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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0188
Dekane, Prodekane und FakultätsSenatoren der Philosophischen Fakultät von 1886 bis 1970 und zum andern
das wissenschaftliche Personal dieser Fakultät von 1910 bis 1970 in Biogrammen mit ausführlichen
Quellenangaben verzeichnen. Der gesamte Text liegt auch in digitalisierter Form als CD-ROM dem Band
bei. Karlheinz Deisenroth

Manfred Hildenbrand: Haslach im Kinzigtal. Geschichte einer alten Marktstadt, 4 Bde., Hansjakob-
Verlag, Haslach 2009, 1155 S., ca. 900 meist farbige Abb.

1543 wurde in Haslach die Fasnacht als „heidnische onsinnigkeit" vom damaligen Landesherren Graf Wilhelm
von Fürstenberg, einem gefürchteten Landsknechtsführer, unter dessen Regentschaft die katholische
Stadt ein kurzes Intermezzo im protestantischen Glauben erlebte, verboten. Sein Territorium verwaltete er
fortschrittlich, förderte das Handwerk und den Silberbergbau. Die Entscheidung für den neuen Glauben
fällte er unter dem Einfluss der Straßburger Reformatoren Bucer, Capito und Hedio. Dieses Detail ist dem
vierbändigen Werk von Manfred Hildenbrand entnommen, einer Gesamtdarstellung der Haslacher Stadtgeschichte
aus einer Hand, Frucht jahrzehntelanger Forschung.

Der Autor hat die Stofffülle übersichtlich strukturiert. Band 1 reicht von der Ur- und Frühgeschichte bis
zur Revolution 1848/49, ein Ereignis, an dem die Haslacher lebhaft Anteil genommen und mitgewirkt haben
, worüber auch der berühmte Sohn der Stadt, der Schriftsteller und Pfarrer Heinrich Hansjakob, oft
und gern gesprochen und geschrieben hat. Als roten Faden durch die Jahrhunderte wertet Hildenbrand die
Freiheitsliebe der Haslacher, die ihre verbrieften Rechte stets zäh verteidigten.

Band 2 behandelt die Zeit von 1849 bis 1945, unterteilt in sechs Blöcke: „Alltagsgeschichte und Auseinandersetzungen
nach 1849", „Haslach im neuen Kaiserreich", „Haslach zu Beginn des 20. Jahrhunderts
", „Der Erste Weltkrieg und die Nachkriegszeit", „Die Diktatur Hitlers" sowie „Der Zweite Weltkrieg
". Im letzteren Kapitel über die sechs Jahre von 1939 bis 1945 konzentrieren sich erschütternde Berichte
, die unter die Haut gehen: Die Deportation jüdischer Bürger in das Lager Gurs in Südfrankreich,
die Hinrichtung eines polnischen Zwangsarbeiters, der ein Verhältnis mit einer deutschen Frau unterhalten
hatte, und die Geschichte von drei Konzentrationslagern auf Haslacher Gemarkung: Vom Sommer
1944 bis März 1945 wurden hier 600 bis 700 Häftlinge untergebracht, die auf dem Gelände der Hartsteinwerke
Vulkan Felskammern als unterirdische Produktions Stätten für Rüstungsgüter ausbauen sollten.
Gedacht war beispielsweise an die Herstellung von Kurbelwellen für Flugzeugmotoren der Daimler-Benz-
Werke. Die Arbeitsbedingungen der Häftlinge waren unmenschlich, die Todesrate hoch. 1946 wurden 210
Leichen aus einem Massengrab exhumiert, die nur zum Teil identifiziert werden konnten. Hildenbrand
stützt sich hier auf eine eindrucksvoll breite Quellenbasis: Material aus dem Bundesarchiv Koblenz, den
Archives de l'Occupation Francaise en Allemagne et en Autriche in Colmar, der Zentralstelle der Landesjustizverwaltungen
zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg, aber auch Firmenarchive wie
das Daimler-Benz-Archiv in Untertürkheim und das Firmenarchiv Leferenz in Heidelberg. Das Kapitel
„Vulkan" endet mit einem Bericht über die Einweihung einer Gedenkstätte 1998, an der ehemalige Häftlinge
oder deren Nachfahren teilnahmen. Mit der Aufarbeitung dieses düsteren Geschehens durch Forschung
und Gedenken hat die Stadt Haslach einen guten Weg beschritten. Hier wurde gleichzeitig ein
überregional bedeutendes Stück Geschichte wiedergegeben, denn Manfred Hildenbrand beschreibt die
weiträumige Vernetzung der Konzentrationslager.

Was sich in Haslach selbst während des Dritten Reiches abgespielt hat, dokumentiert der Autor auch in
Bildern. Bemerkenswert ist, dass der Bürgermeister, obwohl von Haus aus der Zentrumspartei verpflichtet
, 1933 nach dem Übertritt in die NSDAP sein Amt behalten konnte. 1938 wurde ihm allerdings die Kandidatur
zur Wiederwahl verweigert. Dass sich Manfred Hildenbrand in der Geschichte der Konzentrationslager
besser auskennt als in der Struktur der NSDAP und ihrer Gliederungen, wird man ihm gern verzeihen
. Es sei aber angemerkt, dass NSKK auf Seite 539 mit „Kleinkaliberschützen" aufgelöst wird, wo
es heißen müsste „Kraftfahrerkorps".

Band 3 beginnt mit dem Kriegsende 1945 und führt die Chronik der Stadt herauf bis ins 21. Jahrhundert
. „Gute Zeiten - genutzte Chancen" wählte der Autor als Überschrift. Ein interessanter und wie alles
übrige gut belegter Aspekt ist die Geschichte der Zuwanderung, illustriert mit einer Fotografie der 2007
eingeweihten Moschee. In dem über 400 Seiten starken Band wird im Anschluss an die Chronik die Geschichte
der Teilgemeinden Bollenbach und Schnellingen behandelt, die Kirchengeschichte und die Baugeschichte
der Kirchen und Kapellen, das Brauchtum, wozu die eingangs erwähnte Fasnacht gehört, die

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