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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 200
(PDF, 43 MB)
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die monumentalen Zyklen in Basel oder Bern mit den zugehörigen, häufig umfangreichen Texten, sondern
auch deren jüngere Kopien in Grafik und Aquarell - bis hin zu den Zizenhausener Tonfiguren des
Großbasier Totentanzes -, Tafelgemälde wie beispielweise jene der Luzerner Spreuerbrücke, grafische
Totentänze wie etwa derjenige von Hans Holbein d.J. sowie handschriftliche und gedruckte Textversionen
des Totentanzes mit und ohne Bilder.

Zu den sicher außergewöhnlichsten Beispielen des Buches zählt der gegen 1661 entstandene Totentanz
im Beinhaus bei der Pfarrkirche St. Andreas in Wolhusen (Schweiz, Kt. Luzern), bei dem die 17 gemalten
Personifikationen des Todes mit echten Schädeln versehen sind. Zwei Totentänze stammen aus Freiburg im
Breisgau: Zum einen ein um 1539 geschaffener Bilderzyklus auf der Fassade des Alten Rathauses, der dem
Magistrat aber so makaber erschien, dass er kurzerhand den Maler beauftragte, das Gemälde umgehend mit
der Geschichte Philipps von Makedonien zu übermalen; zum anderen der Totentanz in der Vorhalle der
Michaelskapelle auf dem Alten Friedhof in der Neuburg, der gegen Ende des 18. Jahrhunderts vielleicht
von Simon Göser geschaffen wurde. Diese mehrfach übermalten, fotografisch gut dokumentierten Malereien
hat nach den starken Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg der Innsbrucker Freskant Wolfram
Köberl 1963 kongenial nachgeschaffen. Die zugehörige Malerei auf dem Giebel der Kapelle, die als
memento mori Skelette beiderseits einer Uhr zeigte, ist dabei leider nicht mehr erneuert worden.

Hans Georg Wehrens' umfangreiches Buch besticht durch seine sorgfältige Gestaltung und die reiche,
meist farbige Bebilderung. Die zahlreichen Texte der Totentänze sind farbig unterlegt und hervorgehoben.
Die gut lesbaren Beschreibungen sind durch Anmerkungen erschlossen und mit einer umfangreichen
Bibliografie ergänzt. Eine topografische Übersicht sowie ein Personen- und Ortsregister erleichtern die
Benutzung. Sein Ziel, eine Grundlage für weitergehende Forschungen zu schaffen, hat der Autor mit der
Publikation erreicht. Peter Kalchthaler

Orts- und personengeschichtliche Literatur

Die ältesten Güterverzeichnisse des Klosters St. Peter im Schwarzwald. Der Rotulus Sanpetrinus und
Fragmente eines Liber monasterii sancti Petri. Edition, Übersetzung, Abbildung, bearb. von Jutta Krimm-
Beumann (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg:
Reihe A, Quellen 54), W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2011, XCVII und 176 S., 7 S. Faksimilia, 1
Stammtafel, 2 Karten und CD-Rom-Beilage.

Seit langem erwartet, liegt eine neue Edition des Rotulus und eines ergänzenden Fragments vor, jener erstmals
nach der Originalhandschrift. In einer ausführlichen Einleitung beschreibt die Herausgeberin den 20 bis 21 cm
breiten und mit 630 cm ungewöhnlich langen Rotulus. Sie geht auf die Entstehungszeit ein (vor allem 12.
Jahrhundert), auf Förderinnen und Förderer des Klosters und dessen Schicksale. Da St. Peter in Bränden und
Kriegen den größten Teil seiner Bücher und Dokumente verloren hat, ist die Handschrift auch für die
Geschichte der Besiedlung des Schwarzwaldes und für viele Seiten im Leben des Breisgaus überaus wertvoll.

Wie eine Urkunde konnte der Rotulus vor Gericht als Beweismittel dienen; mit seiner Hilfe behielt der
Verwalter den Überblick über den weit gestreuten Besitz. Unter den Hunderten von Schenkern begegnen
Frauen, Freie und Knaben, ein Albert der Jude, ein Trutwin Einfuß („Unipes") und ein Zinsmeister („magis-
ter censuum"). Die Gemahlin des Herzogs wird „domna" und „ducissa" genannt (Herrin, Herzogin). Viele
Personen sollten eine Übereignung bestätigen können, die deshalb wiederholt an einem Fest erfolgte, wenn
Scharen zum Gottesdienst gekommen waren, und einmal „über den dorthin gebrachten Reliquien'4. Auf
dass spätere Erben keine Ansprüche geltend machen könnten, versicherte der Schenker, bei klarem
Verstand zu sein. Mit der Erwähnung eines Kreuzzugs fällt ein Streiflicht auf die europäische Geschichte.
Im Jahr 1143 feierte man in St. Peter schon das Fest Allerseelen, das Abt Odilo von Cluny um das Jahr 1000
eingeführt hatte. Als Motiv für eine Schenkung wird häufig das Seelenheil der eigenen Person sowie verstorbener
Angehöriger genannt.

Geschenkt, getauscht oder gekauft wurden Geld und Wachs; Felder, Reben und Wiesen, Wald und Neubrüche
; Backstube, Mühle und Schmiede. Vermerkt wurden Umfang, Preis, Ort und Zeit der Erwerbung
oder Veräußerung, Personen, die den Vertrag bezeugten, nicht zuletzt Streit und Gewalt, wenn die Mönche
sich gegen wirkliches oder vermeintliches Unrecht gewehrt hatten. Die vielen knappen und die wenigen
ausführlichen Notizen (etwa zur Klosterweihe 1113; S. 70/71 ff.) bergen auch eine Fülle von Angaben zu

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