Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0091
Abschließend sei daraufhingewiesen, dass sich im andernorts gesicherten Pestjahr 1611 die
Seuche möglicherweise auch in Stegen bemerkbar gemacht hat. Es gibt einen Berain von 1610,
in dem Mathäus Tengler, Besitzer des „Schemberslehen" (heute Räuchlehof), und Hans Hilttin,
Inhaber des Bauernhofs „Zum Brunnen" (heute Reckenhof), genannt sind. Beide Namen sind
in späteren Dokumenten nicht mehr nachzuweisen. Dass die Familien an der Pest starben, kann
nicht ausgeschlossen werden.40

Zarten und Kirchzarten

Für Zarten sind lediglich in den Jahren 1627/28 Pestfälle überliefert, wobei über deren Auswirkungen
nichts bekannt ist. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang ein in den Jahren 1987
bis 1991 an der St. Johanneskapelle angelegter Kräutergarten mit Heilpflanzen, die in Pestzeiten
als Medizin gegen die Krankheit eingesetzt wurden.41

Erstmals belegt ist die Pest in Kirchzarten 1567. Auf dem Weg nach Freiburg, wo Erzherzog
Ferdinand in besagtem Jahr einen Landtag halten wollte, nahm er seinen Weg von Villingen
nicht durchs Höllental, sondern über Waldkirch, da im ganzen Kirchzartener Tal die sterbende
Läuf, also die Pest wütete. Die nächsten Pestwellen trafen die Gemeinde 1611 und 1629. In
diesen Jahren sind 1200 Menschen der Seuche zum Opfer gefallen. Einen Hinweis, wo die Leichen
begraben wurden, gibt es nicht. Der Friedhof bei der St.-Gallus-Kirche hat sie aufgrund
seiner geringen Größe sicher nicht aufnehmen können.

Es ist anzunehmen, dass der hl. Sebastian bereits zu diesen Pestzeiten verehrt und angerufen
wurde. Ihm ist der linke Seitenaltar in der Pfarrkirche gewidmet. Aus der alten Kirche wurde
1513 der Altar übernommen, der u.a. dem hl. Sebastian und dem hl. Jodok (Fieber, auch Pest)
geweiht war. Dieser Altar wurde 1666 durch einen neuen ersetzt, der von Bischof Sigismund
von Konstanz dem hl. Sebastian konsekriert wurde. Die jetzt dort aufgestellte Figur wurde von
Anton Xaver Hauser 1763/65 auf Veranlassung der Sebastiansbruderschaft geschaffen. Der
rechte Seitenaltar war ursprünglich der hl. Katharina von Siena geweiht, die selbst die Pest erlebt
und Kranke allein durch ihr Wort geheilt hat. 1737 erhielt die Decke ein Fresko durch den
Maler Johann Michael Saur, auf dem der hl. Sebastian rechts und links mit dem hl. Gallus und
dem hl. Magnus dargestellt ist und mit der Inschrift versehen: Sagittae tuae infixae sunt mihi
(Hiob 6,4). „Deine Pfeile" sind Gottes Pfeile - bekanntlich wird die Pest durch Gott mit Hilfe
von Pfeilen übertragen, die, wie Hiob klagt, in ihm stecken.

Auch in der bei Kirchzarten liegenden Wallfahrtskapelle auf dem Giersberg sind die beiden
Pestheiligen wiederzufinden. Johann Pfunner malte sie in Deckenmedaillons: den hl. Sebastian
mit zwei Pfeilen in der Hand und den hl. Rochus mit Pestbeule und Engel zur Seite.

Das nächste Mal drohte die Pest zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Am 20. Januar 1711 gründete
der Talvogt Franz Christoph Hug von Hugenstein des Hayligen Märtyrers Sebastiani
Bruederschaft zu Kirchzarten. In der Einleitung des Bruderschaftsbuchs gab er an, dass eine
ansteckende Seuche bevorstehe:... vor einigen Jahren mit größtem Schröcken auß dem Norden
vernohmene betrübtiste Post, wie daß nemblich der Orthen unzählbar tausend der Menschen
durch die laydige Contagion hingeraffet werden, als auch in unserem Vatterlandt in disem Jahr
eingerissene vilerley gefährlich ansteckende pestilentzische Seuch und Kranckheiten unsere
Hertzen und Gemüther dergestalten mit Schröcken, Kummer und Ängsten angefillt, daß wir
nach dem Allerhöchsten auch zur Mutter Gottes Maria und zu dem allgemeinen Pest - Patronen
, dem Hayligen Ertz - Märtyrer Sebastianum unsere Zuflucht nehmen. Die Einwohner sollten
als Mitglieder am Sebastiansaltar durch besondere Andachten ihr Heil suchen. Schon im

40 Maximilian Walter: Geschichte der Gemeinde Stegen, Stegen 1920, S. 78-80, 118f. und 130-133; Manfred
Müller: Schloßkapelle Stegen-Weiler, Ottobeuren 1987, S. 5.

41 Müller (wieAnm. 18).

91


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0091