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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0142
Anton Weber hat es den Verfassern seines Lebenslaufes jedoch auch nicht sehr einfach
gemacht. Er selbst hielt vieles, das er - manchmal mit Absicht, manchmal gezwungenermaßen
- hinter sich gelassen hat, eher nebulös im Unklaren. Zusätzlich nennt er sich nach der Ubersiedlung
1965 ins Elsass nur noch Antoine Weber, benutzt zudem immer wieder Pseudonyme,
so z.B. Martin Joseph (bei Drehbüchern), Andrea Andermann oder Martin Joseph Tisserant (bei
Hörspielen), Jan Ungefug (bei Theaterstücken und Romanen13) oder Anthony Weaver während
der britischen Besatzung in Hamburg.

Im Schwarzwald geboren, in Ettlingen aufgewachsen, in Karlsruhe studiert

Am 30. August 1904 erblickt Anton Weber in Bollschweil bei Freiburg das Licht der Welt. Seine
Mutter, Sofie Weber (geb. Tritschler), stammt aus dem Glottertal. Sein Vater, Wilhelm Anton
Weber (1866-1926), ein gegenüber neuen Technologien aufgeschlossener, überaus tüchtiger
Tüftler, hat in seinem Heimatort Bollschweil eine erfolgreiche Ofenfabrik aufgebaut. Wegen des
fehlenden Gleisanschlusses im Hexental verlegt er den Firmensitz aber 1906 nach Ettlingen.14
Auch die Familie zieht nun in die Vorstadt von Karlsruhe.

Von 1910 bis 1913 besucht er die Volksschule Ettlingen und von 1913 bis 1921 das dortige
Realprogymnasium. Direkt im Anschluss studiert Toni Weber von 1922 bis 1927 Malerei an der
„Badischen Landeskunstschule" in Karlsruhe. Hier findet eine enge Zusammenarbeit, etwa
1930 bei der kulturpolitisch engagierten und obrigkeitskritischen Künstlerzeitschrift „Zakpo"15,
mit seinem Professor Karl Hubbuch (1891-1979) und seinen Kommilitonen Erwin Spuler
(1906-1964) und Marta Kuhn (1903-1990) statt. Seine Kunstauffassung ist geprägt vom skeptischen
Geist der „Neuen Sachlichkeit".

Nach Fotokursen bei der jungen Liselotte Billigheimer (1908-1994)16 fertigte er erste eigene
Aufnahmen mit dem Fotoapparat, z.B. 1928 „Filmstudien".17 Der Duktus dieser umfangreichen
Serie mit narzisstischen, emotional aufgeladenen Selbstinszenierungen seiner Mitstudentin
Marta Kuhn, ab Silvester 1931 seine Ehefrau, sucht dabei in Ausdruck und Formsprache mehr
die Nähe zum Expressionismus in Malerei, Tanz und Stummfilm als zur aktuellen, gerade angesagten
Fotografie des „Neuen Sehens" mit deren Nüchternheit (Abb. 3).

Als die Nationalsozialisten am 25. Juli 1933 Karl Hubbuch und die anderen progressiven
Professoren der „Landeskunstschule" entlassen und sie mit einem Berufsverbot belegen, verabschiedet
sich das Künstlerpaar Anton Weber und Marta Kuhn-Weber von Karlsruhe und zieht
nach Berlin. Anfangs campieren sie am Schöneberger Winterfeldplatz sehr beengt in der Wohnung
eines Kommilitonen und Freundes von Karl Hubbuch. Rudolf Schlichter (1890-1955), ein
schon damals für seinen exzessiven Lebensstil bekannter Maler, bietet seinen Gästen, die bereits
in Karlsruhe ihr Interesse an der Kinematographie entdeckt und deswegen dort auch ein „Trickfilmstudio
" gegründet haben, die erste Unterkunft an, während sein Bruder Max Schlichter
(1882-1933), Inhaber des legendären Restaurants „Schlichter", dem Lieblingslokal der damaligen
Kunst- und Filmszene, dafür sorgt, dass Toni Weber den einflussreichen Schauspieler Paul
Wegener (1874-1948) kennenlernt. Dieser Kontakt führt dann dazu, dass Weber 1934 eine
Weiterbildung bei den bedeutendsten Filmausstattern ihrer Epoche, Robert Herith (1893-1962)
und Walter Röhrig (1892-1945), beginnen kann.

Jan Ungefug: Wer den Frieden mit der Gabel isst, Berlin 1980.

Fritz-Jochen Weber: Die Firma „Backofenweber" in Ettlingen, in: Ettlinger Hefte 28 (1994), S. 39ff.

ZAKPO. Monatsschrift für Zeitkunst, Zeitbetrachtung, Satire und Karikatur. Faksimile-Nachdruck der 1930 in

Karlsruhe publizierten Kunstzeitschrift, München 1980.

Hans-Jürgern Tast: Fotografie in der „Badischen Landeskunstschule Karlsruhe". Anmerkungen zur Ausstellung
„Eine Frau mit Kamera: Liselotte Grschebina" im Martin-Gropius-Bau Berlin vom 5. April-28. Juni 2009, in: Info
Fax: Fotografie 768 (2009), S. 823-826.

Anton Weber. Der Kunstfotograf. Hörspiel und Porträt-Aufnahmen, hg. von Hans-Jürgern Tast, Schellerten 2004.

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