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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0079
Die Anfänge der Freiburger Kanalisation

Von

Joachim Faller

Der Ingenieur Max Buhle, einer der Planer des Freiburger Kanalisation, schrieb 1898 rückblickend
über die hiesige Abwasserentsorgung: „Die Bachläufe, welche Freiburg in grosser Zahl durchschneiden
, dienten ehemals zugleich der Ableitung des Regenwassers und häuslicher Abwasser.
Wo solche Wasserläufe fehlten, hatte man Senkgruben angelegt, durch welche die Flüssigkeiten
dem in Freiburg fast überall durchlässigen Untergrunde zugeführt wurden. Aborte mündeten
im Allgemeinen in Gruben, bei den an den Gewerbebächen belegenen[!] Häusern zum Theil
in die Bäche selbst."1 Die offenen „Bächle" und Kanäle dienten also vor allem der Abführung
des Regen- und Brauchwassers, während Fäkalien fast ausschließlich, nach Zwischenlagerung
in Abtrittgruben, auf dem „Landweg" entsorgt wurden. Lange Zeit waren diese Gruben aus
durchlässigem Trockenmauerwerk gebaut, sodass die flüssigen Inhaltsstoffe versickerten und
nur die festen Rückstände in Abständen von mehreren Jahren oder gar Jahrzehnten ausgehoben
und abgeführt wurden.2 Da in Freiburg aufgrund des sehr tiefen Grundwasserspiegels die
Wasserversorgung nicht durch Tiefbrunnen, sondern durch Wasserleitungen aus dem „Mösle"
erfolgte, musste auf die zwangsläufige Verseuchung des Untergrunds durch die versickernden
Fäkalstoffe keine Rücksicht genommen werden.3 Jedoch wurden wohl spätestens mit dem rapiden
Anwachsen der Stadt im 19. Jahrhundert undurchlässige Gruben mit Zementverputz polizeilich
vorgeschrieben. Trotzdem war in den 1870er-Jahren nur etwa ein Viertel der Gruben
zementiert, vor allem solche in den neueren Baugebieten.4

Die Ausschöpfung der Gruben oblag im Mittelalter dem Henker der Stadt und seinen Gehilfen,5
in späterer Zeit geschah die Leerung der Abortgruben dann bis 1867 durch „Kloakenräumer"
oder Landwirte aus der Umgebung von Freiburg auf individuelle Bestellung und Bezahlung
durch die Hauseigentümer, mittels Ausschaufeln der Gruben. Diese Arbeit durfte nur nachts
durchgeführt werden, um die Anwohner vor der damit verbundenen Geruchsbelästigung und
Gesundheitsgefahrdung durch entweichende Gase so weit wie möglich zu schützen. Allerdings
geschah dies auf Kosten der Nachtruhe der Hausbewohner, da die Arbeiten mit einigem Lärm
verbunden waren.6 Zudem konnten die Gruben nur zu jenen Jahreszeiten geräumt werden, in
welchen deren Inhalt unmittelbar zur Düngung der Felder verwendet werden konnte, d.h. von

Max Buhle: Die Kanalisation, in: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten, hg. von dem

Badischen Architecten- und Ingenieur-Verein, Freiburg 1898, S. 149-156, hier S. 149.

Vgl. Hermann Kast: Reinigung und Entwässerung Freiburgs i. B., Freiburg 1876, S. 41.

Vgl. Heiko Haumann/Matthias Untermann: Gründung und Ausbau. Freiburg unter den Herzögen von

Zähringen, in: Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau, Bd. 1: Von den Anfängen bis zum „Neuen

Stadtrecht" von 1520, hg. von Heiko Haumann und Hans Schadek, Stuttgart 1996, S. 57-132, hier S. 113.

Vgl. Kast (wie Anm. 2), S. 38f.

Vgl. Ulrich P. Ecker: Bettelvolk, Aussätzige und Spitalpfründner. Armut und Krankheit als zentrales
Aufgabenfeld der Stadtverwaltung, in: Geschichte der Stadt Freiburg (wie Anm. 3), S. 468-500, hier S.
492.

Vgl. Vorlage des Stadtrathes an den Bürgerausschuß, den Ankauf des Abfuhrparkes aus der Konkursmasse
von Buhl & Keller, die Erwerbung und bauliche Herstellung der Düngerfabrik und den Bau eines
Düngerbehälters betr., Mai 1887, S. 6.

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