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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0059
Militärflüchtige im vorderösterreichischen Oberamt Breisgau

1788 bis 1805

Von

Günther Klugermann
Einführung

„Das 18. Jahrhundert: Die Zeit der Deserteure", so lautet der Titel eines Aufsatzes, den der
Historiker Michael Sikora zu einem Sammelband beisteuerte, für den er auch als Mitherausgeber
fungierte.1 Es sind die letzten Jahre dieses Jahrhunderts und der Ubergang ins 19. Jahrhundert,
denen sich der vorliegende Aufsatz im Hinblick auf die Militärflüchtigen widmet. Es ist zu vermuten
, dass sich die Zeit der Deserteure ins 19. Jahrhundert hinein verlängerte, zumindest bis
zum Ende der sogenannten „Koalitionskriege" im Jahr 1815.

Der Auslöser zur Beschäftigung mit dem Thema war, dass mir bei der Lektüre der mittlerweile
von der Freiburger Universitätsbibliothek digitalisierten und ins Netz gestellten Ausgaben der
Freiburger Zeitung und ihrer Vorläufer die häufigen Suchanzeigen verschiedener Behörden auffielen
. Ich begann, die gesuchten Personen mit allen abgedruckten Angaben in einer Datenbank zu
erfassen - zunächst von der ersten digitalisierten Ausgabe von 1784 bis einschließlich des Jahres
1820. Auf diese Weise kamen über 9.000 Menschen zusammen. Das umfangreiche Material sollte
nun auf sinnvolle Weise ausgewertet werden. Auffallend war, dass etwa zwei Drittel der erfas-
sten Personen zu den sogenannten „böslich Ausgetretenen" zählten, das heißt, diese Leute hatten
aus verschiedenen Gründen das Land ohne behördliche Erlaubnis verlassen. Von dieser Gruppe
wiederum interessieren für diese Studie nur diejenigen jungen Männer, welche sich explizit oder
höchstwahrscheinlich wegen drohendem oder aktuellem Kriegs- bzw. Militärdienst in Sicherheit
brachten. Das war in der Regel das meist recht nahe liegende Ausland.

Eine weitere Einschränkung wurde notwendig, um ein Thema aus der Fülle dieser Daten im
Aufsatzformat bearbeiten zu können: die politisch-geographische Abgrenzung. Deshalb beschei-
de ich mich mit dem vorderösterreichischen Oberamt Breisgau, dessen Umfang der folgenden
Karte zu entnehmen ist (Abb. 1).

In diesem Breisgau wurde im Zeitraum von 1788 bis 1805, jeweils einschließlich, nach
rund 1.100 jungen Männern gefahndet, die ich aus zwei Gründen eher als Militärflüchtige denn
als Deserteure bezeichnen möchte. Zum einen wurde in den entsprechenden Suchanzeigen der
Begriff „Deserteur" nur ausnahmsweise benutzt, zum anderen meint Deserteur im eigentlichen
Sinn einen Soldaten, der sich unerlaubt von seiner Truppe entfernt. Bei den Gesuchten handelte
es sich aber mehrheitlich um solche, die sich bereits im Vorfeld abgesetzt hatten, bevor sie eingezogen
wurden, ja sogar bevor überhaupt entschieden war, dass sie für den Militärdienst infrage
kommen. Die jungen Leute entschwanden entweder sozusagen über Nacht oder waren schon
weg, etwa als Handwerksburschen auf Wanderschaft, und kamen nach den erlaubten drei Jahren
einfach nicht zurück.

Die Zahlen der Militärflüchtigen schwanken erheblich in dem angegebenen Zeitraum. Um
die Ursachen dafür besser verstehen zu können, ist es angebracht, den politischen oder eher kriegerischen
Kontext in den entsprechenden Jahren in aller gebotenen Kürze darzustellen.

Armeen und ihre Deserteure. Vernachlässigte Kapitel einer Militärgeschichte der Neuzeit, hg. von Ulrich
Bröckling und Michael Sikora, Göttingen 1998, S. 86ff.

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