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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 123
(PDF, 43 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0125
Völkerschauen in Freiburg

Die Zurschaustellung außereuropäischer Menschen auf der
Frühjahrs- und Herbstmesse und in Gastspielen des Zirkus Sarrasani*

Von

Manuel Armbruster

Der vorliegende Beitrag befasst sich mit Völkerschauen in Freiburg, die zwischen 1875 und
1914 auf der Frühjahrs- und Herbstmesse sowie im Rahmen von drei Gastspielen des Zirkus
Sarrasani 1908, 1912 und 1930 stattfanden. Völkerschauen sind inszenierte Zurschaustellungen
von Menschengruppen ,fremder' Kulturen in Europa und Nordamerika, „die unter kommerziellen
Gesichtspunkten zusammengestellt und als bürgerlich akzeptables Genre vermarktet wurden
".1 1874 veranstaltete der Hamburger Tierhändler Carl Hagenbeck (1844-1913) mit der
Zurschaustellung einer ,Lappländer-Familie' die erste Völkerschau. Die Idee ging auf. Das
Publikum war begeistert und kam in Scharen. Der große Erfolg bildete den Auftakt für über 400
Völkerschaugruppen, die in den folgenden Jahrzehnten auf Gastspielreise waren.2 Die größten
und besucherstärksten Völkerschauen Deutschlands fanden in Hamburg und Berlin sowie in
den zoologischen Gärten der Großstädte statt. Sie waren Massenveranstaltungen, die bis zu
mehreren Zehntausend Besucher an einem einzigen Tag anlocken konnten. Doch die Zurschaustellung
,exotischer' Völkergruppen fand nicht nur dort statt.3 Um die Rentabilität zu
erhöhen, schickten die Veranstalter ihre Gruppen auf Tournee. Sie traten gewöhnlich an zehn

* Dieser Beitrag wurde angeregt durch ein Praktikum bei dem Projekt „freiburg-postkolonial.de" im Frühjahr 2011.
Mein besonderer Dank gilt Dipl. Sozialwissenschaftler Heiko Wegmann, der mir seine Recherchen zur Verfugung
stellte sowie für seine Hinweise und Betreuung. In Teilen basiert der vorliegende Beitrag auf meiner im Rahmen
des vorgenannten Projekts im Internet veröffentlichten Arbeit „,Völkerschauen' um 1900 in Freiburg i.Br. -
Kolonialer Exotismus im historischen Kontext", siehe: http://www.freiburg-postkolonial.de/pdf/Armbruster-
Voelkerschauen-in-Freiburg.pdf (05.08.2011). Der Beitrag ist um die aktuellen Rechercheergebnisse erweitert.
Die hier aufgeführten Völkerschauen sind ein Zwischenergebnis meiner bisherigen Forschungen.

1 Stefanie Wolter: Die Vermarktung des Fremden. Exotismus und die Anfänge des Massenkonsums, Frankfurt
a.M. 2005, S. 116.

2 Anne Dreesbach: Gezähmte Wilde. Die Zurschaustellung »exotischer« Menschen in Deutschland 1870-1940,
Frankfurt a.M. 2005, S. 79.

3 Die zeitgenössischen Bezeichnungen und Beschreibungen der Darstellerinnen und Darsteller waren eingelassen
in eine koloniale und rassistische Sprache. Um die Gefahr ihrer Reimplementierung zu mindern, finden sie nur in
Zitaten Verwendung. Auch gegenwärtig geläufige Begriffe können problematisch sein. Der Begriff der ,Exotik'
ist nicht neutral. Er bezeichnet nicht bloß eine harmlose Faszination am ,Fremden', sondern eine rassialisierte
Kategorie, die in einer kolonialen Tradition steht. „Das Objekt der ,Exotik' [...] sind nicht Weiße Europäer/innen,
sondern die Menschen der damaligen europäischen Kolonien", Chandra-Milena Danielzik/Daniel Bendix:
Exotismus. «Get into the mystery ...» der Verflechtung von Rassismus und Sexismus, siehe: http://www. freiburg-
postkolonial.de/Seiten/2010-Danielzik-Bendix-Exotismus.htm (28.07.2010). Problematische, vereinheitlichende
und vereinfachende Begriffe werden mit einfachen Anführungszeichen gekennzeichnet. Anstelle der Bezeichnung
,Exoten' findet der Begriff ,People of Color', der der Selbstbenennungspraxis rassistisch unterdrückter
Menschen entstammt, Verwendung. Hierdurch soll die (neo-)koloniale Definitionsmacht problematisiert und
aufgebrochen werden.

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