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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0212
Herausgeber der Frage nachgehen „wie sich universitäres Leben in jener Zeit gestaltete" und „welche
Einflüsse auf den noch jungen Studenten einwirkten, aber auch, wie er bereits in diesen frühen Jahren
begann, ein eigenes, unverkennbares Profil zu entwickeln".

Im ersten Beitrag über „Philipp Melanchthon. Leben und Werk" (S. 13-49) widmet sich Ulrich Köpf
dem noch jungen und nach Bildung strebenden Philipp Schwartzerdts (wie Melanchthon vor 1508 hieß, als
er den von seinem Onkel, dem Humanisten Johannes Reuchlin, gräzisierten Namen noch nicht trug). Seine
Leitbegriffe sind „Bildungsreformer", „Theologe" und „Kirchenpolitiker". Franz Brendle stellt in seinem
Aufsatz „Das Herzogtum Württemberg im 16. Jahrhundert. Land und Regenten im Zeichen von
Herrschaftskrise, Reformation und Luthertum" (S. 51-69) die wechselvolle Geschichte der Herzöge Ulrich
und Christoph von Württemberg zwischen 1498 und 1568 vor. Unter dem Titel „Tübingen zur Zeit Philipp
Melanchthons. Eine stadtgeschichtliche Skizze" (S. 71-81) nimmt uns Wilfried Setzier auf einen virtuellen
Spaziergang zu den wichtigsten Toren, Türmen, Mauern und Gebäuden Tübingens in der frühen Neuzeit
mit. Der Mitherausgeber Sönke Lorenz fokussiert in „Melanchthon in Tübingen. 1512-1518" (S. 83-103)
die vielfältige Tätigkeit Melanchthons an der Tübinger Universität. Lorenz bestimmt die akademische Ausrichtung
und damit auch das universitäre Netzwerk Melanchthons neu, indem er nachweist, dass
Melanchthon nicht, wie bisher angenommen, in der Nominalistenburse lehrte, sondern bei den Realisten,
also nicht der via moderna, sondern der via antiqua angehörte. Das Projekt einer Paraphrasierung der aristotelischen
Traktate anhand ihrer Hauptpunkte (Loci Praecipui) bildet das Thema der Untersuchung von
Günter Frank („Melanchthons Tübinger Plan einer neuen Aristoteles-Ausgabe", S. 105-115). Der zweite
Beitrag von Sönke Lorenz „Heinrich Bebel oder der Tübinger Frühhumanismus vor Melanchthon" (S. 117-
137) blickt auf das Wirken der humanistischen Vorgänger Melanchthons in Tübingen: Johannes Reuchlin,
Johannes Vergenhans alias Nauclerus (erster Rektor der Tübinger Universität), den Theologe Johannes
Heynlin vom Stein und den poeta laureatus Heinrich Bebel. Im Anschluss daran beschreibt Karin Reich
den Lebenslauf des aus Justingen stammenden Professors Johannes Stöffler, Melanchthons Tübinger
Lehrer in Mathematik und Astronomie (S. 139-151). Reinhold Rieger („Melanchthons Weg zur reformatorischen
Theologie", S. 153-159) stellt Melanchthons - unter dem Einfluss der Theologieprofessoren
Wendelin Steinbach und Jakob Lemp - Einsatz für die Erneuerung der scholastischen Ausrichtung der
Tübinger Theologen in den Mittelpunkt seiner Studie. Ein ähnliches Thema behandelt der folgende Beitrag
von Matthias Asche („Die Tübinger Wurzeln der Wittenberger Bildungsreform", S. 161-173), der die
Notwendigkeit der Rückkehr zu den antiken, vor allem den griechischen Originalquellen als Leitmotiv des
melanchthonschen Bildungsprogramms von 1518 bis 1560 hervorhebt. Wilfried Lager (S. 175-185) führt
uns in die Arbeit Melanchthons als corrector et emendator librorum für den Buchdrucker Thomas Anshelm
ein und bietet eine bebilderte Liste der zwischen 1513 und 1516 veröffentlichten Druckwerke Anshelms,
an deren Korrektur und Revision Melanchthon mitwirkte (S. 177-183). Mit seinem zweiten Beitrag
„Melanchthon und die Reform der Universität Tübingen" (S. 187-195) untersucht Ulrich Köpf die
Auswirkungen der am 3. November 1536 in Kraft getretenen Ordnung Herzog Ulrichs von Württemberg
auf das Tübinger Lehrpersonal. Das Buch schließt mit einem Aufsatz von Udo Rauch („...nach hundert
Jahren klingt sein Wort und seine That dem Enkel wieder", S. 197-208) über die Spuren, die „der Lehrer
Deutschlands" im Stadtbild Tübingens hinterlassen hat wie die Gedenktafel an der Burse, der
„Reuchlinlöwe", die Melanchthonstraße und die Melanchthonschule.

Insgesamt ist dieses Buch gut gestaltet und dem Leser anempfohlen. Dennoch wäre eine leider fehlende
Auflistung der gesamten Werke und Reden Melanchthons am Ende der Beiträge wünschenswert und
hilfreich gewesen. Marco Leonardi

Das Schwarzwalddorf Yach im Zweiten Weltkrieg: „Jeder tat, was in seinen Kräften stand", hg. im Auftrag
des Heimat- und Landschaftspflegevereins Yach von Heiko Haumann, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-
Weiher2010, 112 S., 149 S/W-Abb.

Als Ortschronisten sind in der Regel ehrenamtliche „Heimatforscher" tätig. Für ihr Engagement erwarten
sie zwar keine materielle Entlohung, wohl aber die Anerkennung der Bewohner ihrer Gemeinde. Es soll
jedoch vorkommen, dass dieser ideelle Lohn nur zu haben ist, wenn dafür ein bestimmter Preis entrichtet
wird: Er besteht in der Auslassung unangenehmer Entwicklungen, deren Folgen gelegentlich noch bis in
die Gegenwart hinein zu spüren sind. Zuvörderst ist damit die Zeit des Nationalsozialismus gemeint.
Angesichts der Negativbotschaften, die mit dieser Zeit verknüpft sind, hat schon mancher Ortschronist

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