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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 91
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dem königlichen Haus und mit dem hohen englischen Klerus in Berührung, z.B. dem Humanisten
John Colet, dem späteren Lordkanzler Thomas Morus, William Warham, Erzbischof von
Canterbury, und John Fisher, Bischof von Rochester. 1500 ist er wieder in Paris, wo er die
„Adagia" herausgibt, eine Sammlung von 818 Sprichwörtern und sprichwörtlichen Redensarten
aus der Antike und der Bibel. 1501 bis 1506 lebt Erasmus in den Niederlanden und ediert
das „Enchiridion militis christiani" („Handbüchlein eines christlichen Streiters"), das Ratschläge
für eine christliche Lebensführung enthält. Als Begleiter der Söhne des Leibarztes
Heinrichs VII. von England bereist Erasmus 1506/1509 Italien und erwirbt in Turin den Doktor
der Theologie. 1509 konzipiert Erasmus im Haus des Thomas Morus die „Moriae encomium"
(„Lob der Torheit"), eine Satire auf den italienischen Humanismus, die eingebildeten Mönche,
die Päpste und das weltliche Machtstreben der Kirche.

In Basel kommt er 1514 mit den oberrheinischen Humanisten in Kontakt. Dies führt zu einer
fruchtbaren Zusammenarbeit und persönlicher Freundschaft mit dem Verleger Johannes Fro-
ben. Bei ihm gibt er 1516 das „Novum Instrumentum", eine kritische Ausgabe des griechischen
Neuen Testaments mit einer neuen lateinischen Parallelübersetzung heraus. Es folgen zahlreiche
Ausgaben der Kirchenväter: 1521 Cyprianus, 1522 Ambrosius, 1523 Hilarius, 1526 Irenäus,
1527 Ambrosius und Origines und 1527 bis 1529 Augustinus. Bei einem Aufenthalt in Löwen
1517 bis 1521 widmet er sich in „Querela pacis" („Klage des Friedens") dem Thema, wie der
Friede zwischen den politischen Mächten, in der Kirche und in der Gesellschaft erhalten werden
kann. 1529 erscheint sein „Opus epistolarum", seine Korrespondenz in über 1.000 Briefen
mit den bedeutendsten Männern seiner Zeit, darunter Könige, Humanisten, Kirchenfürsten und
Reformatoren wie Luther, Melanchthon, Hutten, Zwingli und den Päpsten Julius II. und Leo X.

Erasmus in Freiburg

Der Ausbruch der Reformation in Basel veranlasst Erasmus zum Umzug nach Freiburg im
Breisgau.12 Zunächst Mieter im Haus „zum Walfisch" in der Franziskanergasse, erwirbt er nach
Mietstreitigkeiten mit dem Münsterpfarrer Othmar Luscinius (Nachtigall) und Kündigung
durch die Stadt Freiburg das Haus „zum Kinde Jesu" in der Schiffstraße (Abb. 3). Hier entfaltet
er noch einmal seine ganze schriftstellerische Tätigkeit, im Kontakt mit seinen Freiburger
Nachbarn Glarean und Ulrich Zasius sowie in brieflicher Verbindung mit seinen zahlreichen
humanistischen Freunden und Gönnern. Zur Seite steht ihm als Sekretär Gilbert Cousin
(Cognatus, 1506-1572), ein Schüler des Basler Juristen Bonifatius Amerbach. Er arbeitet an der
Edition seiner Kirchenväterausgaben (Augustinus, Basilius, Chrysostomus, Cyprian und Origines
), verschiedener antiker Autoren (Aristoteles, Livius, Demosthenes und Terenz) und der
Apophthegmata (Sammlung von Anekdoten und Zitaten von Männern und Frauen aus der
Antike).

Bei dem Freiburger Drucker Johann Faber Emmeus veröffentlicht er rund 20 Schriften.
Unter seinen theologischen und religiösen Schriften finden sich zwei Predigten von Basilius
dem Großen (t 280)13 und eine Auslegung der Psalmen des Hersfelder Mönchs und späteren
Halberstädter Bischofs Haimo (tätig 840-853)14. Gegen die Abendmahllehre der Reformatoren
druckt er zwei Abhandlungen über die Eucharistielehre: „De veritate corporis et sanguinis do-

12 Vgl. Gerhard Ritter: Erasmus und der Humanistenkreis am Oberrhein, Freiburg 1937.

13 Duae homiliae divi Basilii de laudibus Ieiunij: Xenophontis Tyrannus ab eo recognitus; cum aliis nonnulis, hg.
von Erasmus von Rotterdam, Johann Faber Emmeus, Freiburg 1532, VD 16 B 699, Universitätsbibliothek
Freiburg, K 933.

14 Haimo von Halberstadt: Pia ac dilucida in omnes Psalmos explanatio, Johann Faber Emmeus, Freiburg 1533,
VD 16 H 228, Bayerische Staatsbibliothek München, 2 Rlat. 677.

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