Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 195
(PDF, 43 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0197
Trotz dieses fast gelungen Versuches den Diktator zu töten, ist Georg Elser in der Nachkriegszeit weder
im Westen noch im Osten beachtet worden. In der Bundesrepublik ging es - vor allem in den Zeiten des
Kalten Krieges - darum, insbesondere den militärischen und bürgerlichen, eingeschränkt auch den sozialdemokratischen
und gewerkschaftlichen Widerstand in den Vordergrund zu rücken. In der DDR hingegen
favorisierte man den kommunistisch motivierten Widerstand. Da Elser keiner dieser Gruppen zuzuordnen
war - er stammte aus einfachsten Verhältnissen und gehörte keiner Partei an - fiel er durch diese Raster.
Manche im Westen warfen ihm sogar vor, den Tod Unbeteiligter verschuldet zu haben. Deshalb sei seine
Tat eher verwerflich und nicht positiv zu würdigen.

Michael Kißener beleuchtet den Wandel in der Diskussion über den NS-Widerstand in der
Nachkriegszeit. Während zunächst Widerstandskämpfer wie Helden und Heilige dargestellt wurden, kam
später Kritik gerade an den Beteiligten des 20. Juli 1944 auf. Man warf ihnen vor, dass sie erst dann handelten
als Deutschland der sicheren Niederlage entgegensah. Vorher aber hätten viele von ihnen die
Naziherrschaft nach Kräften unterstützt.

Andreas Morgenstern widmet sich dem Thema „Furcht und Gruseln", wie sie die Gestapo mit Hilfe vieler
deutscher Denunzianten im NS-Machtbereich verbreitete. Er stellt fest, dass Angehörige von Polizei
und Gestapo nach dem Krieg von den alliierten Behörden nur dann verfolgt wurden, wenn man ihnen
Verbrechen gegen die westlichen Verbündeten nachweisen konnte. Sonst blieben sie meist unbehelligt.

Georg Kreis und Pia Nordblom beleuchten die Situation in der benachbarten Schweiz und im Elsass
während der NS-Herrschaft. In der Schweiz, so Georg Kreis, war die Hilfe für Verfolgte aus dem Reich
hauptsächlich privat organisiert. Linke Widerständler hatten es dort ungleich schwerer akzeptiert zu werden
als Bürgerliche. Im Elsass, das ja schon im Juni 1940 von der Wehrmacht besetzt worden war, arrangierten
sich viele, so Pia Nordblom, mit den neuen Machthabern. Am Beispiel des katholischen Politikers
und Verlegers Joseph Rosse macht die Autorin deutlich, dass eine Person durchaus mit den Besatzern kollaborieren
konnte, gleichzeitig aber Kontakte mit dem deutschen Widerstand pflegte.

Nils Goldschmidt schließlich widmet sich in seinem Beitrag mit dem widerständigen Denken und
Handeln der Freiburger Nationalökonomen Dietze, Lampe und Eucken, sowie dem studentischen Widerstand
an der hiesigen Universität. Vereinfacht gesagt, ging es den Nationalökonomen darum ein Wirtschaftsmodell
zu entwerfen, das zwar den Wettbewerb zuließ, aber gleichzeitig die negativen Auswirkungen des
Kapitalismus durch staatliche Kontrolle verhinderte. Da sie Kontakte zum deutschen Widerstand, etwa zu
Bonhoeffer, pflegten, wurden sie nach dem 20. Juli 1944 verhaftet und ins KZ deportiert.

Insgesamt ist es den Autoren gelungen, ein zeitgenössisches Bild des Widerstandes im Südwesten zu
zeichnen, wobei sie die Kontakte mit dem Elsass und die Verhältnisse in der Schweiz in ihre Überlegungen
einbezogen. Detlef Vogel

Der Kaiserstuhl. Einzigartige Löss- und Vulkanlandschaft am Oberrhein, hg. vom Regierungspräsidium
Freiburg, Jan Thorbecke Verlag, 2., erweiterte Auflage, Ostfildern 2011, 404 S., Abb., Figuren, Karten,
Tabellen und Glossar.

Im Mittelpunkt des Bandes steht der Naturraum; vom Menschen genutzt, verändert und vergewaltigt, hat
er eine überraschende Vielfalt von Landschaften, Pflanzen und Tieren bewahrt - oder wiedergewonnen. In
einer ausführlichen Einführung und in fünf Abschnitten stellen die Autoren, die zumeist ehrenamtlich mitgearbeitet
haben, das Landschaftsbild vor, Geologie und Erdgeschichte, magmatische Gesteine und ihre
Minerale, Lebensräume und deren Fauna und Flora, Naturschutz und Landschaftspflege. Verständlich
geschriebene Texte werden ergänzt durch eine Vielzahl gekonnt fotografierter und vorzüglich reproduzierter
Abbildungen; erläuternde Legenden sind als Exkurse willkommen. Ungewöhnlich und deshalb umso
mehr zu begrüßen sind datierte Fotos, die im Abstand von Jahren oder gar Jahrzehnten Veränderungen des
Landschaftsbildes dokumentieren.

Aus dem reichen Inhalt seien Flora und Fauna und deren Lebensräume vorgestellt: Felder, Obstanlagen
und Wälder, Siedlungen, Steinbrüche und Straßen. Der Mensch bleibt in der Darstellung im Hintergrund;
problematisiert wird sein Wirken vor allem anhand der Veränderung der Reblandschaft. Die Kosten der
brutalen Eingriffe (vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren) werden nüchtern bilanziert, spektakuläre
„Tapetenrutschungen" in Text und Bild vorgeführt. Die Autoren verstehen sich nicht als Richter noch huldigen
sie einem verbreiteten Kulturpessimismus. Obwohl wenige Räume so gut erforscht sind wie der Kaiserstuhl
, bleiben Aussagen in der Schwebe, auch in Abschnitten zum Naturschutz; so will man durch die

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