contra des Vorhabens zu Felde; die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) beschrieb den wenige
Wochen zuvor geweihten Entwurf noch am 15.02.2007 gar als „Gutgemeinte Bruchlandung" mit
„Sparkassencharme". Die Wellen schlugen bis in den Münsterbauverein, in dem einige aufgebrachte Mitglieder
eine inzwischen erfolgreich abgeschlossene Satzungsdiskussion veranlassten, da sich die Vereinsspitze
in der Sache nicht genügend kritisch zu Wort gemeldet habe - in völliger Verkennung der Tatsache,
dass der Verein in seiner Zuständigkeit für das äußere Steinwerk des Münsters im Inneren gar nichts zu
sagen hat. Grundsätzlich positiv zu werten ist in der Nachschau die Erkenntnis, wie sehr den Freiburgerinnen
und Freiburgern „ihr" Münster nach wie vor am Herzen liegt.

Nun, zwei Jahre nach der Konsekration des neuen Zelebrationsaltars sind die Stimmen der Kritik weitgehend
verstummt. In der liturgischen Praxis hat sich der nach dem Entwurf des Münstertäler Bildhauers
Franz Gutmann gestaltete Bereich offenbar bewährt. Zur Versachlichung beitragen sollte sicher auch die
2007 publizierte Broschüre, in der die Chorraum-Neugestaltung von verschiedenen Autoren aus verschiedenen
Blickwinkeln betrachtet wird.

Weihbischof Paul Wehrle, als Dompropst Vorsitzender des Domkapitels, betrachtet das Bauwerk in seinen
verschiedenen Funktionen als Pfarrkirche, Bischofskirche und Kirche der Bürgerschaft. Er zeigt Verständnis
für die oft emotionale Reaktion auf Veränderungen und für die Probleme, die sich aus verschiedenen
Zuständigkeiten und Interessen ergeben. Die Neugestaltung des Altarraums musste schon im Vorfeld
mit den unterschiedlichsten Nutzergruppen abgestimmt werden, denn die Interessen einer
Pfarrgemeinde sind nicht deckungsgleich mit denen eines Domkapitels. Er sieht die Neugestaltung im
Strom der Überlieferung - in Fortsetzung jener Grundhaltung, in der unsere Vorfahren das Münster geplant
in und gebaut haben, aber erkennbar gestaltet in der „Handschrift der heutigen Zeit, der heutigen
Glaubens- und Gottesdienstpraxis".

Hermann Ritter, ehemaliger Leiter der Abteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Ordinariat, vertieft in
seinem Beitrag den liturgietheologischen Zusammenhang von Altar, Ambo und Kathedra im Kirchen-

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