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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0117
Adelheid Steinmann:
Pionierin der Frauen- und Mädchenbildung

Von
Ute Scherb

Adelheid Steinmann war eine Politikerin, welcher die Stadt Freiburg ebenso wie die Universität
viel zu verdanken hat, die aber im kollektiven Gedächtnis der Stadt nur wenige Spuren hinterlassen
hat. Ein erster Schritt, dies zu ändern, war die Benennung einer Straße im Rieselfeld.
Straßenschilder sind kleine Denkmäler, und sie bergen ebenso wie diese eine Gefahr, nämlich
die, dass man zwar den Namen kennt, vielleicht auch täglich an ihnen vorbeigeht, sie aber
eigentlich gar nicht richtig wahrnimmt. Kaum jemand verspürt den Wunsch, mehr dahinter entdecken
zu wollen als eben die Kennzeichnung einer Straße, was im Alltag ja in erster Linie dazu
dient, dass sie vom Briefträger oder von der Paketzustellerin gefunden wird.1

Der Frauenbeauftragten Frau Ursula Knöpfle ist dafür zu danken, dass sie die vermeintlich
zwingende Logik von kurzer Denkmalehrung und schnellem Vergessen aufgebrochen hat -
zunächst 2006 mit dem Frauengeschichtsplan der Stadt Freiburg, dann mit einer Vortragsreihe,
bei der im Januar 2007 Adelheid Steinmann genauer vorgestellt werden konnte (Abb. I).2

Adelheid Steinmann wurde am 26. April 1866 in Heidelberg in ein großbürgerliches Elternhaus
hineingeboren. Ihr Vater Heinrich Holtzmann war Professor für Theologie zunächst in
Heidelberg, später in Straßburg. Auch den Kindern wurde selbstredend die höchstmögliche Bildung
zuteil. Bruder Robert studierte Geschichte, Bruder Friedrich Medizin, beide schlugen
ebenfalls die akademische Laufbahn ein, beide brachten es wie der Vater zu einer Professur. So
war es nur natürlich, dass auch Adelheid 1886 mit 20 Jahren standesgemäß ins Bildungsbürgertum
einheiratete. Ihr Ehemann war der hoch gebildete und zehn Jahre ältere Gustav Steinmann,
Geologieprofessor zuerst in Jena, später in Freiburg.3

Da Adelheid Steinmann keine Autobiographie verfasst hat und auch niemals Bewerbungsunterlagen
vorlegen musste, ist ihr eigener Bildungsweg nicht dokumentiert. Sie dürfte die
damals für Mädchen aus dem höheren Bürgertum üblichen, äußerst eingeschränkten Bildungsstufen
durchlaufen haben: In der höheren Mädchenschule, auch höhere Töchterschule genannt,
erhielten diese ein ihnen „gemäßes" Grundgerüst, die Vermögenderen wurden zusätzlich durch
Privatunterricht auf ihre Lebensaufgaben als adäquate Gesprächspartnerinnen des Ehemannes,
als Erzieherinnen der Kinder, als Organisatorinnen eines großen bürgerlichen Haushalts und als
geistreiche Gastgeberinnen vorbereitet. Zu diesem Bildungskanon gehörten Fremdsprachen
wie Französisch und Englisch, nicht aber Griechisch und Latein, die damals für das Abitur und

1 Zur Wahrnehmung von Denkmälern und zur Bedeutung von Straßenschildern vgl. Ute Scherb: „Wir bekommen
die Denkmäler, die wir verdienen". Freiburger Monumente im 19. und 20. Jahrhundert (Veröffentlichungen aus
dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 36), S. 13, 134f. und 262.

2 Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um die überarbeitete und erweiterte Fassung eines Vortrages, den die
Autorin am 31. Januar 2007 auf Einladung der städtischen Frauenbeauftragten Frau Ursula Knöpfle im Historischen
Kaufhaus in Freiburg halten durfte.

3 Vgl. Jan Merk: Adelheid Steinmann, in: Badische Biographien N.F. IV, hg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1996,
S. 285-287, hier S. 285.

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