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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 145
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eine Einkommenszulage in Höhe von jährlich 500 Reichsmark gewährte.19 Die sechs von 1902 bis
1904 unternommenen Reisen nach Spanien zum „Real Archivo de la Corona de Aragon", wo er
am ersten Band seiner aragonesischen Quellensammlung forschte,20 hinderten den
„Neufreiburger" nicht, seinen Beitrag zur Durchführung öffentlicher Gedenktage zu leisten. So
hielt Finke im Auftrag der Stadtverwaltung am 6. Oktober 1907 eine Gedächtnisrede zu Ehren
des am 28. September verstorbenen Großherzogs Friedrich I. von Baden. Mit patriotischem
Eifer wies der Gelehrte - seit seiner Jugendzeit ein Bismarckverehrer - daraufhin, wie am 18.
Januar 1871, dem Tag der Reichsgründung, der Großherzog im Spiegelsaal des Versailler
Schlosses das erste Kaiserhoch ausbrachte und damit das neue deutsche Reich gleichsam aus
der Taufe hob.21

Trotzdem galt zweifellos sein Hauptaugenmerk der wissenschaftlichen Arbeit und der festen
Etablierung im akademischen Kreis. Bei der Einrichtung des noch heute bestehenden Freiburger
Historiker-Kränzchens im Frühjahr 1906, dessen Ziel es ist, den wissenschaftlichen
Austausch unter den Mitgliedern zu begünstigen, zählte Heinrich Finke neben Georg von
Below, Friedrich Meinecke, Felix Rachfahl u.a. zu den Gründungsmitgliedern. Dies spiegelt die
Stellung Finkes in der Führungsgruppe des Historischen Seminares der Albert-Ludwigs-
Universität wider.22 Die Konditionen für die Aufnahme in diesen elitären „Professorenkreis"
waren sehr eng gefasst. Nur durch Kooptation eines Mitglieds, dessen Hauptmerkmale die
„ursprüngliche Größe [im wissenschaftlichen Sinne] und angemessene Fachvertretung" waren,
konnte man Zugang erhalten. In der Regel fanden die Sitzungen im Hause der Referenten statt,
wo sich die Mitglieder, am Rande des gehörten Vortrages, wohl über Fragen des akademischen
Alltags unterhielten.23 Als das Historiker-Kränzchen im Mai 1906 mit einem Vortrag von Georg
von Below und dem ersten Vortrag Finkes am 13. Juni über „Einige diplomatische, verfas-
sungs- und kulturgeschichtliche Ergebnisse meiner spanischen Forschungen" seine Tätigkeit
aufnahm, hatte die Vereinigung der zwei „Freiburger Sterne der Geschichtswissenschaft" de
facto begonnen.24 Diese waren es auch, die zusammen mit ihrem Freiburger Kollegen Meinecke
die Studienreihe „Freiburger Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte" 1907 aus
der Taufe hoben.25

Die wohl auffälligsten Besonderheiten des sozialen und kulturellen Engagements Finkes im
gelehrten akademischen Milieu des wilhelminischen Reiches waren sein offenes Bekenntnis
zum Katholizismus und seine Bemühungen, „der wissenschaftlichen Inferiorität des deutschen
Katholizismus in Leistung und Schätzung" entgegenzutreten.26 Dieses letztere Negativurteil hat
der religiös tief geprägte Historiker aus Westfalen sein ganzes Leben hindurch mit seiner
Arbeitsweise und seinen Veröffentlichungen zu widerlegen versucht. Die Tagung der 32. Generalversammlung
der Görres-Gesellschaft 1912 in Freiburg stellte erneut den Kooperationswillen

19 Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts. Staatsministerialentschließung Nr. 1094 vom 9. Oktober 1902 und
Nr. 1267 vom 11. Dezember 1902, UAF, B 24/785.

20 Ebd.; Finke (wie Anm. 6), S. 119f.

21 Gedächtnisrede auf Großherzog Friedrich gehalten von Heinrich Finke bei der Trauerfeier der Stadt Freiburg am
6. Oktober 1907, S. 16.

22 Karl Suso Frank: Das Freiburger Historiker-Kränzchen. Beim Durchblättern unseres Protokollbuches, in:
Freiburger Universitätsblätter 174 (2006), S. 113-124, hier. S. 113.

23 Ebd., S. 114f. Zur Gründung des Freiburger Historiker-Kränzchens siehe auch Georg von Below: Autobiographie
, in: Geschichtswissenschaft (wie Anm. 6), S. 1-49, hier S. 38.

24 Protokollbuch des „Historiker-Kränzchens" , UAF, E/19.

25 Über die „Drei Freiburger Sterne der Geschichtswissenschaft" (Heinrich Finke, Georg von Below [1858-1927]
und Friedrich Meinecke [1862-1954]), siehe Heinrich Ritter von Srbik: Geist und Geschichte vom Deutschen
Humanismus bis zur Gegenwart, 2 Bde., München/Salzburg 21964. Zu den „Freiburger Abhandlungen zur mittleren
und neueren Geschichte" siehe Leonardi (wie Anm. 1), S. 48f.

26 Zitiert aus Engels (wie Anm. 9), S. 87.

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