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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0181
Weltkrieg nicht in allem so total war, wie diejenigen glauben machen wollten, die ihn mutwillig
entfesselt hatten. Jedenfalls blieben Figuren und Gitter erhalten.72

Im Eingangsbereich des Kollegiengebäudes IV, das von 1903 bis 1978 die Universitätsbibliothek
beherbergt hat, sind zwei in die Wand eingelassene Steine mit kurzen Inschriften zu
entdecken. Nach dem Hinweis „1939-1945 +" nennt die erste acht Personen, davon zwei
Frauen. Die zweite zeugt davon, dass die Bibliothekare nach dem Umzug in den Neubau die
Opfer aus ihren eigenen Reihen nicht vergessen hatten.

Spät hat die Universität sich dazu bereitgefunden, unzweideutig Schuld anzuerkennen, die
erschreckend viele Deutsche, darunter nicht wenige ihrer Angehörigen, seit 1933 auf sich geladen
haben. In der Eingangshalle des Kollegiengebäudes I sieht man seit 2005 ein von dem
Künstler Marcel Odenbach gestaltetes Mahnmal, zu dem als Hauptteil eine Gedenktafel gehört.
Subjekt des Bekenntnisses ist zunächst die Institution: „Die Albert-Ludwigs-Universität gedenkt
in Trauer und mit Scham ihrer Mitglieder, die unter dem nationalsozialistischen System
als jüdische Opfer der Rassenideologie oder als politisch Verfolgte Tod, Vertreibung oder
schwere Benachteiligung erlitten haben, und aller, deren Namen und Schicksal wir nicht mehr
kennen." Das „wir" am Ende des Satzes bezieht sich auf Personen, vielleicht soll es gar den
Leser einschließen. Die Tafel erinnert an weit mehr als 250 Männer und Frauen, oft Ehepaare;
alphabetisch geordnet sind die Namen in den Stein geschnitten.73

Eine breite, tiefe und offene Erinnerungskultur

Von den vielen Zeugen der Vergangenheit, die in Freiburg zu sehen sind, wurde eine Auswahl
in größere Zusammenhänge eingeordnet. Jahr um Jahr laden städtische, staatliche und kirchliche
Einrichtungen dazu ein, die Erinnerung zu vertiefen - in Vorlesungen und Seminaren sowie
in allgemein zugänglichen Vorträgen und Ringvorlesungen der Hochschulen. So haben im
Rahmen einer Vortragsreihe, die sich über mehrere Jahre erstreckte, in der Katholischen Akademie
der Erzdiözese Freiburg Zeitzeugen „Aus erster Hand Erlebtes und Erforschtes aus der
Zeit 1933-1945" vorgestellt.

Wer Erinnerungen auf den Grund gehen will, kann frei in den Archiven von Staat und Stadt,
Universität und Diözese, in den Bibliotheken von Universität und Hochschulen, Stadt und wissenschaftlichen
Einrichtungen forschen. Auch die Museen pflegen die Erinnerung; das schon
erwähnte Augustinermuseum ist jüngst mit großem Aufwand neu gestaltet und renoviert worden
. Unlängst sind dazugekommen das Museum für Stadtgeschichte, 1994, und das Uniseum,
im Jubiläumsjahr 2007, zum 550. Geburtstag der Universität.

Ausstellungen veranschaulichen Geschichte und Kunst; sie erlauben Vergleiche mit Werken,
die von auswärts ausgeliehen wurden. Fachleute und interessierte Laien finden sich in Vereinen
wie dem ,Breisgau-Geschichtsverein Schau-ins-Land'74 zusammen; ihre Veröffentlichungen
fördern Kontinuitäten im wissenschaftlichen Leben. Mit Liebe und Phantasie widmen sich
Arbeitsgemeinschaften - man denke an ,Freiburger Stadtbild', ,Denkmalpflege für Freiburg',
,Vistatour Freiburg' - der Vergangenheit und Gegenwart; die dort ehrenamtlich arbeitenden
Frauen und Männer haben nicht wenig von dem ans Licht geholt, was ,Profis' unter den
Archäologen, Historikern, Volkskundlern etc. übersehen hatten.

Fotos von Homer und Aristoteles in Scherb (wie Anm. 26), S. 144 mit Abb. 93f. Eingeschmolzen wurden viele
Glocken aus Deutschland und aus den eroberten Ländern, aber auch eine im späten 19. Jahrhundert angefertigte
Bronzefigur Konrads von Zähringen. Vgl. Schadek/Untermann (wie Anm. 24), S. 58 mit Foto; Scherb (wie
Anm. 26), S. 90 mit Abb. 62.

Vgl. Festschrift 550 Jahre Albert-Ludwigs-Universität (wie Anm. 8), Bd. 1, S. 190-194 (S. 191 Foto mit dem
Mahnmal); Scherb (wie Anm. 26), S. 244f. mit Abb. 159f.

Der Verein zählte am 1. Oktober 2010 immerhin 842 Mitglieder, nach Schau-ins-Land 129 (2010), S. 198.

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