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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 214
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0216
Zwischen Himmel und Erde. Klöster und Pfleghöfe in Esslingen, Begleitpublikation zur Ausstellung hg.
im Namen der Stadt Esslingen von Kirsten Fast und Joachim Halbekann unter Mitarbeit von Iris
Holzwart-Schäfer und Martin Knauer, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2009, 375 S., zahlreiche Abb.

Es wäre vermessen und riskant, an dieser Stelle und solange nach dem Ereignis über die Esslinger
Ausstellung „Zwischen Himmel und Erde", die eigentlich noch viel mehr, nämlich ein kombiniertes
Ausstellungs-, Tagungs- und Publikationsprojekt war, schreiben zu wollen. Zumal wenn man nicht dabei
war! Ausstellungen und Symposien sind - seien sie auch noch so gut konzipiert und eindrucksvoll gestaltet
- vergänglich. Was bleibt, sind glücklicherweise nicht selten gute Begleitbücher, die mehr als nur
Kataloge sind und allenfalls einen Abglanz der Ausstellung bieten, sondern die diese nachvollziehen lassen
und ihr Thema sowie alle seine Aspekte und Hintergründe dauerhafter und umfassender behandeln, als es
die Ausstellung wahrscheinlich selber vermochte. Um ein solches Buch geht es hier. Das vorliegende Werk,
das vom Esslinger Stadtarchivar, Mitarbeitern der städtischen Museen und einer Mediävistin der Universität
Stuttgart herausgegeben wurde, ist eines dieser ergänzenden und Zugewinn bringenden Begleitbücher
. 42 Autoren, darunter Archäologen, Bauforscher, Kunsthistoriker, Historiker und Theologen bieten
in mehr als 60 hervorragend illustrierten und mit umfangreichen Quellen- und Literaturhinweisen versehenen
Beiträgen ein sowohl breites als auch in die Tiefe gehendes Bild der klösterlichen Vergangenheit
Esslingens, wobei natürlich der Blick hauptsächlich auf die für spätmittelalterliche Städte besonders wichtigen
Bettelorden, Beginen und Regelschwestern sowie die Pfleghöfe, also die Wirtschaftshöfe auswärtiger
geistlicher Institutionen, gerichtet ist.

Ein wenig vollmundig mag freilich, besonders dem Kenner der Freiburger Verhältnisse, die 2006 Gegenstand
einer Ausstellung im Augustinermuseum waren, die mehrfach im Buch gemachte Behauptung
erscheinen, Esslingen sei mit seiner großen Dichte an Bettelordenskonventen, ihnen zugehörigen oder
nahestehenden Frauengemeinschaften sowie an Pfleghöfen etwas besonderes gewesen. Freiburg steht ihm
darin in nichts nach. Was aber das vorderösterreichische Freiburg von der ehemaligen Reichsstadt am
Neckar, die sich 1531 der Reformation zuwandte, unterscheidet, ist die hier im Breisgau bis zu den jose-
phinischen Reformen, ja teilweise bis ins 19. Jahrhundert fortdauernde Existenz der zahlreichen Klöster,
die mit ihrem geistlichen Wirken, aber auch mit ihrer Bedeutung als besitzreiche, Agrargüter erzeugende
und Arbeitskräfte beschäftigende Großhaushaltungen für das Wirtschaftsgefüge der Stadt prägend waren.
In Esslingen hingegen fand die Wirkungskraft der Klöster im 16. Jahrhundert ein jähes Ende. Das war, wie
im Vorwort ausgeführt wird, auch der Grund dafür, dass heutzutage in der Neckarstadt das Bewusstsein der
reichsstädtischen Vergangenheit durchaus noch lebendig, die Erinnerung an die „Klosterstadt Esslingen"
jedoch verblichen ist. Ein Grund mehr für die Ausstellungsmacher und Autoren, an die reiche mittelalterliche
Kloster- und Pfleghofgeschichte zu erinnern und sie „für die Stadtgeschichte wiederzugewinnen."
Dabei begnügen sie sich nicht damit, das Thema als stadtgeschichtliche Episode abzuhandeln, sondern sie
stellen es in den Gesamtzusammenhang eines Phänomens von überregionaler Relevanz, nämlich des
Zusammenkommens von Städtewesen mit religiöser Armutsbewegung und einem „vielfältigen Neuaufbruch
im Bereich der Frömmigkeit, der Seelsorge, des karitativen Wirkens und des Ordenswesens'4 im
13. Jahrhundert. Genau dieses Vorgehen macht das vorliegende Buch auch für denjenigen Leser interessant,
der mit Topografie und Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Esslingen nicht so vertraut ist.

Die Buchbeiträge sind in acht Kapitel oder Abschnitte unterteilt. Nach einem einleitenden Blick auf die
Gegenwart und den Umgang Esslingens mit seiner klösterlichen Vergangenheit wird in einem weit ausholenden
Kapitel „Zeit und Horizont" der allgemeine kirchen-, bau- und sozialgeschichtliche Rahmen oder
Hintergrund vorgestellt, in den sich die Geschichte der Esslinger Klöster einordnet. In den Kapiteln „Aufschwung
und Ankunft", „Theologie und Memoria", „Stadt und Wirtschaft" sowie „Bildung und Frömmigkeit
" werden dann unter verschiedenen Aspekten das Wirken der Konvente zum Nutzen und Wohl der
Bürger, das Beziehungsgeflecht zwischen Stadt und Klöstern, aber auch die kritischen Punkte im Verhältnis
zueinander beleuchtet. Mit den archäologischen, architektonischen und künstlerischen Hinterlassenschaften
befassen sich Essays in einem eigenen umfangreichen Abschnitt, bevor unter dem Titel
„Krise und Nachleben" die Reformationszeit, der Untergang der Klöster und das weitere Schicksal ihrer
Baulichkeiten betrachtet wird. Eine Art Anhang bilden schließlich danach geschichtliche und baugeschichtliche
Portraits der einzelnen Klöster und Pfleghöfe. Nicht zuletzt dieser Anhang macht den Band auch zu
einem guten Nachschlagewerk für den an der lokalen und regionalen Geschichte interessierten Leser.

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